Wahlen in Vorarlberg:

Mehrere ÖVP-Klatschen, einige FPÖ-Achtungserfolge

Innenpolitik
16.03.2025 20:25

Der erste Teil der Gemeindewahlen in Vorarlberg ist geschlagen. Die ÖVP musste in den Städten und großen Kommunen teils herbe Verluste hinnehmen. Dafür räumte die SPÖ in der Landeshauptstadt Bregenz ab, die FPÖ schnitt mancherorts teilweise stark ab. Und auch sonst gab es viele Überraschungen und einige enge Kisten. 

Grafik: So haben die Vorarlberger Gemeinden gewählt

Die wichtigsten Meldungen im Überblick:

  • Michael Ritsch, roter Bürgermeister in der Landeshauptstadt Bregenz, fährt mit 51 Prozent schon im 1. Wahlgang einen deutlichen Sieg ein. 
  • Die SPÖ kommt in der Bregenzer Stadtvertretung auf 43 Prozent und stößt damit die ÖVP vom Thron. Die ÖVP verzeichnet ein dickes Minus. 
  • Die ÖVP muss in Schruns ihren Bürgermeistersessel räumen. Dafür kann sie die Stadt Bludenz sowie die Gemeinde Altach verteidigen. 
  • In Lustenau und Feldkirch (jeweils ÖVP vs. FPÖ) sowie in Dornbirn (ÖVP vs. SPÖ) kommt es in zwei Wochen zu einer Stichwahl. 
  • Die Stadt Hohenems bleibt fest in FPÖ-Hand. Bürgermeister Dieter Egger wurde klar bestätigt, in der Stadtvertretung kommen die Blauen auf 48%. 

Ländle ist politisch bunter geworden
Die politische Landschaft in Vorarlberg war über Jahrzehnte alles andere als farbenfroh, zu dominant war das Schwarz der ÖVP. Das hat sich geändert, das Ländle ist bunter geworden. Davon zeugen auch die Ergebnisse bei der Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen am Sonntag.

SPÖ triumphiert in Bregenz, Schlappe für Volkspartei
Am erstaunlichsten ist wohl die Tatsache, dass der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) bereits im ersten Durchgang mit 50,94 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit schaffte und somit sein Amt verteidigen konnte. Viele Beobachter waren von einer Stichwahl ausgegangen, hatte die Volkspartei doch das politische Schwergewicht Roland Frühstück in die Schlacht geworfen.

Der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) und Ehefrau Yvonne (Bild: APA/ELISABETH GUT)
Der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) und Ehefrau Yvonne

Doch das Projekt „Rückeroberung der Landeshauptstadt“ scheiterte kläglich, für Frühstück votierten gerade einmal 29,96 Prozent der Wählerinnen und Wähler. Auch bei der Wahl der Stadtvertretung war der Frühstück-Effekt, sofern es ihn gegeben hat, ein negativer: Während die Liste von Ritsch auf 42,7 Prozent der Stimmen kam, musste sich die ÖVP mit desaströsen 30,14 Prozent begnügen.

Stichwahlen in Feldkirch, Dornbirn und Lustenau
Es war nicht die einzige Klatsche, welche die Schwarzen am Wahlsonntag zu verdauen hatten. In Feldkirch etwa wird sich Amtsinhaber Manfred Rädler (ÖVP) in der Stichwahl am 30. März des Ansturms der Freiheitlichen Andrea Kerbleder erwehren müssen. Ebenfalls keine „gmahte Wiesn“ sind zwei Kommunen, in welchen der ÖVP-Kandidat vor fünf Jahren noch die absolute Mehrheit schaffte: In Vorarlbergs größter Stadt, Dornbirn, wird sich Julian Fässler (ÖVP), den die scheidende Langzeitbürgermeisterin Andrea Kaufmann gezielt als Nachfolger aufgebaut hatte, einer Stichwahl gegen Markus Fäßler (SPÖ) stellen müssen.

Feldkirch: ÖVP-Amtsinhaber Manfred Rädler muss auch in die Stichwahl (Bild: Alfare Georg Fotograf)
Feldkirch: ÖVP-Amtsinhaber Manfred Rädler muss auch in die Stichwahl

Und in Lustenau wird das Duell Patrick Wiedl (ÖVP) gegen Martin Fitz (FPÖ) entscheiden, wer das Erbe von Kurt Fischer (ÖVP) antreten darf.

Patrick Wiedl (ÖVP) muss in Lustenau in die Stichwahl (Bild: Landtag)
Patrick Wiedl (ÖVP) muss in Lustenau in die Stichwahl

Schwarzer Lichtblick in Bludenz
Ein paar lichte Momente gab es an diesem verregneten Wahlsonntag allerdings auch für die Schwarzen: Dass der Bludenzer Stadtchef Simon Tschann bereits im ersten Durchgang sein Amt verteidigen konnte, fällt sogar in die Kategorie „kleine Überraschung“ – zum einen, weil Tschann im Vorfeld – in erster Instanz – wegen Amtsmissbrauch verurteilt worden war und zum anderen, weil er es mit einem harten Gegner zu tun hatte: Doch SPÖ-Landeschef Mario Leiter scheiterte auch in seinem dritten Anlauf, den Bürgermeistersessel in der Alpenstadt zu ergattern.

In Bludenz bleibt Simon Tschann (ÖVP) Bürgermeister (Bild: APA/BERND HOFMEISTER)
In Bludenz bleibt Simon Tschann (ÖVP) Bürgermeister

Leiter war aber nicht die einzige tragische Figur bei den Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen: So verpasste etwa der Lustenauer Grünen-Spitzenkandidat Simon Vetter die Bürgermeister-Stichwahl um gerade einmal 15 Stimmen. Und in Schruns fehlten Martin Sadjek (ÖVP) gar nur 8 Stimmen für das Bürgermeisteramt – neuer Ortschef wird Jürgen Haller von der Liste „metnand för Schru“.

Stichwahl auch in Götzis
Auch in Götzis (Bez. Feldkirch) kommt esin in 14 Tagen zu einer Stichwahl. Das Duell lautet Manfred Böhmwalder gegen Christoph Längle. Böhmwalder ist Bürgermeister und tritt für die ÖVP an, bei Längle handelt es sich um einen ehemaligen FPÖ-Politiker, der von 2014 bis 2019 im Bundesrat saß und 2020 die „Bürger-Bewegung Götzis“ gründete.

Sehr schwache Wahlbeteiligung
Wer am Wahlsonntag definitiv verloren hat: die Demokratie. Die Wahlbeteiligung lag bei nicht einmal 55 Prozent

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt