Bereits seit 2015 ist Hohenems blau, bei den jüngsten Gemeindewahlen 2020 eroberten die Roten die Landeshauptstadt Bregenz. Droht der ÖVP im März der Verlust weiterer Städte oder kann eine der einst schwarzen Hochburgen zurückerobert werden?
Bis kurz vor Weihnachten dürfte niemand daran gezweifelt haben, dass Simon Tschann (ÖVP) die Bürgermeisterwahl in Bludenz gewinnt. Nach seiner Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs sieht die Sache allerdings anders aus. Auch wenn Tschanns Verteidiger Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung angemeldet hat und der Stadtchef seine Unschuld beteuert – der Schaden ist angerichtet, das Misstrauen gesät. Für potenzielle Gegenkandidaten hat sich die Ausgangslage signifikant verbessert. Während sich Joachim Weixlbaumer (FPÖ) noch vornehm zurückhält, könnte vor allem SPÖ-Chef Mario Leiter Morgenluft wittern. Dass er nach dem Urteil erneut als roter Spitzenkandidat in Bludenz ins Rennen geht, ist nicht ganz ausgeschlossen.
Rädler tritt erstmals als ÖVP-Bürgermeisterkandidat an
Besonders spannend dürfte die Bürgermeisterwahl in Feldkirch werden. In der Montfortstadt wird ÖVP-Stadtchef Manfred Rädler seine erste Wahl schlagen. Große Fehler hat er seit seiner Amtseinführung im Sommer 2024 keine begangen. Die Amtszeit war aber wohl auch zu kurz, um eine eigene Handschrift zu entwickeln und die Herzen der Feldkircher zu erobern. Das wiederum gelingt Vizebürgermeisterin Andrea Kerbleder recht gut. Die stets freundliche Freiheitliche wirkt voller Tatendrang und dürfte mehr als nur eine ernst zu nehmende Konkurrentin sein.
Eine heftige Schlacht um die Montfortstadt dürfte es allerdings nicht geben: Rädlers Vorgänger Wolfgang Matt holte die FPÖ als Koalitionspartner ins Boot. Und beim Bürgermeisterwechsel wählten die Freiheitlichen Rädler brav zum neuen Stadtchef.
Fäßler sollte Fässler nicht allzu gefährlich werden
In Dornbirn wird Langzeitbürgermeisterin Andrea Kaufmann (ÖVP) nicht mehr antreten. Wunschnachfolger Julian Fässler konnte sich im Vorfeld der Wahl keine ersten Sporen als Bürgermeister verdienen, da die ÖVP weder über die absolute Mehrheit, noch über einen Koalitionspartner verfügt, der Fässler vorzeitig ins Amt gehoben hätte. Mit Markus Fäßler (SPÖ), Christoph Waibel (FPÖ) und Juliane Alton (Grüne) gibt es drei gestandene Herausforderer. Zünglein an der Waage werden möglicherweise die Neos, die dafür sorgen könnten, dass Julian Fässler die erforderlichen 50 Prozent im ersten Wahldurchgang nicht erreicht und in die Stichwahl muss. Die schwarze Festung dürfte er aber spätestens dann erfolgreich verteidigen.
Und wie stehen die Chancen für die Schwarzen, die verlorenen Städte zurückzuerobern? In Hohenems dürften diese gegen Null tendieren: Zum einen, weil Polit-Profi Dieter Egger nichts anbrennen lassen wird – sein jüngstes Budget brachte der Freiheitliche mit den Stimmen der Grünen(!) durch. Zum anderen auch, weil die ÖVP Hohenems unter der Wahrnehmungsgrenze agiert. Bei der Landtagswahl waren es die Parteikollegen aus Dornbirn und Lustenau, die im Bezirk klar den Ton angaben.
Ritsch wird Stichwahl nicht erspart bleiben
Etwas besser dürfte die Chancen in Bregenz stehen. Hier sollte es dem schwarzen Herausforderer Roland Frühstück gelingen, den amtierenden Bürgermeister in die Stichwahl zu zwingen. Michael Ritsch (SPÖ) dürfte es – ähnlich wie Julian Fässler in Dornbirn – schwer haben, im ersten Wahlgang die notwendigen 50 Prozent zu erreichen. Schließlich stehen mit Hubert Kinz (FPÖ), Sandra Schoch (Grüne) und Michael Sagmeister (Neos) noch drei weitere politische Schwergewichte zur Wahl.
Inwieweit Ritsch das nicht eingehaltene Versprechen mit der Abschaffung der Parkgebühren, die Verzögerungen beim Bahnhofsneubau oder diverse andere Verkehrsmaßnahmen auf den Kopf fallen, wird sich zeigen. Doch auch für Roland Frühstück dürfte es nicht einfach werden: Die Wahl in Bregenz wird in Vorkloster gewonnen – und dort muss sich Frühstück seine Stimmen erst noch erkämpfen.
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