Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) hat mitgeteilt, das Aus der „Zuckerl“-Koalition nicht akzeptieren zu wollen. Der mächtige Sozialdemokrat macht ÖVP und NEOS ein Angebot – und klingt dabei, als würde es den Parteichef Andreas Babler gar nicht geben.
Der Wiener Bürgermeister befindet sich aktuell in einer prekären Lage. Während sich die Bundespolitiker von NEOS und SPÖ nach dem „Zuckerl“-Aus gegenseitig mit Schmutz bewerfen, muss Ludwig gemeinsam mit den Pinken die Hauptstadt regieren. Der Hausfrieden seiner „Fortschrittskoalition“ hängt auch von den aktuellen Verwerfungen ab.
Was also tun? Ludwig ging zu einer Medienoffensive über. Dabei lobte er die Zusammenarbeit mit den NEOS, warnte vor Herbert Kickl als Bundeskanzler und sprach im Interview mit der „Krone“ Andreas Babler als SPÖ-Parteichef das Vertrauen aus.
Ludwig spricht jetzt für die SPÖ
Nur um wenige Stunden später selbst wie ein Bundesparteiobmann zu klingen. „Wir erleben eine entscheidende Phase in der zweiten Republik“, setzte Ludwig am Samstag auf der Plattform X an. Die Parteien der politischen Mitte müssten bündnisfähig bleiben. Und weiter: „Die SPÖ ist selbstverständlich jederzeit bereit, sofort die Verhandlungen mit ÖVP und NEOS neu aufzunehmen.“
Wir stehen an einer Zeitenwende der Zweiten Republik.
Ludwig zur „Krone“
Bild: Zwefo
Das darf getrost als Machtwort und herbe Kritik am bisherigen Verfahren gedeutet werden. Es gelte, eine Bundesregierung zu bilden, die sozial gerecht, wirtschaftlich wettbewerbsfähig und gesellschaftspolitisch liberal die Herausforderungen im Land bewältigt, führte der SPÖ-Mann weiter aus.
Chaotische Zustände nach „Zuckerl“-Aus
„Selbstverständlich“, wie Ludwig sagt, ist spätestens seit der Sprengung der „Zuckerl“-Koalition nichts mehr. Die ÖVP liebäugelt mit einer Kickl-Koalition, probt somit den Wortbruch am Wähler. Die NEOS beweihräuchern sich selbst als Fortschrittskraft ohne Mandat, und die SPÖ hat sich aus „Staatsinteresse und Verantwortung“ bereits in die Opposition verabschiedet.
Ein Weg zurück an den Verhandlungstisch scheint ein schwerer zu sein. Zur Erinnerung: ÖVP und die NEOS warfen Babler vor, die Verhandlungen mit cholerischen Ausbrüchen und unberechenbarem Verhalten torpediert zu haben. Der SPÖ-Chef beschuldigte seine Mitverhandler, sich in den Dienst der Großbanken gestellt zu haben und witterte eine blau-schwarze Verschwörung.
Der Wiener Bürgermeister hat jetzt offenbar genug gesehen – und vor allem gehört. Bereits im Gespräch mit der „Krone“ holte Ludwig zu einem Rundumschlag aus. Die Streithähne seien „alle“ gut beraten, ihre persönlichen Eindrücke hintanzustellen. In den vergangenen Stunden legte er nach und betonte das Gewicht seines Amtes: „Wien ist Wirtschaftsmotor und Nettozahler. Jede Bundesregierung ist gut beraten, ein gutes Einvernehmen mit Wien herzustellen. Das erwarte ich mir.“
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