Dreister geht‘s kaum: Mitten unter Polizisten, in der Kantine der Landespolizeidirektion Steiermark, griffen Angestellte in die Kasse und stahlen Zigaretten und Lebensmittel in rauen Mengen. Am Freitag standen sie in Graz vor Gericht.
Es gibt definitiv unauffälligere Orte für Diebstahl im großen Stil als die steirische Landespolizeidirektion in Graz-Straßgang. Die Örtlichkeit dürfte drei Angestellte der dortigen Kantine aber wenig beeindruckt haben. Die Steirer sollen über mehrere Jahre hinweg Bargeld, Zigaretten und Lebensmittel im Wert von rund 50.000 Euro gestohlen haben, wobei der genaue Betrag auch nach Abschluss der Ermittlungen schwer zu rekonstruieren ist. Nur eine Dame des Trios ist – halbwegs – geständig. Angestellte der Polizei waren die Langfinger übrigens nicht, die Kantine wird von einem externen Verein betrieben.
Videofalle überführte Mitarbeiterin
Dass mit den Finanzen der Kantine etwas gröber nicht stimmt, kam zum ersten Mal ans Tageslicht, als eine neue Mitarbeiterin einen Kassensturz machte und dabei unter anderem auf immens viele Stornierungen stieß. Es wurde eine Videofalle gelegt, in die die 39-jährige Erstangeklagte tappte: Die Aufnahmen zeigen, wie sie stangenweise Zigaretten mitgehen lässt und Geld aus der Kasse nimmt – die Beute wurde dann bei einer Hausdurchsuchung auch sichergestellt.
Einen Teil der Zigaretten soll ihr Mann, der wegen Hehlerei mitangeklagt ist, weiterverkauft haben. Dieser will erst von den Machenschaften seiner Frau erfahren haben, als plötzlich die Polizei vor der Tür stand: „Sie hat mir gesagt, sie bekommt die Zigaretten in der Firma günstiger.“ Dass auch der 40-Jährige finanziell „am Sand“ ist, wie es Richterin Julia Noack ausdrückt, ist seiner Glaubwürdigkeit nicht unbedingt zuträglich. Da helfen auch Beteuerungen nicht, wonach der Steirer eh schon versuche, seinen geleasten Jaguar loszuwerden, um bei der Schadenswiedergutmachung zu helfen.
Zigaretten um 16.000 Euro
„Ich habe in der Woche circa drei Stangen mitgenommen“, versucht die angeklagte Steirerin eine Menge zu beziffern. „Gegen Ende hin ist’s aber schon mehr geworden, oder?“, hilft ihr die Richterin auf die Sprünge und verweist auf die Videoaufzeichnungen, wo binnen einer Woche rund 30 Stangen „mitgegangen“ sind. Viele der Zigaretten hätten sie und ihr Mann, beide starke Raucher, selbst gebraucht. Der Rest soll an Verwandte gegangen sein. Alleine mit Zigaretten sollen 16.000 Euro Schaden entstanden sein, rechnet Richterin Noack vor.
Hinzu kommt neben Lebensmitteln (Eier, Kernöl, Kaugummis ...) Bargeld aus der Kasse. „Zwischen 150 und 200 Euro pro Reingreifen“, sagt die 39-Jährige.
Zu den Hintergründen berichtet die Angeklagte über Geldnot wegen ihrer eigenen Spielsucht und der Drogenabhängigkeit ihres Sohnes, für den sie unter anderem viele Strafen bezahlt hätte. Um Licht in die zahlreichen Diebstähle und windigen Kassenmanipulationen zu bringen, reichte ein Verhandlungstag nicht aus – vertagt.
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