Wegen einer Anklage und Ermittlungen ist Ernst Nevirvy, Bezirkschef der Donaustadt, stark angekreidet, doch die Parteijugend beharrt weiter auf seinen Rücktritt. Der denkt jedoch nicht daran.
„Viel erreicht. Viel vor.“ In der ganzen Donaustadt hängen die Wahlplakate von Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ). Seit mehr als 10 Jahren steht der wortgewandte Sozialdemokrat an der Spitze des größten Bezirks Wiens. Doch er ist ins Visier der Korruptionsermittler geraten und muss sich, vermutlich erst nach dem Sommer, in der Causa Wienwert vor Gericht verantworten.
Er soll geheime Informationen für Fußballtickets hergegeben haben. Auch in der Kleingartenaffäre ermittelt die Justiz. Nevrivy weist jede Schuld von sich und ist davon überzeugt, dass „von dieser Anklage nichts übrigbleiben wird.“ Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Dem Wienwert-Vorstand soll er vorab den geplanten Standort für eine Remisen-Erweiterung verraten haben, worauf dieser das Grundstück erwarb und es die Wiener Linien ihm zu einem weit höheren Preis abkaufen haben müssen. Dadurch sei der Stadt Wien ein Schaden von rund 850.000 Euro entstanden. Auch seien rund 36.000 Euro unsachgemäß an eine Musikgruppe aus seinem Heimatbezirk gegangen.“
Nur drei Streichungen bei geheimer Wahl
Die Bezirkspartei steht jedenfalls weiter fest zu und hinter ihm. Das zeigt sich daran, dass er bei der geheimen Wahl mit 93,3 Prozent zum Spitzenkandidaten gewählt wurde – mit bloß drei Streichungen, wie Nevrivy stolz betont. Nur hinter hervorgehaltener Hand wird Kritik an dem mächtigen Politiker laut. „Widerrede ist nicht erlaubt und wird im Bezirk auch nicht geduldet“, sagt eine Parteifunktionärin, die anonym bleiben will. Einstige Widersacher, wie etwa Ex-Staatssekretärin Muna Duzdar, wurden eiskalt abserviert. Sie zieht jetzt jedoch wieder in den Nationalrat ein. Wegen Rochaden durch die neue Bundesregierung.
Angekündigte Revolutionen finden meistens nicht statt
Montagabend brachte die Sozialistische Jugend im Bezirksausschuss eine Initiativresolution mit dem Titel „Auf eine Anklage muss ein Rücktritt folgen!“ ein. Doch die drei Vertreter der Parteijugend standen in dem 70-köpfigen Bezirksausschuss damit ziemlich alleine da. Nevrivy bleibt und will weitermachen. „Für die Menschen in der Donaustadt zu arbeiten, ist der beste Job, den ich mir nur vorstellen kann, und diesen Job möchte ich noch viele weitere Jahre machen“, so Nevrivy zur „Krone“.
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