Die steirischen Schwarzen zerfleischen sich aufs Blut: Christopher Drexler muss an der Landesparteispitze weichen, Manuela Khom wurde kurzerhand inthronisiert – und ist neue Landeshauptmann-Stellvertreterin. Die Blauen sichern sich so wohl ihre lange Regentschaft.
„Feind, Todfeind, Parteifreund“: Diese viel strapazierte Steigerungsform – selten hat sie besser gepasst als jetzt auf die Geschehnisse in der steirischen Volkspartei. Da brachen am Montag Abgründe auf, die Einblicke in eine Schlangengrube – manche meinen eine Jauchengrube – der übelsten Art gewährten.
Es wird von wilden Schreiduellen berichtet, von brutalen Machtkämpfen, schweren Drohungen, wüsten Intrigen und kategorischen Ultimaten.
Was hat sich so massiv entladen? Frust und Ärger über den Landesparteichef Christopher Drexler, dem es nicht gelungen war, die ÖVP gegen die FPÖ zu verteidigen. Der es im November bei den Landtagswahlen nicht geschafft hatte, Platz 1 zu verteidigen oder zumindest die Volkspartei stark genug zu halten, damit sich eine Koalition mit der SPÖ und so der Erhalt des Landeshauptmannes ausgegangen wäre.
Dem Nachfolger des leutseligen Hermann Schützenhöfer ist es nie gelungen, aus dessen Schatten zu treten. Den Ruf des Intellektuellen, des Unnahbaren – den wurde er trotz aller redlichen Bemühungen, trotz unermüdlicher Touren durchs Land mit Zigtausenden Kontakten nicht los. Wie hatte es Schützenhöfer im Juni 2022 im Doppelinterview mit Drexler anlässlich der Übergabe an der Parteispitze in der „Steirerkrone“ formuliert? „An der Beliebtheit von Christopher Drexler müssen wir noch arbeiten.“ Und der beliebte Schwarze hatte ergänzt: „Aber es ist noch kein Landeshauptmann vom Himmel gefallen.“
Die Arbeit an Drexlers Beliebtheit – sie ist gescheitert. Und spätestens gestern ist er aus allen Wolken gefallen.
Nicht einmal den Vize-Landeshauptmann, den er vor seiner Wahl-Niederlage ohnehin für sich selbst ausgeschlossen hatte, hat man ihm noch zugebilligt. Dabei hatte Drexler es doch geschafft, im Buhlen um die Koalition mit der neuen Landeshauptmannpartei FPÖ die SPÖ auszustechen. Er hatte es auch geschafft, seiner Partei gleich viele Regierungssitze zu sichern wie den Blauen.
Doch das war seinen „Parteifreunden“ längst nicht genug. Bei vielen galt am Montag nur noch: Drexler muss weg, weg, weg! Koste es, was es wolle. Das darf auch die Reputation der Partei und ihrer führenden Köpfe kosten.
Die steirischen Schwarzen haben schon manche Tiefen erlebt. Den Absturz Josef Krainers 1995, den noch tieferen Sturz von Waltraud Klasnic zehn Jahre später. Aber dennoch wird der 16. Dezember 2024 als der schwärzeste Tag für die steirischen Schwarzen in die Geschichte eingehen.
Als jener Tag, an dem sie einander bis aufs Blut und ohne Rücksicht auf Verluste zerfleischt haben. Es beinahe riskiert hätten, noch aus der Regierung zu fliegen.
Er wird in die Geschichte eingehen als jener Tag, an dem ihnen nur eines gemeinsam gelungen ist: das Fundament für eine lange, ganz lange Regentschaft des neuen FPÖ-Landeshauptmannes Mario Kunasek zu betonieren!
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