Eine Szenerie vor dem Grazer Opernhaus, ein kalter Wintertag, drei Erwachsene, zwei Kinder: Das Foto, das heute neben zwei weiteren Bildern aus vergangenen Tagen auf der Titelseite der Weihnachts-Ausgabe der „Steirerkrone“ zu sehen ist, wird wohl, wenn man sich die Mode und den Kinderwagen ansieht, in den späten 40er- oder den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufgenommen worden sein. Ein Mann offeriert der Familie einen Christbaum, auf dem Bild sind mehrere dünne Bäumchen zu sehen – sie sehen schmächtig aus, bei weitem nicht so dicht wie die meisten Christbäume heutzutage, viel schütterer sind die Ästchen. Dort, am Rande des Grazer Stadtparks mit der Oper im Hintergrund, wo das Bild entstand, werden immer noch Christbäume verkauft – und übrigens später auch entsorgt. Die Bäume heute sind schöner, die Kinderwägen komfortabler, die Kleidung ist wärmender. Aber Weihnachten damals – das war auch schön. Viele, die es erlebt haben, meinen sogar: noch schöner.
Tatsächlich sehnen wir uns doch fast alle irgendwie nach einem Weihnachtsfest, wie es früher war. Nach Christbäumen mit Wind-, Gelee- und Fondant-Ringerln, Schnapsflascherln und Zuckerln in Papier eingewickelt. Manche haben in das Papier, weil Zuckerln zu teuer waren, einfach Zuckerwürfel eingewickelt.
Die Geschenke – auch sie waren viel einfacher. Zwei, manchmal drei Packerln für die Kinder, je eines für die Mama und den Papa, eines für die Oma und den Opa. Das war ein Pyjama, ein Schlafrock, manchmal ein Stoff für einen Anzug oder ein Kostüm, wenn man sich den Schneider dafür leisten konnte oder wollte.
Für die Kinder gab's Matador, später auch Lego und einen warmen Pullover. Manchmal auch einen brummenden Teddybären, wie wir auf einem weiteren Foto aus der Steiermark – Papa, Bub und Teddy – in unseren Weihnachtserinnerungen zeigen. Das Christkind brachte den Teddy genau heute vor 60 Jahren. Dem Bären geht es nach einer Intensivbehandlung in einer Teddyklinik wieder gut, der Papa feiert allerdings längst nicht mehr mit.
Ja, wir denken heute am Heiligen Abend in der Steiermark viel an die Vergangenheit, an die eigene Kindheit, an unsere Eltern und Großeltern, mit denen wir nicht mehr feiern können. Aber vielleicht haben sie ja ihre Hände mit im Spiel, wenn das Christkind heute vorbeiflattert und für Glanz in den Augen nicht nur der Kleinsten sorgt.
Ob diese, wenn sie einmal längst erwachsen sind, wohl auch dereinst von „Weihnachten wie früher“ träumen werden?
Einen schönen Heiligen Abend!
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