Sie waren einmal ziemlich beste Freunde: Zwischen den Roten Franz Voves und den Schwarzen Hermann Schützenhöfer passte kein Blatt Papier. „Reformpartnerschaft“ betitelte man den Kuschelkurs auf Regierungsebene. Und heute? Werfen SPÖ und ÖVP einander Wortbruch vor und befetzen sich öffentlich. Willkommen in der steirischen Politik!
„Reformpartnerschaft“ – ein Wort, das in der steirischen Landeshistorie seinen Fixplatz hat. Berechtigt, denn was Franz Voves und Hermann Schützenhöfer gelang, hat Seltenheitswert: Gegen den Widerstand weiter Teile der eigenen Parteien halbierten sie die Zahl der steirischen Gemeinden, legten Bezirke zusammen, schafften den Proporz ab und verkleinerten den Landtag von 56 auf 48 Abgeordnete. Das ging nur, weil sich die beiden fast gleichaltrigen Polit-Kapazunder verstanden, sogar freundschaftlich miteinander verbunden waren. Am Ende überließ Voves seinem ÖVP-Partner sogar den Landeshauptmannsessel.
Bis zum Vorjahr funktionierte der Regierungs-Paarlauf gut, ÖVP und SPÖ sprachen meist mit einer Stimme. „Einheitspartei“ unkten nicht wenige Funktionäre. Bis zum Herbst, als die Landtagswahl die schwarz-rote Ehe jäh trennte. Heute sitzen die Schwarzen in der Regierung, die Sozialdemokraten auf der harten Oppositionsbank. Aus Freunden wurden plötzlich Gegner.
Unter SPÖ-Chef Max Lercher, ein wortgewaltiger, manche sagen schmerzbefreiter Obersteirer, müssen sich ÖVP-Obfrau Manuela Khom und ihr Team warm anziehen. Bei der gestrigen Landtagssitzung warf er ihnen „Wortbruch“ vor: Dass die Akutambulanz vom LKH Bruck nach Leoben siedelte und im Voitsberger Spital die Ambulanzzeiten reduziert wurden, sei in der gemeinsamen Regierungszeit nicht vereinbart gewesen. Die grüne Klubobfrau Sandra Krautwaschl wies auf die erstaunlichen neuen Rollen hin: Die SPÖ habe bisher als Koalitionspartner die Spitalsreformen der ÖVP still mitgetragen - diese Rolle habe nun die FPÖ übernommen, die sonst massiv dagegen opponierte.
So schnell geht‘s in der Politik! Wie meinte Konrad Adenauer doch so schön? „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern....“
Kommen Sie gut durch diesen Mittwoch!
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