Strittige Textzeilen

Slowenien warnt Steiermark wegen Hymnen-Plänen

Steiermark
13.01.2025 13:32

Vom Dachstein bis „zum Wendenland am Bett der Sav‘“ – so heißt es im „Dachsteinlied“, der steirischen Hymne. Die Pläne der FPÖ, die Hymne in die Landesverfassung aufzunehmen, sorgt jetzt für diplomatische Spannungen: Das Außenministerium in Ljubljana pocht auf „territoriale Integrität und Souveränität“.

Das „Bett der Sav‘“ liegt nämlich im Gebiet des heutigen Sloweniens und gehört, wie die gesamte Untersteiermark mit Städten wie Maribor (Marburg), Celje (Cilli) und Ptuj (Pettau), schon seit über 100 Jahren nicht mehr zur Steiermark. Dasselbe gilt für das „Rebenland im Tal der Drav‘“. Die Štajerska kam zunächst zu Jugoslawien und ist seit 1991 Teil des unabhängigen Staates Slowenien.

Slowenien hat die neue steirische Landesregierung zu „Besonnenheit“ bei ihrem Plan zur verfassungsrechtlichen Absicherung der Landeshymne aufgerufen und seine „territoriale Integrität und Souveränität“ bekräftigt. Auf Seite 65 des Regierungsprogrammes der FPÖ-ÖVP-Regierung heißt es nämlich: „In die Landesverfassung soll demnach die Landeshymne, das ,Dachsteinlied‘, aufgenommen werden.“ 

Neue steirische Regierungsspitze: Mario Kunasek (FPÖ) und Manuela Khom (ÖVP) (Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
Neue steirische Regierungsspitze: Mario Kunasek (FPÖ) und Manuela Khom (ÖVP)

„Territoriale Integrität und Souveränität“
Der Plan vernachlässige den historischen Entstehungskontext des Dachsteinlieds, kritisierte das slowenische Außenministerium gegenüber der Tageszeitung „Dnevnik“ (Onlineausgabe). „In diesem und ähnlichen Fällen betont das Ministerium die territoriale Integrität und Souveränität und ruft zu Besonnenheit auf, wenn es um Schritte von höchster Symbolkraft des Landes wie etwa auch die Landeshymne geht“, kommentierte das slowenische Außenministerium auf Anfrage von „Dnevnik“.

„Dachsteinlied“, erste Strophe

Hoch vom Dachstein an, wo der Aar noch haust,
bis zum Wendenland am Bett der Sav‘
und vom Alptal an, das die Mürz durchbraust,
bis ins Rebenland im Tal der Drav‘
Dieses schöne Land ist der Steirer Land,
ist mein liebes teures Heimatland,
dieses schöne Land ist der Steirer Land,
ist mein liebes, teures Heimatland!

Sloweniens Außenministerin Tanja Fajon (Bild: Adam Berry/AFP)
Sloweniens Außenministerin Tanja Fajon

Slowenien pflege mit seinen Nachbarn eine Zusammenarbeit auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit und im Geiste gemeinsamer europäischer Werte, betonte das Ministerium unter Verweis auf die regelmäßigen Sitzungen des Gemeinsamen Komitees Steiermark-Slowenien, zuletzt im Jänner des Vorjahres in Celje. „Wir erwarten, dass sich die vielfältige Zusammenarbeit auch in Zukunft unter der neuen Führung des österreichischen Bundeslandes Steiermark fortsetzen wird“, so das von der Sozialdemokratin Tanja Fajon geleitete Ministerium.

Unverständnis vonseiten der FPÖ
Im Büro von Landeshauptmann Mario Kunasek hält man die Kritik aus Slowenien für unberechtigt. Angedacht sei, den Artikel sechs der Landesverfassung (Landessymbole) um einen fünften Absatz zu ergänzen, in dem stehen soll: „Das ,Dachsteinlied‘ ist die Hymne der Steiermark.“ Dort ist etwa auch festgelegt, dass weiß-grün die Landesfarben der Steiermark sind.

Die Hymne singe man schon seit Jahrzehnten, Slowenien habe sich nie daran gestört. „Es ist realitätsfremd, daraus abzuleiten, dass völkerrechtlich anerkannte Grenzen nicht geachtet würden“, heißt es.

Klage beim VfGH?
Scharfer Widerspruch zum blau-schwarzen Plan kommt auch von der IG Autorinnen Autoren. Deren Geschäftsführer Gerhard Ruiss zeigte sich im „Dnevnik“-Gespräch empört. „Man kann nicht ein Gebiet in die Verfassung schreiben, das nicht Teil des Staates Österreich ist“, sagte er. Sollte der steirische Landtag dies durch einen entsprechenden Beschluss trotzdem tun, müsste eine verfassungsrechtliche Überprüfung eingeleitet werden, brachte Ruiss eine Klage beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) ins Spiel.

Porträt von Steirerkrone
Steirerkrone
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