Ein Moment unbeschreiblicher Freude: Zum ersten Mal trafen sich ein geheilter Krebspatient und sein Stammzellenspender persönlich. Eine Geschichte der Ermutigung!
Günter Grabner schnauft tief durch. Spannung liegt in der Luft. Gleich wird der 63-jährige Oststeirer zum ersten Mal jenem Menschen gegenüber treten, der ihm durch eine Stammzellenspende das Leben gerettet hat. Mit einem Lächeln auf den Lippen kommt dann auch schon Viktor Schwabl die Stiege zum Rotkreuz-Stützpunkt Hartberg (Steiermark) hoch und steuert auf Günter Grabner zu.
Tränenreiche Begegnung
Die beiden Männer fallen sich sofort, wie alte Freunde, in die Arme. „Schön zu sehen, dass es dir gut geht“, sagt der 34-jährige Viktor Schwabl. „Und auch meiner Familie geht’s wieder gut. Dank dir“, entgegnet Grabner. Seine Gattin und die zwei Töchter haben Tränen in den Augen, als Schwabl auch sie in die Arme nimmt.
Es war überwältigend, als ich diesen kleinen Blutbeutel sah und wusste: Das könnte mein Leben retten.
Günter Grabner hat den Krebs besiegt
Niederschmetternde Diagnose 2019
Es ist ein historischer und hochemotionaler Moment. Nachdem es 2019 in Österreich erstmalig zu einer Stammzellenspende durch Vermittlung des Roten Kreuzes gekommen war, lernten sich Spender und Empfänger jetzt zum ersten Mal persönlich kennen. Günter Grabner bekam im August 2019 die niederschmetternde Diagnose Akute Myeloische Leukämie – Blutkrebs.
Relativ kurz davor hatte sich Viktor Schwabl als Stammzellenspender beim Roten Kreuz registriert: „Ich bin, seit ich 18 bin, Blutspender und war selbst Einsatzfahrer beim Roten Kreuz. Daher war es für mich das Naheliegendste, mich auch als Stammzellenspender zu melden.“ Und tatsächlich kam überraschend schnell der Anruf, dass Schwabl als Spender infrage komme – noch dazu in Österreich.
„Auf Anhieb sympathisch“
Nach umfangreichen Untersuchungen war es bereits im November 2019 so weit, und die lebensrettende Stammzellenspende wurde durchgeführt. Günter Grabner hat inzwischen den Krebs besiegt und spielt sogar wieder Tennis. „Es war überwältigend, als ich diesen kleinen Blutbeutel sah und wusste: Das könnte mein Leben retten“, erinnert sich der Pensionist, der für seinen Spender gar nicht genug Dankesworte findet. In Kontakt bleiben wollen die beiden auf jeden Fall: „Wir waren uns auf Anhieb sympathisch!“
„Krone“: Herr Witt, was sind Stammzellen, und warum sind sie so wichtig?
Dr. Volker Witt, Spezialist am Wiener St. Anna Kinderspital: Blutbildende Stammzellen sind Zellen, aus denen alle Blutzellen entstehen. Sie sind essenziell für die Behandlung von Krankheiten wie Leukämie, bei der Krebszellen die gesunden Blutzellen verdrängen. Eine Spende kann das blutbildende System und das Immunsystem des Empfängers wiederherstellen und ist oft die einzige Chance auf Heilung.
Wer kann Stammzellspender werden, und wie läuft die Registrierung ab?
Spender können gesunde Personen zwischen 18 und 35 Jahren mit mindestens 50 Kilogramm Körpergewicht werden. Die Registrierung erfolgt online über das Österreichische Rote Kreuz oder bei Aktionen vor Ort. Mit einem Set, das Wattestäbchen für einen Wangenabstrich und einen Gesundheitsfragebogen enthält, werden die Gewebemerkmale bestimmt. Der Abstrich kann per Post zurückgesendet oder abgegeben werden.
Warum ist es eigentlich so schwer, einen passenden Spender zu finden?
Die Gewebemerkmale müssen exakt übereinstimmen, was selten der Fall ist – die Chance liegt bei 1 zu 500.000. Daher sind möglichst viele Registrierungen nötig. Trotz weltweit 41,8 Millionen registrierter Spender findet sich für jeden zehnten Betroffenen kein passender Spender.
Was würden Sie Menschen sagen, die unsicher sind, ob sie sich denn überhaupt registrieren lassen sollen?
Die Registrierung dauert nur wenige Minuten, kann aber ein Leben retten. Wer sich registrieren lässt, könnte für einen Erkrankten die einzige Heilungschance sein – eine einzigartige Möglichkeit, Leben zu schenken.
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