Herbe Niederlage für die Sozialdemokraten in der oststeirischen Bezirkshauptstadt Weiz: Ihre 2/3-Mehrheit kann die Partei rund um Stadtchef Ingo Reisinger mit einem Minus von über 25 Prozentpunkten nicht halten. Auch die Bürgermeister-Partei (ÖVP) in Gleisdorf verliert die absolute Mehrheit, aber wesentlich weniger dramatisch.
Erst vor einem knappen Jahr übernahm in Weiz Bürgermeister Ingo Reisinger (SPÖ) den Posten von Erwin Eggenreich, zuvor war er Finanzreferent und schon seit 2005 im Gemeinderat. Sein ausgerufenes Ziel: „Mein Anspruch ist es, die absolute Mehrheit, also 16 Mandate, zu halten“, sagte Reisinger in einem Interview mit der „Krone“ vor wenigen Wochen. Dies gelang am Sonntag nicht. Die SPÖ fuhr mit einem Minus von 25,3 Prozentpunkten ein katastrophales Minus ein. Sie verliert gleich acht Mandate und hält nun bei 14 statt 22.
Zwei klare Gewinner
Neben der SPÖ buhlten in Weiz noch sechs weitere Parteien um die Wählerstimmen: FPÖ (11,9 Prozent, 4 Mandate), Grüne (4,6 Prozent, ein Mandat), KPÖ (mit insgesamt 120 Stimmen und 2,1 Prozent geht sich kein Mandat aus), Neos (1,6 Prozent), ÖVP und Liste MUT. Die beiden letzteren sind die klaren Gewinner: Die Volkspartei wird künftig fünf Mandate im Gemeinderat haben (16 Prozent), die Liste „Monika und Team“ schafft aus dem Stand 21,5 Prozent, was sieben Mandate bedeutet.
Weniger erfreulich bilanziert Christoph Stark (ÖVP) in Gleisdorf, der seit 25 Jahren Chef im Rathaus ist. Im Jahr 2000 kam er überraschend ins Amt, seit damals führt in der rasch wachsenden Stadt kein Weg an ihm vorbei. In seiner Amtszeit wurde Gleisdorf zur „Solarstadt“, und überhaupt stehen Projekte mit grünem Anstrich im Vordergrund.
Allein die FPÖ legt zu
Denn auch die Grünen haben in Gleisdorf ein starkes Fundament. Parteichef Werner Kogler hat hier die Schule besucht, Landessprecherin Sandra Krautwaschl und eine ihrer Vorgängerinnen, Ingrid Lechner-Sonnek, sind in Gleisdorf aufgewachsen. Aktuell führt Katharina Schellnegger als Vizebürgermeisterin für die Grünen die Geschäfte.
Die Wähler goutierten aber weder das Tun des einen, noch jenes der anderen: Die ÖVP muss ein Minus von 11,8 Prozentpunkten verkraften, sie verliert die absolute Mandatsmehrheit (von 18 auf 15). Die Grünen verloren gut fünf Prozentpunkte (von sechs auf vier Mandate). Leicht verloren hat auch die SPÖ, nur die FPÖ kann sich Sieger nennen, sie legte in Gleisdorf um 15,2 Prozentpunkte zu. Der blaue Spitzenkandidat Harald Lembacher: „Die linke Politik von ÖVP, SPÖ und Grünen wollen die Leute nicht mehr. Vor allem die Verkehrspolitik ist bei uns eine Katastrophe“, sagt er am Sonntag in einer ersten Reaktion zur „Krone“.
Die ÖVP konnte übrigens in allen 31 Gemeinden Kandidaten aufstellen, die SPÖ in 29, die FPÖ in 25, die Grünen in zwölf, die Neos in fünf und die KPÖ in zwei. Hinzu kommen Bürgerlisten in Weiz und in St. Ruprecht an der Raab.
Neo-Bürgermeister voll bestätigt
In letzterer Gemeinde darf sich Bürgermeister Franz Nöhrer (ÖVP), der hier erst sei 2023 die politischen Geschäfte führt, über ein ordentliches Plus bei seiner ersten Gemeinderatswahl freuen: 10,7 Prozentpunkte legte die Volkspartei zu, sie hält nun bei fast 61 Prozent. „Ich freue mich, dass die Bewohner unsere Leistung und ehrliche Politik honoriert haben“, sagt der Ortschef in einer ersten Reaktion zur „Krone“. Gefeiert wurde jedoch nur verhalten: „Ich habe mit einem Glas Sekt angestoßen. Mehr geht nicht, es ist ja Fastenzeit.“
Passail von rot auf schwarz
Überraschung in Passail: In der Heimatgemeinde von Ex-Landeshauptmann Christopher Drexler überholt die ÖVP mit Patrick Rosenberger die bisher regierende SPÖ (Bürgermeisterin Eva Karrer) deutlich, die Schwarzen haben nun zwölf, die Roten nur noch acht Sitze im Gemeinderat. Ebenfalls bitter für die Sozialdemokraten: In Gutenberg verloren sie knapp die absolute Mehrheit.
Keine Revolution gab es in Birkfeld. Hier verteidigte Oliver Felber (ÖVP) souverän den Bürgermeistersitz mit 64 Prozent. FPÖ-Spitzenkandidat Patrick Derler legte stark auf 32,2 Prozent zu, das erhoffte Bürgermeister-Duell gab es aber nicht. Auch im benachbarten Miesenbach blieb es aus, hier verlor der hoffnungsvolle FPÖ-Kandidat Josef Schneeflock sogar an Zustimmung. ÖVP-Bürgermeisterin Bernadette Schönbacher holte sich die absolute Mehrheit. Jubel für die Volkspartei auch in Mitterdorf, wo es 2020 sehr knapp war. Diesmal sind die Schwarzen deutlich vorne.
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