Beamtengroteske

Schreibfehler auf Zusatztafeln für Straßen in Wels

Oberösterreich
15.02.2025 13:00

Bei den Schildern zu Welser Straßennamen dürften Magistratsmitarbeiter arg geschludert oder schon Fasching gefeiert haben. Trotz mehrfacher Kontrolle wurden Erklärungen zu umstrittenen Verkehrsflächen samt Rechtschreibfehlern und falscher Formulierungen durchgewunken. Der Bürgermeister muss die Zusatztafeln nun abmontieren und erneuern lassen.

In Wels (Oberösterreich) gibt es drei Straßen, deren Namensgebern (Waggerl, Resl, Kuhn) gravierende Verstrickungen mit dem Nationalsozialismus nachgewiesen werden konnten. Nach dem Vorliegen der belastenden Gutachten war im Gemeinderat deshalb von SPÖ, Grünen und NEOS zunächst eine Umbenennung beantragt worden, die FPÖ und ÖVP aber abgeschmettert hatten.

Denn beide Fraktionen wollten bei den in Verruf geratenen Straßenbezeichnungen lediglich Zusatztafeln anbringen lassen, die auf die „braunen“ Umtriebe der Namenspatrone hinweisen.

In der Beschreibung zu Franz Resl wurde ein kleines n vergessen, auch gibt es keine „Literaturpropaganda“, sondern nur eine Propagandaliteratur. (Bild: laumat)
In der Beschreibung zu Franz Resl wurde ein kleines n vergessen, auch gibt es keine „Literaturpropaganda“, sondern nur eine Propagandaliteratur.

„Wagrein“ und „Literaturpropaganda“
In den vergangenen zwei Wochen wurden diese Schilder samt Erklärungen montiert. Allerdings: Bis Freitag dürfte außer der „Krone“ niemandem aufgefallen sein, dass zwei der drei Tafeln Rechtschreibfehler aufweisen.

In der Franz-Resl-Straße wurde beim Satz „Dadurch spielte er regional eine wichtige Rolle in der antisemitischen Literaturpropaganda“ ein kleines n vergessen. Richtig peinlich ist aber, dass in der Waggerlstraße die Heimatgemeinde des Schriftstellers als „Wagrein“ statt Wagrain bezeichnet wird. In beiden Fällen ist außerdem von „Literaturpropaganda“ anstatt korrekt von Propagandaliteratur die Rede.

Die Gemeinde Wagrain wurde von den Magistratsbeamten in  „Wagrein“ umgetauft. (Bild: laumat)
Die Gemeinde Wagrain wurde von den Magistratsbeamten in  „Wagrein“ umgetauft.

Der Stadtchef zeigt sich darüber wenig erfreut und sucht nach Erklärungen. „Ich weiß nicht, wie so etwas passieren konnte. Die Tafeln haben nicht nur Magistratsmitarbeiter, sondern auch alle Fraktionsobleute begutachtet – es gab keine Beanstandung“, ärgert sich Andreas Rabl (FPÖ), der die Schilder nun abmontieren und austauschen lassen muss.

Zitat Icon

Solche Fehler dürften nicht passieren. Etliche Leute haben den Text vorab gelesen. Die Tafeln werden jetzt natürlich ausgetauscht.

Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) ist über die Rechtschreibfehler seiner Mitarbeiter alles andere als erfreut.

Antifa beharrt auf Umbenennung
Keine Freude mit den Zusatztafeln, allerdings aus anderen Gründen, hat auch Antifa-Chef Werner Retzl, der weiterhin eine Umbenennung –  zumindest von zwei der Straßen (Kuhn und Resl) – verlangt: „Die aktuell angebrachten Erklärungen liest doch keiner, weil die Schrift viel zu klein und das Schild völlig überfrachtet ist. Außerdem ist es unerträglich, dass Menschen mit verbrecherischer Gesinnung weiterhin die Ehre zuteil kommen soll, dass Verkehrsflächen nach ihnen benannt sind.“

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