Schauspielhaus Graz

Himmlischer Klamauk mit höllischen Folgen

Steiermark
15.03.2025 15:00

Maria Lazars Polit-Farce „Die Hölle auf Erden“ aus den 1930ern hat erschreckende Relevanz in der Gegenwart – auch dank der Inszenierung von Karin Plötner, die das Stück im Grazer Schauspielhaus auf die Bühne bringt.

Wäre es nicht so traurig, man müsste swingend Shirley Bassey zitieren: „It’s All Just a Little Bit of History Repeating“. Doch die Geschichte, die sich da im Schauspielhaus wiederholt, kommt zwar als Komödie daher, ist letztlich aber eine Tragödie: Denn man zeigt Maria Lazars in den 1930er-Jahren geschriebene und erst im Vorjahr in Innsbruck uraufgeführte Polit-Farce „Die Hölle auf Erden“, die sich trotz ihres Alters wie ein Kommentar auf die Gegenwart liest.

Gott wird per Annonce angerufen
Der Inhalt, kurz umrissen: Ein großer Krieg steht bevor und um diesen zu verhindern, schaltet das Gesundheitsdepartement des Völkerbundes eine Zeitungsannonce: Die Wissenschafterin F. (Marielle Layher) ruft darin Gott an, herabzusteigen, um das Schlimmste zu verhindern. Gott ist aber längst in Pension, er schickt Petrus (Thomas Kramer) und zwei Engel (Otti Engelhardt und Luiza Monteiro) auf die Erde. Doch kaum hat sich der Vorhang zur Erde gelüftet, wird klar: Die Menschen dort glauben längst nicht mehr an Gott – ebenso wenig wie an Wissenschaft oder Diplomatie. Und die Verantwortung will schon recht niemand übernehmen. Und so beginnt sich die Spirale aus Ängsten, Vorurteilen und Extremismen immer schneller zu drehen, bis man ganz unten beim Teufel ankommt. Wird er es sein, der die Welt rettet?

Himmlischer Klamauk mit höllischen Folgen (Bild: Lex Karelly)
Himmlischer Klamauk mit höllischen Folgen

Katrin Plötner inszeniert die erste Hälfte dieser Farce als rasante Komödie, die unterstützt von einem agilen Ensemble eine Vielzahl an skurrilen Figuren, bissigen Gags und Slapstick am laufenden Band bzw. auf der laufenden Drehbühne (Bettina Pommer) serviert. Doch dann schüttet die Realität ihren Dreck über dieses verantwortungslose Treiben aus, und die chaotische Farce kippt ins düster Dystopische. Der Völkerbund wird bombardiert, und Petrus und seine Engel landen in der Irrenanstalt. Dort treffen sie auf Figuren, die glauben, Gott oder zumindest der Volkskanzler zu sein.

Gegen das „Evangelium der Ausrottung“
Ja, sind denn die alle verrückt geworden? Maria Lazars Antwort war schon in den 1930er-Jahren ein klares: Ja! Aber: Der Anstand scheint noch nicht ganz verloren. Am Ende – der Vorhang ist da bereits gefallen – tritt F. an die Rampe und predigt gegen das „Evangelium der Ausrottung“: Es wirkt wie ein Weckruf aus der Vergangenheit.

Viel Applaus für Ensemble und Inszenierung – und wohl auch für den Text der 1948 verstorbenen Maria Lazar – bei der Premiere am Freitag!

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