Am 12. und 13. März findet die Wirtschaftskammerwahl statt. WK-Präsident Jürgen Mandl spricht im Interview über sein Verhältnis zur Politik, die Kammer und die Kärntner Wirtschaft.
Der amtierende Präsident der Kärntner Wirtschaftskammer, Jürgen Mandl, ist in der Privatwirtschaft Geschäftsführer der Otto Mandl GmbH. Seit knapp 70 Jahren verkauft das Klagenfurter Unternehmen in knapp 50 Ländern Bäckereimaschinen mit Fokus auf Kornspitz, Hamburger und Hotdogs. Bei der Wirtschaftskammerwahl tritt der Obmann des Kärntner Wirtschaftsbundes als Spitzenkandidat für die Liste „Kärntner Wirtschaft – Jürgen Mandl“ an.
„Krone“: Gleich zu Ihrer Tätigkeit in der Wirtschaftskammer. Warum Wirtschaftskammer und nicht in die Politik? Das sind doch verwandte Gebiete.
Jürgen Mandl: Ich bin mit Leib und Seele Unternehmer und die Interessensvertretung ist dem unternehmerischen Alltag sehr nahe. Ich wollte mein Unternehmen nie für politische Tätigkeiten aufgeben.
Gibt es auch Erfahrungen aus Ihrer unternehmerischen Tätigkeit, die Ihnen direkt in der Tätigkeit bei der Wirtschaftskammer helfen?
Wir haben diese Alltagsthemen, die tausende andere Unternehmen auch betreffen. In Summe wollen wir alle wieder mehr Wettbewerbsfähigkeit und Geld verdienen, weil das die Basis für Innovationen und Investitionen ist.
Jetzt schaut es ja danach aus, dass es die ÖVP wieder in die Bundesregierung schafft. Im Kärnten ist die ÖVP auch Teil der Landesregierung. Der Wirtschaftsbund ist eine Teilorganisation, eine Vorfeldorganisation. Wie funktioniert denn da die Rolle als Wirtschaftskammerpräsident, als Sozialpartner und wie sollte sie sich eventuell verbessern?
Also unsere Tätigkeit im Wirtschaftsbund ist ausschließlich geprägt von dem wirtschaftlichen Umfeld, vom Alltag in den Unternehmen. Das unterscheidet sich im Normalfall natürlich sehr, sehr stark von einer politischen Tätigkeit. Da geht man schon hart auf Konfrontation, auch mit der eigenen Partei. Aus einer Idee entsteht ein Unternehmen, wächst und stellt Mitarbeiter ein. Aus all diesen Dingen kommen Steuereinnahmen. Und das ist die Basis, dass viele andere Dinge stattfinden. Und da fühlen wir uns manchmal schon ein bisschen wenig ernst genommen. Die Wettbewerbsfähigkeit am Standort wird deutlich schlechter, wir sind noch immer ein extrem exportorientierter Standort, der davon lebt, dass er weltweit wettbewerbsfähig ist. Nicht nur die Konjunktur, auch die Exporte gehen zurück. Das ist schon ein Thema: Was investiere ich wo?
Jetzt haben Sie zwei Dinge angesprochen, einmal Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit und dann die Investitionen vor Ort. Was braucht denn die Kärntner Wirtschaft aus Ihrer Sicht außerdem?
Zuversicht, Mut – Attribute, die ursächlich mit Unternehmertum verbunden sind. Ich investiere, weil ich überzeugt bin, dass hier der Standort okay ist, dass ich letztendlich meine Investitionen zurückverdienen kann. Die Demographie ist ein großes Problem. Wir benötigen ein gewisses Maß an Zuwanderung. Unsere High-Tech-Betriebe brauchen hochqualifizierteste Mitarbeiter.
Ist die Struktur der Kärntner Wirtschaft grundsätzlich für die Zukunft fit, oder müsste man sich vielleicht auf andere Branchen stärker konzentrieren?
Sie können natürlich bei Förderungsthemen gewisse Dinge anreißen, aber wir benötigen prinzipiell mehr Wettbewerbsfähigkeit. Dann haben wir auch die finanziellen Mittel, die notwendig sind. Wir haben einfach viele Themen, die gleichzeitig kommen, und Künstliche Intelligenz greift ganz schnell über. Da musst du rasch reagieren und viel Geld investieren.
