Inferno in Kalifornien

Österreicher in LA: „Feuer einer neuen Dimension“

Ausland
09.01.2025 09:22

Waldbrände in Los Angeles haben bereits mehr als fünf Todesopfer gefordert, 12000 Gebäude wurden zerstört. Der österreichische Generalkonsul in Los Angeles spricht von einem „Feuer einer neuen Dimension“.

Die Steirerin Melanie Herrmann lebt in West Los Angeles an der Grenze zu Santa Monica und Brentwood. Am Vormittag schien alles noch normal, als sie im Homeoffice arbeitete, bis um 13 Uhr die ersten SMS ihrer Freunde eintrafen, dass ein großes Feuer in Palisades ausgebrochen sei. „Die Ereignisse überschlugen sich explosionsartig, als um 15 Uhr bereits dicke Rauchschwaden über West Los Angeles hingen und der Feuerschein nach Sonnenuntergang am Nachthimmel in Orangerot hinter dem Wilshire Boulevard aufleuchtete“, berichtete Herrmann. 

Die Steirerin Melanie Herrmann schickte der „Krone“ ein Bild mit der Aussicht von ihrem Balkon in Los Angeles, als die Feuerwalze sich näherte. (Bild: privat)
Die Steirerin Melanie Herrmann schickte der „Krone“ ein Bild mit der Aussicht von ihrem Balkon in Los Angeles, als die Feuerwalze sich näherte.

Sorge wegen Gefahr von Evakuierung in der Nacht
Ihr sei rasch klar geworden, dass es eine sehr kritische Nacht werden würde. Wegen der Stromausfälle hätten sie bei Kerzenschein zu Abend essen müssen. „Da die Evakuierungszone am Dienstagabend bereits nur eine Meile von unserem Haus entfernt war, bei anhaltend schlechter Luft, wussten wir, dass ein Risiko besteht, dass wir über Nacht unsere Wohnungen evakuieren müssen“, so die Steirerin, die seit 2013 in Kalifornien lebt und als Consultant im Bereich Biotechnologie arbeitet.

Ein Gefühl von kollektivem Zusammenhalt und auch Trauer über die unglaubliche Zerstörung sei zu spüren gewesen. Nun könnten sie nur beten, dass der orkanartige Sturm bald zu einem Ende kommt. Viele Freunde hätten Herrmann geschrieben, sie seien da, wenn sie etwas brauchen könnte. „Ich brauche nur ein wenig Klimaschutz von allen“, so die Steirerin verzweifelt. 

Die massive Feuerwalze verschlingt ein Haus nach dem anderen – 130.000 Menschen mussten ihre Häuser schon verlassen. „Neue Brände überall“, schildert der österreichische Regisseur Robert Dornhelm aus Los Angeles im „Journal um acht“ auf Ö1 die verzweifelte Lage. Die Flammen seien auch auf Hollywood und Santa Monica übergegriffen.

Flucht in letzter Minute
Dornhelm berichtete, dass er bei seiner Flucht vor den Flammen fast zu lange gewartet habe. „Als wir wegfuhren, hat es links und rechts schon gebrannt“, berichtet der Filmemacher von einer „Weltuntergangsstimmung“. Hurrikanartige Winde würden die Lage so dramatisch machen. Die Kombination mit dem Feuer sei verheerend. Die Feuerwehr habe ihm erklärt, dass in seinem Wohngebiet alles abgebrannt sei – dennoch hofft er, dass sein Haus doch verschont worden sein könnte. 

Generalkonsul: „Dieses Ereignis hat eine andere Dimension“
Michael Postl, Generalkonsul in Los Angeles, musste eine Dienstreise in Las Vegas abbrechen. „Wir haben hier schon öfter Waldbrände erlebt, dieses Ereignis hat aber eine andere Dimension“, schildert Postl gegenüber der „Krone“. Die Trockenheit gepaart mit heißen Winden aus der Wüste verwandeln die gesamte Region in ein einziges Inferno. 

Laut aktuellen Stand befinden sich bislang keine Österreicher unter den zahlreichen Verletzten, zwei verloren jedoch bereits durch die Feuersbrunst ihre Häuser. Andere wiederum müssen über Videokameras in ihren Heimen – zumindest aber aus sicherer Distanz – mitansehen, wie die Flammen Stück für Stück ihr Hab und Gut verschlingen ...

50 Österreicher in Gefahrenzone
Laut Außenministerium steht das Generalkonsulat in Los Angeles mit knapp 50 Österreichern in der Gefahrenregion in Kontakt. Man stehe den Betroffenen bei Bedarf zur Verfügung, aber auch Angehörigen, die sich um Familienmitglieder sorgen. Eine Reiseregistrierung, diese gilt für die gesamten USA, haben etwa 200 Personen beim Außenamt abgegeben.

US-Medien berichten schon jetzt um eine der schlimmsten Feuerkatastrophen der Stadtgeschichte von Los Angeles. US-Präsident Joe Biden sagte unterdessen seine geplante Reise nach Italien samt Audienz bei Papst Franziskus ab. Rund 7500 Einsatzkräfte kämpfen gegen Brände. „Wir setzen alle verfügbaren Ressourcen für die Bekämpfung dieser Brände ein“, teilte der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, mit. Newsom befürchtet einen Anstieg der Opfer. Im Interview mit CNN sprach er von „völliger Zerstörung“.

„Chaotische Szenen“ bei Evakuierungen
Zahlreiche Bewohner versuchten, das Gebiet zu verlassen, was laut US-Medien zu massiven Staus führte. Ein Anrainer berichtete dem Sender CNN von „chaotischen Szenen“. Es brennt nördlich des Hollywood Boulevard, eine Gegend, die mehrere Touristenziele beherbergt, darunter den Hollywood Walk of Fame und das Chinese Theatre.

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