Aufträge für Bauriesen

Deutsches Konjunkturpaket beflügelt heimische PORR

PORR-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Strauss will den Umsatz im Nachbarland ausbauen.

(Bild: Vergil Siegl)

Es ist ein Paradigmenwechsel: In Deutschland haben Bundestag und Bundesrat vergangene Woche dem 500 Milliarden Euro schweren Schuldenpaket für den Ausbau der Infrastruktur zugestimmt. Das sind gute Nachrichten für den heimischen Bauriesen PORR mit Sitz in Wien. Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Strauss hofft auf jetzt auf neue Aufträge.

„Krone“: Welche Chancen eröffnet Ihnen das deutsche 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturpaket? Womit rechnen Sie?
Karl-Heinz Strauss: Wir werten diesen Vorstoß als wichtigen Impuls für die Bauwirtschaft und in Folge auch für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Damit wird der lang überfällige Infrastrukturausbau in Deutschland in Angriff genommen. Hier geht es um Projekte im Verkehrswegebau, Industriebau, Wohnbau und auch dem Infrastrukturausbau rund um die Energiewende und die Dekarbonisierung – alles Bereiche, in denen die PORR mit ihrer Expertise am Markt sehr erfolgreich tätig ist.

Die halbe Billion will Deutschland in zehn Jahren investieren – wie schnell werden Sie positive Effekte für Ihr Unternehmen bemerken?
Das Förderprogramm wird tatsächlich nicht von heute auf morgen seine Wirkung zeigen. Wir haben insbesondere in Westdeutschland weiterhin sehr lange Genehmigungsverfahren und bürokratische Hürden.

Wie viel Umsatz macht Deutschland bisher bei der PORR aus?
Mit 1,6 Milliarden Euro erwirtschaftet die Gruppe – Stand Geschäftsjahr 2023 – fast ein Viertel der Produktionsleistung der Gruppe in Deutschland. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch im Umsatz wider.

Die PORR untertunnelt etwa die Elbe für die Windstromleitung SuedLink, die den Süden des Landes mit erneuerbarem Strom aus dem windreichen Norden versorgen wird.

(Bild: PORR)

Klingt, als wäre Deutschland für Sie ein Heimmarkt…
Für die PORR ist Deutschland ein besonders wichtiger Heimmarkt! Hier bieten wir unser vollständiges Leistungsportfolio an. Aufgrund der geografischen Nähe haben wir einen historisch gewachsenen starken Bezug zu diesem Markt und mit vielen Auftraggebern pflegen wir eine sehr lange, partnerschaftliche Zusammenarbeit.

Was sind die größten jüngsten Vorzeigeprojekte in Deutschland, welches sind die spannendsten aktuellen Projekte?
Zum Beispiel errichten wir derzeit das Elisabeth-Selbert-Haus für den Deutschen Bundestag in Berlin und untertunneln die Elbe für die Windstromleitung SuedLink, die den Süden des Landes mit erneuerbarem Strom aus dem windreichen Norden versorgen wird. Zu unseren größten Industriebau-Projekten gehören die Errichtung eines großen Datencenters um knapp 200 Millionen Euro, eine Produktionsanlage für ein Pharmaunternehmen um knapp 100 Millionen Euro und eine Produktionshalle für BMW in München.

Ihr Aktienkurs steigt aber schon länger - alleine von 20. Oktober 2023 bis jetzt von 11,10 auf über 27 Euro. Warum?
Wir haben in den vergangenen Jahren das geliefert, was wir versprochen haben. Das Vertrauen in die PORR und in die Aktie ist daher schon seit längerem wieder gestiegen. Zudem war die Aktie sehr stark unterbewertet. Im Verhältnis zu den Vergleichsunternehmen hatten wir einen wesentlich geringeren Kurs, der bis jetzt noch immer nicht ganz aufgeschlossen hat. Und: Aktien mit kleinerer Marktkapitalisierung sind wieder verstärkt gesucht. Europäische Anlegerinnen und Anleger sind wieder risikofreudiger.

Sind Baufirmen an der Börse generell wieder gefragter?
Im gesamten Bausektor ist ein Aufwärtstrend bemerkbar. Das liegt unter anderem an Themen, in denen die PORR sehr aktiv ist, wie der Boom um Datencenter, aber auch an Themen, die uns nicht direkt betreffen, sondern der Branche insgesamt Aufwind verschaffen, wir etwa der Wiederaufbau in der Ukraine.