Wirtschaftskammer-Boss

Josef Herk: „Das System entmündigt Menschen“

Steiermark
07.01.2025 20:30

Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk nutzte seine Rede beim Neujahrsempfang für eine Frontalkritik am „System“: Dieses würde Eigenverantwortung zerstören und Menschen entmündigen. Leistung müsse wieder im Mittelpunkt stehen. Auch die (Bundes-)Politik bekam ihr Fett ab. 

Der steirische Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk scheut vor kantigen Aussagen nicht zurück – schon gar nicht, wenn in zwei Monaten eine Kammerwahl bevorsteht. Die Rede beim Neujahrsempfang am Dienstag in Graz wurde daher zu einer Abrechnung mit dem Status Quo. 

Der Standort Europa, Österreich und Steiermark sei zu bürokratisch, zu teuer, zu verschwenderisch. Das Problem sei aber tiefer liegend: „Wir haben ein System geschaffen, das jene Eigenschaften zerstört, die eine erfolgreiche Wirtschaft und Gesellschaft ausmachen: Eigenverantwortung, selbstständiges Denken, Mut zum Risiko, Freude an Innovation“.

Ein Wohlfühlstaat, der bevormundet
Das System würde laut Herk Menschen nicht ermächtigen, sondern entmündigen. Mut werde bestraft, Nichtstun oft belohnt. Am Ende stehe eine „Gesellschaft, die nicht mehr selbstständig denken und handeln kann, weil der Wohlfühlstaat glaubt, sie bevormunden zu müssen.“ Der Kammerpräsident fordert daher eine Reform der Haltung: Leistung müsse im Mittelpunkt stehen, belohnt und nicht bestraft werden. 

Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (Bild: Jauschowetz Christian)
Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl

Die Kritik an der hohen Teilzeitquote, der „Work-Life-Balance“ und der Grazer Regierung („die Stadt kann von Verkehrsberuhigung und Sozialpolitik alleine nicht leben“) überraschte nicht – eher schon, dass auch die Verwaltung ihr Fett abbekam. Es dürfe keine Amtsstuben mehr geben, sondern Dienstleister an der modernen Gesellschaft.

Lob für Steiermark, Kritik am Bund
Herk, der nach der verlorenen Landtagswahl öffentlich Kritik am steirischen Ex-ÖVP-Chef Christopher Drexler übte, lobte die Regierungsbildung in der Steiermark als „klar strukturierten Prozess“. Auf Bundesebene sieht er hingegen „das Negieren von großen Herausforderungen, zumindest in den Teilen der Politik“ – gemeint ist da wohl primär die SPÖ. 

Interessant dann der Schluss von Herks Rede. Ihm wird ja von internen Gegnern vorgeworfen, zu wenig lautstark für die Interessen der Unternehmer einzutreten. Der Präsident nannte das Ziel, als Kammer mutiger zu werden und alles mit noch größerer Klarheit anzusprechen. Daran sei er gerade im Wahljahr zu messen.

Fast ganze Landesregierung vertreten
Der Neujahrsempfang der WKO war gut und hochkarätig besucht. Die Landesregierung war mit Manuela Khom, Barbara Eibinger-Miedl, Claudia Holzer, Stefan Hermann, Hannes Amesbauer und Karlheinz Kornhäusl fast vollständig vertreten. Ebenfalls gesichtet: Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler, Arbeiterkammer-Präsident Josef Pesserl, die Rektoren Peter Riedler und Horst Bischof, die Steiermärkische-Vorstände Gerhard Fabisch und Georg Bucher, die Grazer Stadträte Kurt Hohensinner, Claudia Schönbacher und Manfred Eber, Spar-Steiermark-Chef Christoph Holzer und viele weitere Vertreter aus der weiß-grünen Wirtschaft.

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