Nach der Wahlniederlage führt Manuela Khom die steirische ÖVP in die erste Koalition mit den Freiheitlichen. Die Landtagspräsidentin gilt als streitbar und leutselig.
Wenn Manuela Khom in der Früh aufbricht, ist es meistens noch dunkel. Vom geografischen „Rand“ der Steiermark, von Murau, bis ins Grazer Landhaus sind es mindestens eineinhalb Stunden. Vom Landhaus, wo Khom die vergangene Periode als Landtagspräsidentin Hausherrin war, zieht sie jetzt bald in die Burg: Am Dienstag wurde offiziell verkündet, dass Khom die ÖVP als Juniorpartner in eine blau-schwarze Landesregierung führen wird. Politisches Neuland verlangt nach einem neuen Gesicht.
Die Wahl fiel auf die 61-jährige Chefin der Frauenbewegung und Wirtschaftsbündlerin. 1995 begann der politische Werdegang der gebürtigen Burgenländerin im Gemeinderat von Lassnitz bei Murau, 2010 zog sie in den Landtag ein. „Sie kämpft seit Jahrzehnten für Erreichbarkeit, für Straße und Schiene in der Region und für den ländlichen Raum“, sagt der Murauer Bürgermeister Thomas Kalcher (ÖVP).
Eine schwarze Feministin
Khom gilt als couragiert, resolut und streitbar – vor allem, was die Frauenpolitik betrifft. „Gleichberechtigung ist ihr wichtig, und da hat sie auch viel erreicht“, sagt Kalcher. Sie war es, die Hermann Schützenhöfer 2019 vom Reißverschluss-Prinzip auf ÖVP-Listen überzeugte. „Sie hat durchaus polarisiert und hatte es nicht immer leicht“, denkt Wirtschaftsbund-Chef Josef Herk zurück. „Wer stark argumentiert, macht sich nicht nur Freunde. Aber die schwierigen Zeiten haben sie nur noch beflügelt.“ Khom, sagt Herk, sei „keine Schönwetterkapitänin“.
Sie selbst hat eine Ausbildung zum „Gender Agent“, also zur Gleichstellungsexpertin, absolviert. Man kann es durchaus als ironisch bezeichnen, dass Khom jetzt mit der FPÖ ein Gender-Verbot in der Landesverwaltung mitträgt.
Wirtschaft, aber sozial
Obwohl Khom aus der Wirtschaft kommt, attestiert ihr Herk einen Sinn für soziale Verantwortung: „Sie hat die Gesellschaft immer als Ganzes gesehen.“ Dem „Auseinanderdriften“, sagt Bürgermeister Kalcher, habe sie immer etwas entgegensetzen wollen. „Als ich in die Politik ging, wurde ,Hilf den Hilflosen und sorge dich nicht um die Sorglosen‘ zu meinem Leitspruch“, schrieb Khom im Editorial des jüngsten Magazins der steirischen VP-Frauen.
Kekse nach Mitternacht
Wenn sie nach einem langen Tag im Landtag und im Auto nach Murau zurückkommt, kann es passieren, dass Manuela Khom um zwei Uhr in der Früh noch Kekse ins Rohr schiebt – „wenn es sein muss“, weil sie für eine Veranstaltung der Frauenbewegung gebraucht werden, sagt Bürgermeister Kalcher. In besagtem Magazin der VP-Frauen stellt sie ein Rezept für „Murauer Zwetschken-Bier-Brot“ vor, in ihrem Instagram-Profil beschreibt sie sich als „stolze Oma“. Und auch eine Leidenschaft für hohe Hacken wird ihr nachgesagt.
Sie ist nach Waltraud Klasnic die zweite Frau, die der steirischen ÖVP vorsteht.
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