Ärzte fordern Tempo

Darmkrebs: Projekt für bessere Vorsorge stockt

Tirol
08.03.2025 12:00

Jedes Jahr erkranken in Österreich 5000 Frauen und Männer an Darmkrebs und 2000 Menschen sterben daran. Der Großteil sei verhinderbar, sagen Ärzte und kritisieren „Stillstand“ bei der Vorsorge. Ein ausverhandeltes Pilotprojekt in Tirol, der Steiermark und Wien lässt auf sich warten. 

Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung in Österreich. Jedes Jahr sterben 2000 Menschen, allein in Tirol 150. Diese Zahlen präsentierte am Freitag die Ärztekammer für Tirol mit Präsident Stefan Kastner und den Fachärzten Hermann Draxl und Katrin Bermoser. „Die gute Nachricht“, sagt Draxl, „bei früher Diagnose liegen die Überlebenschancen bei bis zu 95 Prozent.“ Doch viele Tumore würden erst spät erkannt.

Der laut Ärzten wichtigste Grund dafür: In Österreich gehen zu wenige Menschen regelmäßig zur Vorsorge. „Nur etwa 20 Prozent der Bevölkerung nutzen diese Möglichkeit“, bedauert Ärzte-Chef Kastner.

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Die Darmspiegelung ist der Goldstandard bei der Vorsorge. In Zukunft sollen Patienten aber auch einen Stuhltest auf immunologischer Basis wählen können.

(Bild: Christian Forcher/Fotoworxx)

Hermann Draxl, Mediziner

Was die Vorsorgeuntersuchung kann
Eine Vorsorgedarmspiegelung wird von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) zwischen 50 und 70 alle zehn Jahre bezahlt. Was sie bringt, fasst Bermoser so zusammen: „Darmkrebs entwickelt sich überwiegend aus Polypen. Diese können in den meisten Fällen gleich bei der Darmspiegelung schmerzfrei abgetragen werden. Die Vorsorge rettet also Leben.“

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Das Pilotprojekt für eine noch bessere Vorsorge  muss jetzt von der Sozialversicherung vorangetrieben werden.

(Bild: Johanna Birbaumer)

Stefan Kastner, Präsident der Tiroler Ärztekammer

In anderen Ländern werden Teilnahmeraten von 60 Prozent und mehr erreicht. Auch Österreich möchte das schaffen. Daher ist ein Pilotprojekt in den Bundesländern Tirol, Steiermark und Wien geplant. Dieses sieht vor, Vorsorgemaßnahmen schon ab 45 zu finanzieren und ein Einladungssystem zu etablieren, damit die Bevölkerung auf den Nutzen dieser Untersuchung hingewiesen wird. Der Grundsatzbeschluss für das Projekt steht. Doch es ist zuletzt ins Stocken geraten. „Im Oktober hatten wir die letzte Besprechung, dann nichts mehr“, ärgert sich Kastner. Er spricht davon, dass sich die ÖGK wohl ob ihrer Finanzprobleme in einer „Schockstarre“ befinde.

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Die Vorsorge-Koloskopie rettet Leben und kann Patienten viel Leid ersparen.

(Bild: Christian Forcher/Fotoworxx)

Katrin Bermoser, Medizinerin

Neues System spart laut Ärzten bis zu 1 Mrd. Euro 
Dabei, das betont der Ärztekammer-Präsident, könne ein verbessertes Vorsorgeprogramm nicht nur Leben retten, sondern in zehn Jahren bis zu einer Milliarde Euro an Gesundheitsausgaben sparen. Wichtig sei es jedoch, jetzt zu starten und mehr Anlaufstellen für Vorsorgeuntersuchungen zu schaffen. Derzeit bieten in Tirol neben Krankenhäusern insgesamt 30 Kassen- und Wahlärzte die Untersuchung an. Die Wartezeiten betragen bis zu sechs Monate.

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