Die Koralmbahn kommt heuer. Es wird diskutiert, ob sie auch eine Gefahr für Kärntner Wirtschaft sein könnte. Vielleicht kommen die Arbeitskräfte zu uns, vielleicht gehen sie in die Steiermark. Wie sehen Sie das Thema und ist Kärnten dafür bereit?
Ich sag, zu 100 Prozent sind wir dafür bereit und ich sehe es immer als Chance. Bahnachsen waren immer Wachstumsachsen. Mit der Area Süd haben wir uns dahinter gestellt, mit den beiden Wirtschaftskammern. Es geht darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen, Gemeinsamkeit zu kreieren. Natürlich ist es ein gewisser Wettbewerb mit der Steiermark, natürlich ist da noch viel, viel zu tun.
Sie sind schon relativ lange Präsident der Wirtschaftskammer. Was funktioniert denn in der Kärntner Wirtschaftskammer gut und was sollte sich eventuell verbessern?
Also, das ist wie in einem Unternehmen. Die Anmaßung, dass alles perfekt ist, wird nie stimmen. Sie werden immer Themen haben, die einfach deutlich verbessert werden müssen. Und genauso ist es in unserem Haus. Wie ich gekommen bin, habe ich gesagt, wir müssen deutlich effizienter, deutlich moderner sein. Die Zustimmung und die Anfragen nehmen deutlich zu. Wir sind die Einzigen, die auch abfragen: Lieber Kunde, lieber Unternehmer, bist du zufrieden? Nur wenn es mir jemand sagt, dass etwas nicht läuft, kannst du es verbessern.
Es gibt seitens der anderen Wirtschaftsfraktionen Vorschläge, dass die Kammer verschlankt werden sollte. Wie sehen Sie das? Werden die Mittel effizient genutzt?
Ein bisschen schwierig, dass Sie mich das fragen. Aber natürlich gibt es noch Luft nach oben. Wir werden das nach der Wahl diskutieren müssen.
Zum Thema Effizienz: Wäre das ein Thema für Sie, sich die Mehrfachmitgliedschaften von Betrieben in verschiedenen Sparten anzuschauen?
Ich glaube, es ist ein kontinuierliches Thema, das wir uns immer wieder anschauen müssen: Wo können wir effizienter sein und wo können wir Unternehmen hier auch etwas zurückgeben, keine Frage. Ich war und bin ein Mensch, der einen Konsens sucht, und das habe ich auch so gelebt.
Kostentechnisch gibt es ja eine Forderung, die von allen Fraktionen getragen wird: die Abschaffung der Haushaltsabgabe des ORF für Betriebe. Wie ist Ihre Perspektive dazu?
Nicht, dass mich jemand falsch versteht: Ich bin nicht für eine Abschaffung eines österreichischen Rundfunks. Ganz im Gegenteil. Aber jetzt zahlt jeder privat schon eine Haushaltsaufgabe, und dann noch zusätzlich im Unternehmen. Diese Mehrfachbelastung kann nicht sein. Das muss schnell geändert werden, weil sie zahlen in Kärnten ja nicht nur die Haushaltsabgabe, sondern auch eine Landesabgabe und das kostet rund 500 Euro. Das ist nicht zu wenig.
Jetzt steht die Wirtschaftskammerwahl vor der Tür. So wie die anderen Sozialpartner kämpft auch die Wirtschaftskammer mit einer niedrigen Wahlbeteiligung. Woran könnte das liegen und was würden Sie sich wünschen?
Wir brauchen jetzt nicht zu träumen, dass da eine Vier oder Fünf vorn steht. Eine Wahlbeteiligung über 30 Prozent würde uns guttun, für einen breiten Konsens. Das Problem liegt in der Struktur unseres Hauses: Im Gewerbe, im Handel, liegt die Quote teilweise bei 50 Prozent. Aber wir haben natürlich viele Berufsgruppen dazu bekommen, die keinen Bezug zur Kammer haben. Insbesondere Pflegerinnen, die natürlich kaum wählen gehen, weil sie immer nur eine gewisse Zeit hier leben.
Warum sollte denn ein Unternehmer oder eine Unternehmerin dieses Mal wieder den Wirtschaftsbund unterstützen und die Stimme geben?
Weil ich hoffe, dass wir überzeugt haben und auch gute Arbeit geleistet haben. Und zwar nicht meine Person, sondern die Fachgruppen – dort findet die eigentliche Wahl statt. Die haben sehr, sehr gute Arbeit geleistet in den einzelnen Themen und waren auch immer da für die Mitglieder.
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