Die Linzer Bürgermeisterwahl geht in die zweite Runde und bleibt spannend: Die Frage ist, wer im zweiten Wahlgang die Stimmen der Verlierer bekommt. Die Chancen für FPÖ-Mann Michael Raml sind intakt, auch wenn die SPÖ schon Stunden nach dem Sieg wieder auf der Straße stand, um für Dietmar Prammer zu laufen.
Vieles wird bei dieser engeren Wahl des Linzer Bürgermeister – so wird im Amtsdeutsch die Stichwahl bezeichnet – von der Wahlbeteiligung abhängen. Bekanntlich gaben am Sonntag nur 42,2% der wahlberechtigten Linzerinnen und Linzer ihre Stimme ab. Für die Stichwahl am Sonntag, den 26. Jänner, wird eine noch geringere Beteiligung erwartet – und genau aus diesem Grund müssen die Sozialdemokraten jetzt zittern. Wenn die Wähler von Dietmar Prammer im zweiten Durchgang davon ausgehen, dass er fix Bürgermeister wird und zu Hause bleiben, könnte die ÖVP-Klientel zum blauen Wahlhelfer werden.
Geht der Bürgermeister-Sessel auf den letzten Metern an die FPÖ?
Die FPÖ wird im überschaubaren, aber für sie enorm wichtigen Becken der ÖVP-Wähler fischen. Wandern die Stimmen von Martin Hajart, der in der Runde ausgeschieden ist, zu Kandidat Michael Raml, könnte er der SPÖ auf den letzten Metern den Stadtchef-Sessel wegschnappen. Dieses Szenario ist auch für Politik-Professor Peter Filzmaier denkbar, der für die „Krone“ die Wahl beobachtete und analysierte.
SPÖ rechnete nicht mit diesem Top-Ergebnis
Am Markt sind allerdings auch noch die Stimmen der unterlegenen Kandidaten von Grünen, Neos, KPÖ und Linz+. Ob die Spitzenkandidaten eine Wahlempfehlung abgeben, ist bisher nicht klar. SPÖ-Landesgeschäftsführer Florian Koppler sagte am Montag jedenfalls: Der Stein, der ihm vom Herzen gefallen sei, war riesig.
Der in der Linzer SPÖ fest verankerte Parteimanager, dem Ambitionen für das Amt des Vizebürgermeisters in der Landeshauptstadt nachgesagt werden, rechnete im Vorfeld nicht mit einem solchen Ergebnis: „Ich habe natürlich auf Prammer getippt, ihn aber bei 37 Prozent gesehen. Michael Raml hätte ich bei 23% gesehen.“ Die niedrige Wahlbeteiligung sieht er nicht gar so dramatisch wie andere: „Es wurde ja nicht auch der Gemeinderat und Landtag gewählt. Dann hätte es schon anders ausgesehen.“ Die SPÖ hat jedenfalls schon damit begonnen, für ihren „Didi“ zu laufen
SPÖ-Kandidat stand selbst um 6 Uhr früh auf der Straße
„Für uns stand bereits im Vorhinein fest, dass wir am Montag nach der Wahl gleich wieder auf die Straße gehen.“ Gesagt, getan – neben einigen anderen SPÖ-Teams im Stadtgebiet war auch Dietmar Prammer selbst bereits um 6 Uhr früh auf den Beinen, um – unter anderem mit Ex-Stadträtin Regina Fechter – in der Rudolfstraße fleißig Flyer zu verteilen.
„Für uns ist klar, dass wir alles geben müssen, um die Linzer zu motivieren, dass sie mir auch für die Stichwahl in zwei Wochen ihr Vertrauen schenken“, so Prammer. Davon, dass er den Sieg ja ohnehin schon fix in der Tasche hätte, will der 50-Jährige nichts wissen. Deshalb wurde auch am Sonntag nicht mehr groß gefeiert. „Natürlich haben wir noch mit einem Glaserl angestoßen, aber richtig feiern dürfen wir hoffentlich dann am 26. Jänner.“
Wegen Terminen: FPÖ-Kandidat machte eine kurze Pause im Wahlkampf
Anders die Freiheitlichen: Bei ihnen hat es schon fast Tradition, sich am Wahlabend im Stieglitz an der Linzer Landstraße einzufinden, um den gemeinsamen Einsatz der vergangenen Wochen gebührend zu feiern – wobei sich Michael Raml vornehm zurückhielt, weil Montagfrüh zwei wichtige Termine in Sachen Sicherheit und Gesundheit anstanden. „Da muss der Wahlkampf kurz warten“, meinte Raml, der es aber sonst wie Prammer hält: „Ich gehe raus zu den Leuten.“
Spannend in diesem Zusammenhang: Die Buchmacher von bet-at-home haben eine Quote für die Stichwahl erstellt. Sie sehen Prammer als Sieger.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.