„Wir verbringen mehr Zeit am Schreibtisch, als beim Gast“: Steirische Gastronomen stöhnen unter zunehmender Bürokratie und fordern „sportliche Regeln“ statt überzogener Auflagen.
Ein Mitarbeiter eines steirischen Gastro-Betriebs fiel von einer Leiter. Der Wirt musste 600 Euro Verwaltungsstrafe zahlen, weil er nicht schriftlich nachweisen konnte, dass der Mitarbeiter über die Gefahren der Nutzung einer Leiter eingewiesen wurde. Ein anderer Gastronom wollte einen stationären Griller auf seiner Terrasse errichten, ließ es aber aufgrund eines gewerberechtlichen Verfahrens samt erforderlichem Emissionsgutachten wieder bleiben.
„Seit Jahren passiert nichts“
Mit haarsträubenden Beispielen wie diesen prangern WKO-Branchenvertreter der steirischen Gastronomie und Hotellerie abermals die tagtägliche „Bürokratie-Flut“ an. „Das Thema beschäftigt uns seit Jahren. Aber wir treten auf der Stelle, es passiert nichts“, sagt Spartenobmann Johann Spreitzhofer und verweist auf eine Studie, wonach mittlerweile zehn Prozent der Personalkapazitäten in der steirischen Gastro für bürokratische Verpflichtungen draufgehen.
Es braucht weniger Misstrauen und mehr unternehmerische Freiheit in der steirischen Gastronomie und Hotellerie.
WKO-Spartenobmann Johann Spreitzhofer
„Ich bin inzwischen als Wirt mehr im Büro als beim Gast“, bringt es auch Johann Wratschko vom gleichnamigen Gasthof in Gamlitz auf den Punkt. Wirte und Hotelliers beklagen unisono, man könne sich immer weniger auf die Kernaufgaben konzentrieren, sondern werde mit einem ständig wachsenden „Netz an bürokratischen Auflagen“ behindert – was auch finanziellen Mehraufwand bedeute. „Ich wollte eine kleine Klimaanlage installieren und musste dafür auf eigene Kosten einen Gutachter holen, der die Geräuschbelastung gemessen hat“, schüttelt etwa Lokal-Betreiberin Cornelia Izzo den Kopf.
Branchenvertreter fordern in Analogie zum Fußball „sportliche Regeln“: „Wir wünschen uns die gelbe Karte. Heißt konkret: Betriebe werden erst beraten, was verbessert werden muss, und erst dann wird gestraft“, sagt Gastro-Obmann Klaus Friedl. „Rote Karten“ soll es hingegen für Behörden setzen, wenn Gastronomen ewig auf Genehmigungen warten – Verfahren sollen beschleunigt werden. Bei den Dokumentationspflichten pocht man auf Reduktion und Vereinfachung.
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