Die erste Runde der Linzer Bürgermeisterwahl ist geschlagen. Wie vermutet, gab es keinen klaren Gewinner, weshalb es in 14 Tagen zu einer Stichwahl zwischen dem roten und blauen Kandidaten kommt. Politik-Professor Peter Filzmaier hat für die „Krone“ die Wahl beobachtet und analysiert, warum SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler sich nicht zu viel freuen sollte.
Gleich nach dem Bekanntwerden des Ergebnisses konnte SPÖ-Kandidat Dietmar Prammer das sagen, was ihm im gesamten Wahlkampf im Magen lag: Er kritisierte die fehlende Unterstützung seiner Genossen in der Landes- und Bundespartei. Trotzdem geht er gestärkt in die zweite Runde, allerdings: Zu siegessicher dürfen sich die Genossen nicht sein, meint Politik-Professor Peter Filzmaier, der für die „Krone“ die Wahl in Linz beobachtete.
„Prammer ist großer Favorit, aber auch nicht mehr“
„Prammer hat einen größeren Vorsprung als erwartet wurde. Er ist fast an das Luger-Ergebnis im ersten Wahlgang von 2021 herangekommen und ist jetzt klarer Favorit. Allerdings auch nicht mehr“, schränkt Filzmaier ein: „Die niedrige Wahlbeteiligung lässt für andere eine kleine Chance offen. Die größte Gefahr für Prammer ist, dass viele seiner Anhänger glauben, er hat die Wahl eh schon gewonnen und bei der Stichwahl in zwei Wochen nicht mehr ins Wahllokal gehen.“
Die FPÖ hat bei den letzten Wahlen deshalb so stark abgeschnitten, weil sie die ÖVP im ländlichen Raum abgeräumt hat. Linz ist aber kein ländlicher Raum, und es gibt hier auch keine ÖVP, die so groß ist, dass man sie abräumen könnte.
Professor Peter Filzmaier
Bild: Imre Antal
FPÖ konnte in Linz nicht von der ÖVP abräumen
Filzmaier glaubt, dass sich die Freiheitlichen bei dieser Wahl mehr erwartet hätten und Kandidat Michael Raml der große Erfolg der FPÖ auf anderen Ebenen keinen Rückenwind gebracht hat. Aber: „Raml hat sich im Vergleich zum Ergebnis 2021 fast verdoppelt. Die FPÖ hat bei den letzten Wahlen deshalb so stark abgeschnitten, weil sie die ÖVP im ländlichen Raum abgeräumt hat. Linz ist aber kein ländlicher Raum, und es gibt hier auch keine ÖVP, die so groß ist, dass man sie abräumen könnte“, analysiert der Politik-Professor.
„SPÖ konnte am besten mobilisieren“
Zeigt diese Wahl, dass Linz so ist, wie es immer war? „Ja, denn die SPÖ hat für Prammer auch erfolgreich mobilisiert, die Partei hat mit großem Abstand die beste Organisation. Es ist gelungen, die eigenen Zielgruppen zu mobilisieren.“
Der Bundesvorsitzende der SPÖ, Andreas Babler, könne sich über das Ergebnis freuen, so Filzmaier: „Wäre es nicht so gekommen, wäre das in der ohnehin unruhigen SPÖ zum endgültigen Tohuwabohu geworden. Babler muss aber klar sein, dass nach diesem guten Wahlergebnis für die SPÖ mit Prammer wieder einer seiner Gegner gestärkt wurde.“
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