Sie haben die Rockgeschichte und ganze Generationen von jungen Musikern geprägt. Zum 75er (bzw. etwas danach) werden die Legenden Alice Cooper, Ozzy Osbourne und Bruce Springsteen mit jeweils einem großformatigen Hochglanzbuch (Hannibal Verlag) geehrt. Quintessenz: Die Rückschau auf drei einzigartige Karrieren.
Der Lauf der Zeit ist unerbittlich. Das ist eine Feststellung, die jeder unweigerlich am eigenen Leib erfährt. Egal ob reich oder arm, schwarz oder weiß, Frau oder Mann. Dass der Rock’n’Roll altert, ist indes längst kein Geheimnis mehr. Während uns Social-Media-Memes aufschrecken lassen, weil sie uns erklären, dass die 80er-Jahre bald 50 Jahre zurückliegen, kommen auch die großen Helden von damals und heute langsam außer Tritt. Nicht jeder kann sich mit 80 noch so grazil bewegen wie Mick Jagger oder alle gängigen Regeln der Evolution austricksen, wie es Keith Richards zu tun pflegt. Manch andere müssen ihrem Alter langsam Tribut zollen. Iron-Maiden-Drummer Nicko McBrain etwa begibt sich aufgrund mangelnder Kondition in die freiwillige Live-Pension, die britischen Hard-Rock-Urgesteine Uriah Heep wollen nach einer üppigen Abschiedstour vermehrt auf Einzelgigs und Festivalauftritte setzen und Ozzy Osbourne muss gesundheitsbedingt auf die Bühne als Lebenselixier verzichten.
Schöne Sammelstücke
Der in Rock- und Pop-Gefilden umtriebige Hannibal Verlag hat sich den Herbst 2024 ausgesucht, um drei Größen zum 75er in Buchform zu gratulieren. Mit dem Timing ist das freilich so eine Sache, denn nur der „Boss“ Bruce Springsteen feierte im Vorjahr die Jubelzahl. Gruselpapst Alice Cooper und Fledermausbeißer Ozzy Osbourne sind längst darüber hinausgeschossen. Wer sich an derlei Ungenauigkeiten nicht stört, wird vor allem visuell perfekt bedient. Alle drei Exemplare kommen im unhandlichen Großformat um die Ecke, sind aber auch nicht für das Nebenbei-Gustieren in der U-Bahn gedacht, sondern machen sich besonders schön im Wohnzimmer-Buchregel oder neben den passenden Schallplatten. Wie man es von derlei Jubiläumsprojekten gewohnt ist, setzt man auf kundige Autoren, die Künstler und ihr Leben gut kennen und im besten Fall Wegbegleiter waren und dadurch einen tieferen Einblick in Wesen und Schaffen der jeweiligen Person haben.
Als Storyline wurde – wenig kreativ, aber sinnvoll – eine Unterteilung in jeweils 75 verschiedene Kapitel aus den Leben der Künstler gewählt. Darunter zählen für alle gleichermaßen geltende Marksteine wie wichtige Alben, Live-Auftritte oder Karriereschritte, interessanter wird es naturgemäß in der Individualisierung. So bekommt man noch einmal tiefere Einblicke in Alice Coopers mehrmalige Trunksucht, die er vor mehr als 40 Jahren für immer und ewig ablegte oder ins wilde Leben von Ozzy Osbourne, das mit tonnenweise Kokain-Konsum, die Nüstern hochgezogene Ameisen oder abgebissene Fledermausköpfe geprägt war. Vergleichsmäßig normal ist da freilich die Vita des amerikanischen Volkshelden Bruce Springsteen, der dafür musikalisch in noch einmal ganz andere Sphären vorstieß, als es den beiden anderen aufgrund ihrer kantigeren Ausrichtung möglich gewesen wäre.
Einblick in die alten Tage
Allen drei Werken ist gemein, dass sie eine fundierte und gut zusammenhängende Lebensgeschichte repräsentieren und die wichtigsten Eckdaten mit Background-Geschichten und liebevollen Details auffetten. Dazu gibt es eine ganz Fülle an Hochglanzbildern aus den unterschiedlichsten Zeitspannen der Interpreten, die für viel Nostalgie sorgen und dazu einladen, den dazu passenden Soundtrack auf den Plattenteller zu legen. Neben den Erfolgen, Skandalen und Glanzleistungen der drei prägenden Figuren der britischen und amerikanischen Rockgeschichte bekommt man einen wunderbaren Einblick in eine Zeit, als die Musikindustrie und das Bilden von Superstars der Gegenwart völlig entgegengesetzten Regeln erfolgte. Kenner und Begleiter der Musiker wird in den - zugegeben nicht günstigen – Kompendien nicht viel übermittelt, was sie nicht schon wissen. Als umfassende Rückschau und Sammelstücke lassen sich die drei pfundigen Jubelarien aber ideal in die eigene Sammlung stellen. Zusätzlich wird erinnert: Solche Kaliber wird es in der Form auch nie wieder geben.
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