Beendet ist der Koalitionspoker in Leoben: SPÖ-Bürgermeister Kurt Wallner bleibt im Amt, er schließt einen Pakt mit den Grünen und der Liste Reiter. Zugleich eskaliert ein Streit mit der ÖVP: Diese habe laut Wallner ein brisantes Verhandlungspapier vorgelegt.
Die Gemeinderatswahl am 23. März brachte in Leoben eine Zäsur: Die SPÖ verlor die absolute Mandatsmehrheit, sie hat nur noch 13 statt 16 Mandate und muss sich einen Koalitionspartner suchen. Dafür kamen aber nach ersten Gesprächen weder die FPÖ als zweitstärkste Kraft (sieben Mandate) noch die ÖVP mit fünf Mandaten infrage.
Auch Gespräche mit der KPÖ sind gescheitert, wie Jakob Matscheko von den Kommunisten der „Krone“ bestätigt: „Die SPÖ ist uns inhaltlich nicht entgegengekommen. Wir wollten einen Gebührenstopp, eine Senkung der Fernwärmepreise und, dass Geld für die Sanierung der Gemeindewohnungen freigeschaufelt wird – also das, was wir auf unseren Plakaten geschrieben haben.“ Mateschko hält aber fest: „Für weitere Gespräche sind wir immer offen.“
Zusammenarbeit mit größtem Kritiker
Wallner hat daher nun eine Zusammenarbeit mit den Grünen (1 Mandat) und pikanterweise der Liste Reiter (2 Mandate) fixiert. Pikant: Walter Reiter ist seit Jahren ein harter Kritiker der Leobner Sozialdemokraten, jetzt macht er dennoch gemeinsame Sache. Am Montag sollen alle Details bekannt gegeben werden.
Währenddessen eskaliert ein Streit zwischen der SPÖ und der ÖVP mit Spitzenkandidat Reinhard Lerchbammer. Die Roten posteten am Donnerstag auf Facebook „Die Wahrheit über den geplanten Coup der Liste Lerchbammer (LL)“ inklusive Auszügen aus einer mehrseitigen Verhandlungsgrundlage, welche Lerchbammer übergeben hat. Darin laut SPÖ enthalten: „unerfüllbare, moralisch bedenkliche, teils den gültigen gemeinderelevanten gesetzlichen Bestimmungen widersprechende Forderungen“.
So soll die Liste Lerchbammer den Finanzdirektor stellen, die aktuelle Finanzdirektorin soll weisungsgebunden unterstellt sein. Neue Positionen sollen nach dem Schlüssel 1:2 besetzt werden (bei drei Positionen geht eine an die ÖVP und zwei an die SPÖ). Unverhandelbar seien auch die Etablierung und Führung einer Start-up-Abteilung und eine angestrebte Ausgabensenkung von 35 Prozent innerhalb von fünf Jahren.
Die SPÖ wirft Lerchbammer vor, dass er seinen Bruder für eine hohe Position in der Gemeinde in Stellung bringen wollte. Sprich: Postenschacher. Auch bei der LE Holding und den Stadtwerken würde die ÖVP gerne Schlüsselpositionen besetzen. „Es ist anzumerken, dass seit Jahrzehnten sämtliche Schlüsselpositionen der Verwaltung öffentlich ausgeschrieben werden“, so die Sozialdemokraten.
„Wallner hat mein Vertrauen missbraucht“
Lerchbammer schoss wenige Stunden später auf Facebook scharf zurück: „Kurt Wallner hat mein Vertrauen auf das Ärgste missbraucht und einen als vertraulich markierten unfertigen Entwurf, unterfüttert mit Falschbehauptungen, veröffentlicht.“ Die SPÖ würde sich vor mehr Transparenz fürchten, sie wünsche keine echte Einbindung einer anderen Fraktion bei den Finanzen. Lerchbammer vermutet „Leichen im Keller“.
Zu den Postenschacher-Vorwürfen schreibt der ÖVP-Frontmann: „Grundsätzlich werden alle Personalien im Gemeinderat entschieden – und sind dann ultimativ dem SPÖ-Bürgermeister weisungsgebunden. (...) Wir hätten gerne jemanden mehr in der Finanzdirektion, Holding, Stadtwerke & Co., der der SPÖ ehrlich-harten Konter gibt bei den Zahlen.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.