Testament gefälscht

Bewährungsstrafe für Erbschleicher (71)

Salzburg
19.03.2025 12:28

Ein Pinzgauer Pensionist hat sich das Haus einer verstorbenen Bekannten in Saalfelden erschlichen: durch ein gefälschtes Testament. Beim Prozess am Mittwoch hat der Senior ein Geständnis abgelegt. Was aber neue Zweifel weckt: Der 71-Jährige hat weitere Liegenschaften geerbt. Jetzt will sich die Staatsanwaltschat das genauer anschauen.

In einem auffälligen Spinnennetz-Hemd nimmt der Angeklagte am Mittwoch in der Mitte des Verhandlungssaales 354 im Salzburger Landesgericht Platz. Zuerst will die Richterin Informationen über sein Vermögen. Der geschiedene 71-Jährige kassiert neben seiner 1800-Euro-Pension noch Mieteinkünfte und besitzt gleich mehrere Liegenschaften: ein 500.000-Euro-Miethaus, ein weiteres 200.000-Euro-Haus, ein 1000-Quadratmeter-Feld und sogar noch ein drittes weniger wertvolles Gebäude. Und jetzt hat er es, so steht es in der Anklage, auf ein weiteres Einfamilienhaus mit 265 Quadratmetern mitten im Herzen von Saalfelden, nahe des Congresszentrums, abgesehen? „Ich bin überzeugt, dass er die Freundschaft zur Hausbesitzerin nur geschlossen hat, um an die Liegenschaft zu kommen“, betont Staatsanwältin Elisabeth Reich und schildert dabei einen richtigen Pinzgauer Erb-Krimi. 

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Ich bin überzeugt, dass er die Freundschaft nur wegen der Liegenschaft geschlossen hat.

Staatsanwältin Elisabeth Reich beim Prozess

Vor sechs Jahren hat sich der Angeklagte mit der Hausbesitzerin angefreundet. Dabei habe er immer wieder versucht, die Frau zu überreden, ihn zum Erben zu machen, so Reich. Angehörige hatte die Frau keine. Anfang 2024 starb sie, ohne ein Testament zu hinterlassen. „Der Angeklagte fühlte sich betrogen und hat sich selbst zum Erben gemacht“, erklärt Reich. Dazu hat er ein Testament selbst verfasst, die Unterschrift gefälscht. Er hat auch tatsächlich das Erbe bekommen und sogar schon einen Käufer gefunden, der 390.000 Euro für die Liegenschaft hinterlegt hatte. Doch kurz vor dem Verkaufsabschluss äußerten Einheimische Zweifel. Eine Zeugin hat sogar einen Zettel entdeckt, auf dem die Unterschrift geübt wurde.

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Das Haus ist eine Bruchbude ohne Wasseranschluss und sogar mit einem Plumpsklo.

Verteidiger Michael Ringl beim Prozess

So kam der Fall ins Rollen. Ein Sachverständiger bestätigte die Fälschung. Und beim Prozess legte der 71-Jährige ein Geständnis ab: „Es wird nicht beschönigt, er hat das gemacht“, sagte Verteidiger Michael Ringl und betonte dabei auch, dass es sich um eine „Bruchbude ohne Wasseranschluss“ handelt. Der Wert sei durch einen Gutachter auf 170.000 Euro beziffert worden – also deutlich unter dem Verkaufspreis.

Angeklagter hat schon mehrfach geerbt
„Ich stehe dazu, ich habe einen Fehler gemacht“, erklärte der Mann schwer verständlich. „Sie haben mehr als viele andere. Warum das Ganze?“, fragte die Anklägerin. Eine richtige Antwort konnte oder wollte der Senior nicht geben. Die Richterin fragte auch nach den anderen Liegenschaften, ob er diese auch geerbt habe. Ein Haus habe er von einer Lehrerin geerbt bekommen, entgegnete der Senior und ergänzte: „Durch meine Ehrlichkeit.“

Der Schuldspruch wegen schweren Betrugs in Höhe von 170.000 Euro war aufgrund des Geständnisses nur mehr Formsache. Strafe: 15 Monate Haft auf Bewährung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Das Haus geht übrigens an die Republik. Und was ist mit den anderen Liegenschaften? „Das werden wir uns genau anschauen“, teilte die Staatsanwaltschaft auf „Krone“-Nachfrage mit. 

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