Politischer Knalleffekt in Hart bei Graz: Nach zehn Jahren wird die Bürgerliste mit Bürgermeister Jakob Frey an der Spitze abgelöst. Es hat sich eine neue, bunte Koalition aus SPÖ, ÖVP, FPÖ und Neos gefunden. „Mr. Bauernbundball“ Franz Tonner wird zunächst für 30 Monate Bürgermeister.
Der langjährige Bauernbunddirektor Franz Tonner gilt als politischer Kopf, auch wenn er vor allem als Organisator des alljährlichen Bauernbundballs mit 16.000 Besuchern bekannt ist. Nun wird er „Volksbürgermeister“ in Hart bei Graz, also Gemeindechef ohne Stimmrecht im Gemeinderat.
Und das kam so: Bei der Wahl am 23. März wurde zwar wieder die Bürgerliste von Jakob Frey mit 42 Prozent (und einem zarten Plus) die stärkste Kraft, erzielte aber keine absolute Mehrheit. In den Gesprächen danach stellte sich rasch heraus, dass mit den anderen Fraktionen viel Porzellan zerbrochen wurde. Einzig die Grünen konnten sich eine Zusammenarbeit vorstellen. Sie haben aber nur ein Mandat – das würde aber nicht für die notwendigen 13 Sitze reichen.
Zehn Leuchtturmprojekte
Diese Hürde schaffen hingegen SPÖ, ÖVP, Neos und FPÖ. Und sie machen, wie Donnerstagvormittag bekannt wurde, tatsächlich gemeinsame Sache. Als „ARGE Hart 4.0“ bezeichnet sich das Bündnis etwas sperrig, blumiger ist da schon der Begriff „Bündnis mit Herz“. Sie versprechen „ein neues Klima der Wertschätzung und des gegenseitigen Respekts“ im Gemeinderat und definieren zehn Leuchtturmprojekte, darunter den Bau des neuen Rüsthauses, die Umsetzung der Autobahnanschlussstelle Hart, eine Primärversorgungseinrichtung und einen neuen Waldfriedhof.
Personell bringt der Pakt eine große Überraschung: Franz Tonner, der nicht auf einem Spitzenplatz für die ÖVP kandidiert hatte, wird Bürgermeister, nach 30 Monaten (also nicht einmal eineinhalb Jahren) übernimmt dann Andrea Ohersthaller von der SPÖ. Mit im Koalitionsboot sind auch Jochen Kotschar von den Neos und Wolfgang Gaudy von der FPÖ.
Grüne: Keine Koalition mit der FPÖ
Zu Wort meldete sich am Donnerstag auch Christina Auer-Haas von den Grünen: „Wir waren von Anfang an immer neutral, haben mit allen Parteien offen gesprochen und versucht, zwischen ihnen Brücken zu bauen. Irgendwann muss man aber anerkennen, dass die Fronten verhärtet sind und sich die Ablehnung konkret auch nur gegen eine Person richtet. Eine ernsthafte Kompromissbereitschaft der Bürgerliste war leider zu keinem Zeitpunkt erkennbar.“ Ein Teil der neuen Koalition wollte man nicht werden, „weil wir keine gemeinsame Plattform mit der FPÖ bilden können“.
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