Die steirischen Ermittler der „AG Venator“ haben am Freitag zwei weitere Personen – beide Österreicher Anfang 20 – wegen des Verdachts der Hass-Kriminalität festgenommen. Damit stieg die Zahl auf insgesamt 20 Festnahmen und 28 Hausdurchsuchungen.
13 Verdächtige sind bisher in Untersuchungshaft. Ob auch über die beiden neuen Verdächtigen die U-Haft verhängt wird, ist noch nicht entschieden.
Koordinierter Schlag gegen Extremistenbande
Vor einer Woche hatte die Arbeitsgruppe „Venator“, eingesetzt beim Landeskriminalamt Steiermark und im Auftrag der Staatsanwaltschaft Graz, mit einem österreichweit akkordierten Zugriff zunächst 15 Verdächtige – zwölf Männer und drei Frauen – festgenommen. Drei weitere mutmaßliche Täter wurden noch am vergangenen Wochenende festgenommen. Exakt sieben Tage nach der Razzia folgten nun die weiteren Festnahmen im Zusammenhang mit sogenannten Hate-Crime-Delikten.
Bei den bisherigen Ermittlungen und Vernehmungen habe sich das Ausmaß der Brutalität, mit der die Täter gegen ihre Opfer vorgegangen sind, bestätigt. Sie sollen vorwiegend Männer unter bestimmten Vorwänden zu Treffpunkten gelockt und dann teils niedergeschlagen und gedemütigt haben. Entgegen ersten Ermittlungserkenntnissen dürfte nur etwa ein Drittel der Betroffenen homosexuelle Neigungen haben.
„Offensichtlicher Spaß an roher Gewalt“
Manchen Opfern wurde der Kopf rasiert oder sie mussten nahe Verwandte anrufen und diesen von heimlichen Sex-Dates erzählen. „Auch wenn erst ein Bruchteil der sichergestellten Beweismittel ausgewertet wurde, so zeigen Chatverläufe und Videos der Straftaten auf, was die einzelnen, ideologisch unterschiedlich veranlagten Tatverdächtigen im gemeinsamen Vorgehen gegen ihre Opfer eint: der offensichtliche Spaß an roher Gewalt“, sagt Polizeisprecher Markus Lamb.
Dabei führten Gruppendynamiken der arbeitsteilig agierenden jungen Täter offenbar zu einer immer gefährlicher werdenden Gewaltspirale, die bis zum Tod hätte führen können: „Neben Erniedrigungen unterschiedlicher Art stehen vor allem Delikte wie Körperverletzung, gefährliche Drohung, Nötigung und schwerer Raub bis hin zum Mordversuch im Fokus der Ermittler. Zudem wird der strafrechtliche Tatbestand der kriminellen Vereinigung seitens der Staatsanwaltschaft geprüft.“
Die meisten sind geständig
Der Großteil der 14 bis 26 Jahre alten Verdächtigen zeigte sich überwiegend geständig. Obwohl die Polizei von einer hohen Dunkelziffer ausgeht, blieb es bisher bei den 17 namentlich bekannten Betroffenen der Übergriffe. Rund ein Drittel von ihnen wurde offenbar gezielt wegen ihrer homosexuellen Neigungen ausgewählt, weil die Täter sie als „leichte Beute“ ansahen und hofften, dass sie aus Scham nicht zur Polizei gehen.
Über die 17 derzeit bekannten Gewaltopfer hinausgehend haben sich noch keine weiteren Personen gemeldet – wohl aus Scham, vermutet die Polizei. Von derartigen Straftaten Betroffene erwartet seitens der Ermittlungsbehörden besonderer Schutz. Der Aufruf, sich – auch anonym und vertraulich – bei der Polizei zu melden, bleibt aufrecht. Telefon: 059133/60-3333, Mail: LPD-ST-LKA-AG-VENATOR@polizei.gv.at.
Bei den bisher bekannten heterosexuellen Opfern dürften auch rechtlich unbedenkliche Treffen mit jüngeren Frauen der Grund für Straftaten gewesen sein. „Dabei wurden diese Dates seitens der Tatverdächtigen – bewusst oder unbewusst – falsch interpretiert“, sagt Lamb. „Eines eint alle diese Taten: Hass und massive Gewaltausübung.“ Die Täter wollten offenbar ihre „Gewaltfantasien“ ausleben.
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