Politisches Erdbeben in der obersteirischen Bezirkshauptstadt: ÖVP und FPÖ könnten in Bruck an der Mur die SPÖ ablösen. In Kapfenberg gibt es hingegen einen roten Triumph. Extrem spannend ist das Ergebnis in Mariazell!
Freud und Leid liegen oft nur wenige Kilometer entfernt, das trifft an diesem Wahlsonntag auf die Sozialdemokraten in Bruck und Kapfenberg zu. In der Bezirkshauptstadt erleiden die Roten ein Debakel. Sie stürzen von 52,9 auf nur noch 29 Prozent ab. Bürgermeisterin Andrea Winkelmeier gab in einem ersten Statement zwar an, nun als Vertreterin der nach wie vor stärksten Partei mit allen anderen Gespräche führen zu wollen – doch es zeichnet sich bereits ab, wie ein politischer Umbruch aussehen könnte: nämlich dann, wenn die beiden Wahlsieger eine Koalition bilden.
„Brucker wollen Veränderung“
Das ist zum einen die FPÖ unter Raphael Pensl, die auf 21 Prozent zulegen kann. Und das ist zum anderen die ÖVP mit Susanne Kaltenegger, die mit 27,5 Prozent am ersten Platz schnuppert. „Es ist ein deutliches Zeichen, dass die Brucker Veränderung wollen“, so Kaltenegger. „Probleme sollen nicht schöngeredet werden. Wichtig ist ein Neustart für Bruck.“
Im benachbarten Kapfenberg ist die rote Glückseligkeit hingegen groß: Matthäus Bachernegg, erst seit dem Vorjahr Bürgermeister, legt um fast fünf Prozentpunkte zu und hält nun bei 61,4 Przoent – und das trotz sieben weiterer Listen am Stimmzettel! Die ÖVP unter Erwin Fuchs stürzt gar auf zehn Prozent ab. „Mir geht es großartig“, jubelt Bachernegg am Wahlabend. „Es ist eine schöne Belohnung für neun Monate harte Arbeit.“ Ein Wermutstropfen sei die geringe Wahlbeteiligung von gerade einmal 50 Prozent.
SPÖ verliert in Mürzzuschlag „Absolute“
In der dritten großen Stadt im Bezirk, Mürzzuschlag, verliert die SPÖ knapp die absolute Mehrheit. Bürgermeister Karl Rudischer hat nun zwölf Mandate. Viele rechnen, dass er eine Zusammenarbeit mit den Kommunisten (drei Mandate) anstreben wird. Für FPÖ-Kandidat Arnd Meißl wird es trotz Zugewinnen und sieben Mandaten kaum zum Bürgermeistersitz reichen.
Damit kann in Langenwang hingegen Philipp Könighofer liebäugeln. Der FPÖ-Vizebürgermeister legt auf 38 Prozent zu, die ÖVP verliert die absolute Mehrheit. Mithilfe der SPÖ könnte Könighofer Ortschef werden. „Heute wird gefeiert und analysiert, ab morgen werden wir mit allen verhandeln“, hält er den Ball aber noch flach.
ÖVP verliert in Mariazell die Hälfte der Stimmen
Spannende Verhandlungen warten im Wallfahrtsort Mariazell: Nach dem Triumph 2020 folgt diesmal für die ÖVP ein herber Dämpfer. Sie halbiert sich und liegt nur noch bei 29 Prozent. Mitgrund ist ein Konflikt zwischen Bürgermeister Walter Schweighofer und seinem bisherigen „Vize“ Helmut Schweiger, der mit einer eigenen Liste („A bis Z“) auf Anhieb 25 Prozent erzielt. Neben ÖVP und der Liste hat auch die SPÖ sechs Sitze im Gemeinderat, die FPÖ drei.
In St. Barbara im Mürztal verliert die SPÖ unter Bürgermeister Jochen Jance die absolute Mandatsmehrheit, ÖVP und FPÖ könnten ihn theoretisch stürzen. Noch nicht fix entschieden ist die künftige Spitze auch in St. Marein im Mürztal, auch wenn das Ergebnis für ÖVP-Bürgermeister Günter Ofner spricht. Seine Partei war 2020 knapp Zweiter, diesmal klar Erster.
In St. Lorenzen im Mürztal hat die ÖVP im Laufe der vergangenen Periode SPÖ-Bürgermeisterin Petra Weberhofer gestürzt. Sie trat nochmals an – doch die Volkspartei mit ihrem neuen Spitzenkandidaten Johann Haberl erobert die absolute Mehrheit.
Ortschef mit Resultaten um die 80 Prozent
Diese verliert die Volkspartei wiederum in Breitenau, dort holt die neue Liste „Wir“ auf Anhieb 30 Prozent. In Pernegg liegen die ÖVP von Bürgermeisterin Eva Schmidinger und die SPÖ mit Siegfried Ebner fast gleichauf.
Es gibt aber auch unfassbar starke Ergebnisse: Stefan Hofer holt in Turnau 82 Prozent für die SPÖ, Regina Schrittwieser beinahe 79 Prozent mit ihrer Namensliste in Krieglach.
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