Studie der Uni zeigt:

Pro Jahr zusätzlich 3900 Wohnungen in Tirol nötig

Tirol
18.12.2024 08:12

Der scheidende Tiroler LHStv. Georg Dornauer lud in dieser Funktion zur vorletzten Pressekonferenz. Eine Studie der Uni Innsbruck befasste sich mit dem Wohnraum. Brisant: 100.000 Wohnung in Tirol sind ohne eine Hauptwohnsitzmeldung.

Zu seiner vorletzten Pressekonferenz als erster Stellvertreter des Landeshauptmannes lud am Dienstag Georg Dornauer (SPÖ). Wie berichtet, wird er nach der Benko-Jagdaffäre am Mittwoch von seinem Amt zurücktreten. Eine Bilanz-Pressekonferenz ist für den Mittag anberaumt.

Am Dienstag präsentierte Dornauer zusammen mit Christian Obermayr von der Universität Innsbruck die Wohnbedarfsstudie Tirol 2024-2033. Ein Jahr lang hat ein mehrköpfiges Team der Uni daran gearbeitet. Kostenpunkt: 77.000 Euro.

Aktuell gibt es in Tirol 440.000 Wohneinheiten, 100.000 davon sind kein Hauptwohnsitz. (Bild: Johanna Birbaumer)
Aktuell gibt es in Tirol 440.000 Wohneinheiten, 100.000 davon sind kein Hauptwohnsitz.

Mehr als 100 Seiten mit Daten und Fakten
Die zentralen Fragen, denen nachgegangen wurde: Welche Herausforderungen und gesellschaftlichen Trends haben Auswirkungen auf den Wohnungssektor in Tirol? Wie sieht der aktuelle und zukünftige Wohnbedarf in den Bezirken aus? Und wie viele Wohnungen müssen in den kommenden Jahren gebaut werden, um bedarfsgerecht zu handeln? Die Studie umfasst über 100 Seiten und kann für Interessierte auch online auf der Homepage der Uni oder des Landes abgerufen werden.

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Im Zuge der Dorferneuerung wird die Sanierung von altem Baubestand und die Nachverdichtung seit Jahrzehnten forciert und umgesetzt.

(Bild: Johanna Birbaumer)

Georg Dornauer

100.000 Wohnungen sind ohne Hauptwohnsitz
Die wichtigsten Ergebnisse: Insgesamt gibt es derzeit rund 440.000 Wohneinheiten in Tirol. Was besonders ins Auge sticht: „Knapp 100.000 Wohnungen sind ohne Hauptwohnsitzmeldung, was rund 22,6 Prozent aller Wohnungen entspricht. Von diesen 100.000 Wohnungen haben nur rund 24.000 zumindest eine Nebenwohnsitzmeldung“, rechnet Obermayr vor.

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Mögliche Gründe für die rund 76.000 Wohnungen ohne jegliche Meldung sind laut dem Experten, dass „es Altlasten im Register sind, Freizeitwohnsitze oder Ferienwohnungen sind, es sich um Leerstand handelt, die Wohnung als Umzugsreserve dient, es sich um eine Investition handelt, sie für die spätere Eigennutzung geplant ist oder bewohnt, aber nicht gemeldet ist“.

LHStv. Georg Dornauer (rechts) und Christian Obermayr präsentierten die Studie. (Bild: Johanna Birbaumer)
LHStv. Georg Dornauer (rechts) und Christian Obermayr präsentierten die Studie.

Weiters zeigt die Studie, dass bis zum Jahr 2033 rund zusätzliche 35.000 Wohnungen benötigt werden, um den Wohnbedarf zu decken. Pro Jahr sind es also knapp 3900 Wohnungen. „Angesichts der Tatsache, dass in den vergangenen Jahren pro Jahr rund 7000 Wohnungen gebaut wurden, hat mich diese Zahl sehr überrascht“, räumt Dornauer ein.

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Wohnpolitische Strategien müssen auf die jeweiligen regionalen Gegebenheiten zugeschnitten werden. Nachhaltigkeitskriterien müssen dabei berücksichtigt werden.

(Bild: Johanna Birbaumer)

Christian Obermayr

Studie gibt auch fünf Handlungsempfehlungen
Der scheidende LHStv., der übrigens nichts von einer Hauptwohnsitzpflicht hält, unterstreicht die Wichtigkeit von fünf Handlungsempfehlungen, die in der Studie definiert wurden:

  • Bauland mobilisieren: Raumordnungsinstrumente wie die Vertragsraumordnung und Nachverdichtung sollen stärker genutzt werden, um Bauland effizient zu mobilisieren.
  • Leerstand aktivieren: Eine landesweite Leerstandsdatenbank soll ungenutzten Wohnraum identifizieren. „Fördermaßnahmen könnten dazu beitragen, leer stehende oder unbewohnbare Wohnungen wieder bewohnbar zu machen.“
  • Wohnbedarfsplanung: Um Bedürfnisse der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen besser abzudecken, sei eine gemeinsame Definition und regionale Erfassung des Wohnbedarfs sowie eine abgestimmte Vergabe entscheidend.
  • Leistbaren Wohnbau priorisieren: Gemeinden sollten Zielwerte für leistbaren Wohnraum festlegen und die Leistbarkeit im Neubau überwachen. Stärker genutzt werden sollen Raumordnungsinstrumente zur Sicherung von leistbarem Wohnraum.
  • Neue Wohnformen: Ein wichtiger Schritt für die Zukunft ist die Förderung innovativer Wohntypologien. Beispielsweise ein Mehrgenerationenwohnen oder inklusives Wohnen.
Auch Folien wurden bei der Pressekonferenz präsentiert. (Bild: Manuel Schwaiger)
Auch Folien wurden bei der Pressekonferenz präsentiert.
(Bild: Manuel Schwaiger)
(Bild: Manuel Schwaiger)

„Studie nicht mehr wert als das Papier, auf dem sie steht“
Laut Dornauer arbeite die Landesregierung an der Erhebung und Mobilisierung von Leerstand. „Und mit der Wohnbauförderung werden die Tirolerinnen und Tiroler gezielt unterstützt.“

Noch während der Präsentation hagelte es schon Kritik. Zeliha Arslan von den Grünen meint in einer Aussendung, dass „die Ergebnisse eine teure Farce sind. 77.000 Euro Steuergeld wurden verbrannt, um Ergebnisse zu präsentieren, die längst jedem klar sind: Tirol braucht leistbaren Wohnraum. Die Studie ist nicht mehr wert als das Papier, auf dem sie steht“.

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