„Nichts Unanständiges“

Siziliens Müll auf großer Tour in die Steiermark

5000 Tonnen sizilianischer Müll sollen in den nächsten Monaten in der Obersteiermark verwertet werden. (Symbolbild)

(Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)

Die Mittelmeerinsel Sizilien kommt mit der Müllentsorgung nicht nach. Zwar sind zwei neue Verbrennungsanlagen in Palermo und Catania geplant, doch in der akuten Krise müssen auch die Nachbarländer Italiens aushelfen. So kommt das obersteirische Niklasdorf zum Zug.

Auf eine 2000 Kilometer lange Reise sollen Tausende Tonnen sizilianischer Hausmüll geschickt werden. Die Niklasdorfer Energie- und Abfallverwertungsgesellschaft (Enages) hat den Deal an Land gezogen, die italienischen Behörden haben bereits grünes Licht gegeben. In Österreich ist das Genehmigungsverfahren im Laufen, der Antrag lautet auf 5000 Tonnen Müll bis Ende September. Das entspricht mehr als 150 Lastwagen-Fuhren.

Strom, Dampf und Fernwärme
Bei der Enages soll der Müll aus dem Süden zu Strom, Dampf und Fernwärme für Betriebe wie die örtliche Papierfabrik und Privathaushalte verwertet werden. Dabei handelt es sich um voraufbereiteten, kleinstückigen Abfall, erklärt Christian Schreyer vom Dachverband der steirischen Abfallverbände.

Entsorgungs-Experte Christian Schreyer

(Bild: Christian Schreyer)

Auch aus mehreren steirischen Verbänden landet der Müll in Niklasdorf. Dass man im Fall von Sizilien derart weite Wege in Kauf nimmt, sei „nichts Unanständiges“, bei Enages gebe es ideale Bedingungen zur Verwertung.

Müllverbrennung nur „ganz oder gar nicht“
Auf 130.000 Tonnen Müll pro Jahr ist der Betrieb ausgerichtet, rund 40.000 kommen aus der Steiermark. Der Rest muss anderweitig beschafft werden, denn eine solche Anlage könne nur „ganz oder gar nicht“ arbeiten. Der Betreiber muss also auf die Auslastung achten.

Schreyer verweist auf die Hochwasserkatastrophe in Niederösterreich, durch die Österreichs größte Müllverbrennungsanlage in Dürnrohr wochenlang außer Betrieb gesetzt war. Auch damals wurde Müll notgedrungen anderswo verwertet – in zehnfachem Ausmaß als nun bei der geplanten Kooperation mit Sizilien.