Ein steirischer Rechtsanwaltsanwärter besserte sein Gehalt mit Suchtgifthandel auf. Der Polizei lieferte er letztlich die dicken Fische hinter dem kriminellen Geschäft – Infos über einen Mordversuch und Folterbilder inklusive!
Der Papa gründete eine der renommiertesten Anwaltskanzleien für Wirtschaftsrecht in der Steiermark. Der 33-jährige Sohn sollte in seine Fußstapfen treten, studierte Jus an der Uni Graz, machte sein Gerichtsjahr bei der Staatsanwaltschaft Leoben und war schließlich als Rechtsanwaltsanwärter in der Kanzlei des Vaters tätig – es schien also alles nach Plan zu laufen.
Anwaltsanwärter wäre am liebsten Künstler
Zumindest nach außen hin, denn im Juli 2024 wurde der junge Jurist in Handschellen abgeführt. Vor der Polizei legte er schließlich eine Lebensbeichte ab: Seit über einem Jahr besserte er sich seinen Lohn nämlich mit Drogengeschäften auf. „Ich konnte mir sonst nicht einmal meine Fixkosten leisten“, gab der Steirer an, der eigentlich am liebsten selbstständiger Spray-Künstler wäre. Den Beamten nennt er schließlich Namen, beschreibt mafiöse Strukturen, die europaweit arbeiten – er sei nur ein kleines Puzzleteil.
Sechs mutmaßliche Mitglieder der Drogengruppe gingen den Ermittlern ins Netz. Handyauswertungen brachten dann beachtliche Zahlen ans Licht: Kiloweise Cannabis und Kokain – importiert aus Spanien – brachten die Beschuldigten an den Mann.
Drogen in Wiener Luxus-Hotels gebunkert
„Im Wiener Raum hielten sie die beschafften Suchtgifte zunächst in verschiedenen Luxus-Hotels oder Airbnb auf Depot“, so die Ermittlungsergebnisse. Mit Kurieren setzten sie diese schlussendlich in Verkehr. „Dabei agierten die Beschuldigten arbeitsteilig und hierarchisch strukturiert, wobei einzelne Mitglieder der Vereinigung eine massive kriminelle Energie in Form von Gewaltdelikten aufwiesen.“
Denn auf den Handys der mafiösen Dealer fanden die Beamten nicht nur Bilder von Suchtgift: Bewusstlos geprügelt und mit den Händen hinter dem Rücken gefesselt, liegt ein junger Mann auf einer Couch in einem Hotelzimmer. Szenen, die an Foltermethoden erinnern.
Mordversuch: „Das nächste Mal, mach weiter“
Chat-Nachrichten aus jener Nacht: „Wusstest du, dass ich Andi unabsichtlich fast umgebracht habe?“ – „Ja, beim Würgen, oder? Das nächste Mal mach ruhig weiter. Diese minderwertige Ratte.“ Wohl eine Auseinandersetzung mit einer verfeindeten Gruppierung.
Ermittelt wird nun gegen zwei junge Männer wegen des Verdachts des versuchten Mordes. 16 weiteren Männern und Frauen wird Verstoß gegen das Suchtmittelgesetz im großen Stil vorgeworfen – zwei von ihnen, die Mandanten von den renommierten Anwälten Nikolaus Rast und Philipp Wolm, sind bereits wieder auf freiem Fuß.
Jurist auf freiem Fuß
Genau wie der 33-jährige Rechtsanwaltsanwärter. Sein Verfahren wird separat geführt. Nach seiner Beichte und Enthaftung bei der Polizei postete er im Juli 2024 stolz in einem sozialen Medium: „free – frei“. Ob das so bleibt, wird wohl ein Prozess zeigen.
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