Bluttat mit zwei Toten

Bärnbach: Feuerwehr fand erschlagenen Kameraden

Steiermark
03.03.2025 14:03

Am Tag nach der schrecklichen Bluttat in Bärnbach mit zwei Toten herrscht in der weststeirischen Stadtgemeinde Fassungslosigkeit. Das Opfer war bestens ins Ortsleben integriert, jeder kannte den 61-Jährigen. Die Feuerwehr, bei der er bis zuletzt aktives Mitglied war, ist in Trauer.

Die Tat muss aus heiterem Himmel geschehen sein, anders können es sich die Passanten, die die „Steirerkrone“ am Montag nahe dem Tatort trifft, und auch der Bürgermeister nicht erklären. Von Familienstreitigkeiten oder gar einem Zwist ums Erbe war nichts bekannt. Der 61-jährige Brunnenbaumeister Johannes E. und sein Cousin Anton (56), der laut derzeitigen Erkenntnissen zur Axt gegriffen, seinen Verwandten getötet und sich anschließend selbst das Leben genommen hat, sollen beide gut situiert gewesen sein. Der Ältere war auch seit jeher fester Bestandteil des Gemeindelebens.

Brunnenbaumeister und aktiver Gemeindebürger
Seinen Betrieb in einer ruhigen Seitengasse der Hauptstraße habe E. im Vorjahr geschlossen, berichtet Max Kienzer, der die Familie seit Generationen kennt. Doch damit war kein Rückzug in den Ruhestand verbunden, im Gegenteil: Der 61-Jährige blieb in der Gemeinde engagiert, etwa im Tanzverein, und war – wie auch seine beiden Söhne – bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig.

In dieser Halle nahe der Bärnbacher Hauptstraße hat sich am Faschingsonntag eine erschütternde Bluttat ereignet. (Bild: Jürgen Fuchs)
In dieser Halle nahe der Bärnbacher Hauptstraße hat sich am Faschingsonntag eine erschütternde Bluttat ereignet.

Dahinter verbirgt sich eine besondere Tragik: Als sein Vater am Sonntag nicht wie vereinbart zum Mittagessen kam, machte sich der 30-jährige Sohn Sorgen, eilte zur aufgelassenen Werkstättenhalle, die von innen versperrt war, und verständigte gleichzeitig die Feuerwehr. Diese brach das Tor auf, stieß auf den leblosen Körper des Kameraden und die Leiche des zweiten Mannes, der sich erhängt hatte, wie Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, am Montag bestätigt.

Stilles Gedenken an getöteten Kameraden
Vor dem Rüsthaus hängt an diesem frühlingshaften Rosenmontag die schwarze Flagge. Für den Abend hat man spontan eine kleine Gedenkfeier organisiert, erzählt Bürgermeister Jochen Bocksruker. „Was geschehen ist, ist unvorstellbar“, sagt der Ortschef mit brüchiger Stimme. Kurzfristig habe man sogar überlegt, die Aktivitäten am Faschingdienstag einzustellen, doch zumindest das Programm in der Volksschule will die Gemeinde wie geplant abhalten. „Was können die Kinder dafür, wenn so etwas Schreckliches passiert?“, sagt Bocksruker.

Auch wenn die Tat erst am späten Sonntagabend bekannt wurde, hat sie sich am nächsten Morgen längst im ganzen Ort herumgesprochen. „Es haben ihn ja alle gekannt“, sagt Harald Neukam, der in der Nähe der Werkstättenhalle wohnt, über den Brunnenbaumeister. „Als ich das in der Früh gehört habe, konnte ich es kaum glauben. Ich kannte ihn schon, als er noch ein kleiner ,Knopf‘ war ...“

Opfer sehr präsent, Cousin sehr zurückgezogen
Auch Max Kienzer, der lange in der Nachbarschaft lebte, ringt angesichts der Tragödie um Worte. „Hannes war als Gewerbetreibender und bei der Feuerwehr sehr angesehen“, über die große Familie, die teils in unmittelbarer Nähe des Tatorts wohnt, könne man nur Positives sagen. Allerdings, berichten beide Spaziergänger: Über den zweiten Toten Anton E. war im Ort weit weniger bekannt als über seinen leutseligen Cousin. Der 56-Jährige habe sehr zurückgezogen mit seiner Mutter gelebt, weiß der Bürgermeister.

Anrainer Harald Neukam kannte das Opfer von Kindesbeinen an. (Bild: Jürgen Fuchs)
Anrainer Harald Neukam kannte das Opfer von Kindesbeinen an.
Max Kienzer lebte lange in der Nachbarschaft: „Die Familie ist komplett in Ordnung.“ (Bild: Jürgen Fuchs)
Max Kienzer lebte lange in der Nachbarschaft: „Die Familie ist komplett in Ordnung.“

Was letztlich zu der Schreckenstat geführt hat, wird auf Hochtouren ermittelt. Auf der Axt wurden Blutspuren gefunden, die von der Staatsanwaltschaft angeordnete Obduktion des Opfers am Montag bestätigte die schlimmen Vermutungen: Johannes E. war mit mehreren Hieben erschlagen worden, sagt Sprecher Bacher. Tatzeitpunkt dürfte Sonntagvormittag oder -mittag gewesen sein, um 14.30 Uhr hatte der besorgte Sohn die Feuerwehr alarmiert.

Alles deutet auf Affekt-Tat hin
Das genaue Motiv wird sich womöglich nie restlos klären lassen, der 56-Jährige hat keinen Abschiedsbrief oder dergleichen hinterlassen. Nachdem es vorerst keinerlei Hinweise auf einen länger schwelenden Streit gibt, gehen die Ermittler derzeit von einer Tat im Affekt aus.

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