Alarmierende Zahlen

Jedes fünfte Unternehmen muss Stellen streichen

Wirtschaft
14.01.2025 11:30

Die Wirtschaft kommt nicht in Schwung – und die Folgen für den Arbeitsmarkt sind verheerend: Etwa jedes fünfte mittelständische Unternehmen plant laut aktueller Umfrage, in den nächsten sechs Monaten Stellen zu streichen. Gleichzeitig fehlen den Betrieben dringend benötigte, qualifizierte Fachkräfte.

Laut neuester Umfrage der Beratungsfirma EY unter 500 heimischen mittelständischen Unternehmen mit 30 bis 2000 Mitarbeitern bleiben die Aussichten für den Jobmarkt düster: 18 Prozent der Betriebe geben an, in den kommenden sechs Monaten Arbeitsplätze abbauen zu müssen. Noch höher lag dieser Anteil nur zu Jahresbeginn 2009, auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.

Eine der schwächsten Entwicklungen der letzten Jahre
Unterm Strich planen die befragten Unternehmen, ihre Belegschaft im kommenden halben Jahr um 3,5 Prozent zu reduzieren. Auch das bedeutet eine der schwächsten Entwicklungen der letzten Jahre.

Besonders schlecht sind die Aussichten in Kärnten, wo 23 Prozent der Betriebe Stellen streichen wollen. In Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg sind es 21 Prozent, im Burgenland 19 Prozent und in der Steiermark 17 Prozent. Am relativ besten ist die Situation in Wien und in Vorarlberg, wo „nur“ 14 Prozent der Unternehmen einen Jobabbau planen.

Immer mehr Menschen verlieren ihren Job. Besonders schlecht sind die Aussichten in Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg. (Bild: Birbaumer Christof)
Immer mehr Menschen verlieren ihren Job. Besonders schlecht sind die Aussichten in Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg.

In Wien sind die Firmen am ehesten optimistisch
Immerhin planen österreichweit auch 23 Prozent der Betriebe, in den kommenden sechs Monaten neues Personal einzustellen. Auch hier sind die Firmen in Wien am meisten optimistisch, gefolgt von den steirischen und den Tiroler Unternehmen. Schlusslicht ist das Burgenland, wo nur 14 Prozent der Betriebe mit einem Stellenaufbau rechnen.

Viele mittelständische Unternehmen finden zu wenige gut qualifizierte Fachkräfte. (Bild: Markus Wenzel)
Viele mittelständische Unternehmen finden zu wenige gut qualifizierte Fachkräfte.

Paradoxerweise leiden die Firmen gleichzeitig unter einem massiven Mangel an qualifizierten Fachkräften: Zwei Drittel der Unternehmen betrachten den Fachkräftemangel weiterhin als Risiko Nummer Eins für das eigene Wachstum. 71 Prozent fällt die Suche nach geeigneten Mitarbeitern schwer. Und bereits ein Drittel der österreichischen Betriebe verliert Umsätze wegen fehlender Mitarbeiter. In jedem zweiten mittelständischen Unternehmen gibt es unbesetzte Stellen.

Fachkräftemangel in Kärnten und im Burgenland am besorgniserregendsten
Unternehmen in Kärnten und im Burgenland haben laut der Studie die größten Probleme bei der Rekrutierung von Fachkräften. In Vorarlberg tun sich die Firmen vergleichsweise am leichtesten, neues und passendes Personal zu finden.

Erich Lehner, Partner und Mittelstands-Experte bei EY Österreich: „Es braucht jetzt ein klares Bekenntnis zu nachhaltigen Lösungen, um den Mittelstand zu stärken und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“ (Bild: EY / Christina Häusler)
Erich Lehner, Partner und Mittelstands-Experte bei EY Österreich: „Es braucht jetzt ein klares Bekenntnis zu nachhaltigen Lösungen, um den Mittelstand zu stärken und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“

Zu wenige Bewerber wollen in Vollzeit arbeiten
Als wichtigsten Grund für den Fachkräftemangel in österreichischen Unternehmen machen die befragten Betriebe die mangelnde Bereitschaft unter Bewerbern beziehungsweise Arbeitskräften aus, in Vollzeit zu arbeiten (61 Prozent).

Zweitwichtigster Grund ist aus Sicht der Betriebe der demografische Wandel beziehungsweise die Alterung der Bevölkerung (39 Prozent). Auch die mangelnde Ausbildung und Qualifikation der Bewerber sind nach Angaben der Unternehmen eine Ursache für den Fachkräftemangel (36 Prozent). 

Forderung nach Unterstützung durch die Politik
84 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass sich der Fachkräftemangel weiter verschärfen wird. Deshalb bleibt der Ruf nach politischer Unterstützung laut. „Die Politik muss handeln und dabei vor allem die langfristigen Weichen stellen“, betont Erich Lehner, Partner und Mittelstands-Experte bei EY Österreich.

Lehner: „Bildungsinitiativen, effizientere Anerkennungsverfahren und gezielte Unterstützung von Weiterbildungsprogrammen sind zentrale Stellschrauben. Es braucht jetzt ein klares Bekenntnis zu nachhaltigen Lösungen, um den Mittelstand zu stärken und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wenn wir hier nicht schnell reagieren, riskieren wir, den Anschluss an den internationalen Wettbewerb zu verlieren und langfristige wirtschaftliche Chancen zu vergeben.“

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