Rund 6.000 Jahre alt

Älteste Gräber der Steiermark nahe Wildon entdeckt

Wissenschaft
04.06.2013 10:35
Auf dem Bocksberg bei Wildon, 20 Kilometer südlich von Graz, haben Archäologen die mit rund 6.000 Jahren ältesten Gräber der Steiermark entdeckt. Laut Angaben des Vereins "Kulturpark Hengist", der die Feststellungsgrabungen im Auftrag des Bundesdenkmalamtes durchgeführt hat, stammen die Grabreste aus der frühen Kupferzeit.

Die archäologische Ausgrabung, die im Sommer des Vorjahres über ein Beschäftigungsprojekt mit archäologischen Hilfskräften durchgeführt wurde, setzte bei einer Steinformation an, wo schon in der Vergangenheit Keramikfragmente gefunden worden waren. Zweck und Datierung der quadratisch angeordneten Steinsetzung aus Leitha-Kalk konnten zwar nicht geklärt werden, man stieß aber auf Reste von Feuerbestattungen. 

Als Urne verwendete Schüssel entdeckt
Auffälligstes gefundenes Artefakt war eine in etwa zur Hälfte erhaltene sogenannte Knickwandschüssel aus Keramik (Bild 2), die eine charakteristische Form der Lasinja-Kultur in der frühen Kupferzeit darstellt. In dieser als Urne verwendeten Schüssel befanden sich Reste eines verbrannten Schädels (helle Fragmente im Bild links) eines jüngeren Mannes.

"Dieser überraschende Befund stellt eine wissenschaftliche Sensation dar, belegt er doch die erste gesicherte – wenn auch leider zerstörte und verlagerte – jungsteinzeitliche bzw. kupferzeitliche und somit älteste Grablege der Steiermark", erklärte Grabungsleiter Christoph Gutjahr. Zwar sind an die 120 kupferzeitliche Siedlungen bekannt, bisher konnte aber noch kein einziges korrespondierendes Grab entdeckt werden.

Alter mit Radiokarbon-Methode nachgewiesen
Wie mittels C-14-Methode nun nachgewiesen werden konnte, sind zwei Bestattungen vom Bockberg in die Zeit zwischen 4230 und 3970 vor Christus zu datieren. Sie sind damit um rund 3.000 Jahre älter als die zwei bisher ältesten bekannten spätbronzezeitlichen Gräber aus dem Gräberfeld von Kainach bei Wildon sowie vom Karmeliterplatz in Graz (ca. 1250 v. Chr.). Eine Verbindung der Gräber zu der wenige hundert Meter oberhalb gelegenen und bereits 1924/26 untersuchten kupferzeitlichen Siedlung auf der Steinmaisspitze am Bockberg ist laut Gutjahr anzunehmen.

Aus der frühen bzw. beginnenden Kupferzeit sind in Österreich insgesamt nur fünf Bestattungen bekannt. Die Kupferzeit bezeichnet man in weiten Teilen Europas und Vorderasiens den spätesten Abschnitt der Jungsteinzeit, in dem die Kupfergewinnung und die Kupferverarbeitung einsetzten. Erst unlängst wurde auf dem Kanzelkogel bei Gratkorn nördlich von Graz eine Siedlung ausgegraben, die den ältesten Nachweis autochthoner Kupfermetallurgie in der Steiermark erbrachte.

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