Die Landespolizeidirektion Steiermark hat am Montag Bilanz über das Kriminalitätsjahr 2024 gezogen. Während die Gesamtzahl der Fälle um 2,2 Prozent stieg und mit 58.378 einen neuen Rekordstand erreichte, hat sich auch die Aufklärungsquote erhöht und beträgt nun 57,9 Prozent.
Auch wenn es die Zahlen nicht vermuten ließen: Österreich ist weiterhin eines der sichersten Länder der Welt, betonte Landespolizeidirektor Gerald Ortner. Im aktuellen Global Peace Index, der die Friedfertigkeit von Nationen vergleicht, liegt unser Land weltweit auf Platz drei, nur geschlagen von Island und Irland. Dennoch ist die Gesamtkriminalität in der Steiermark seit der Corona-Delle nun wieder drei Jahre in Folge gestiegen, im Vorjahr gab es so viele Anzeigen wie nie in den vergangenen zehn Jahren.
Weit mehr als jede zweite Tat wird aufgeklärt
Die gute Nachricht: 57,9 Prozent der knapp 60.000 angezeigten Fälle werden aufgeklärt – ein Plus von 1,6 Prozent. Zum achten Mal in Folge konnte mehr als jede zweite Straftat aufgeklärt werden, über 40.000 Verdächtige wurden ausgeforscht. „Wir arbeiten mit dem höchsten Personalstand, den wir je hatten“, bestätigt Ortner, der den Anstieg auch auf die erhöhte polizeiliche Präsenz zurückführt. Die schlechte Nachricht: Die Gewaltdelikte liegen erstmals im fünfstelligen Bereich, und auch bei den ganz jungen Tätern gab es einen starken Zuwachs.
Deutlich weniger Frauenmorde
Die Zahlen im Detail: Neun Morde gab es 2024 in der Steiermark. Das sind erstens klar weniger als im Jahr davor (16), zweitens ging die Zahl der weiblichen Mordopfer von elf auf vier massiv zurück. Dafür wurde bei Vergewaltigung ein leichter Anstieg um neun Fälle auf 142 verzeichnet. Mehr als verdoppelt haben sich die Anzeigen nach Paragraf 218 (Sexuelle Belästigung und öffentliche geschlechtliche Handlungen). Hier ortet LKA-Chef Michael Lohnegger eine Umkehr im Bewusstsein, „dass man einfach öfter den Weg zur Polizei sucht“. Der Eindruck, dass die Messerkriminalität bei Delikten gegen Leib und Leben im Vordergrund steht, täuscht nicht: Mit 274 Fällen waren hier Stichwaffen das häufigste „Mittel der Wahl“.
Sorgenkinder unter 14, Ältere werden „braver“
Dass die Jugendkriminalität immer weiter zunimmt, ist zweischneidig zu sehen: Insgesamt wurden im Vorjahr 1,5 Prozent mehr Tatverdächtige bis 18 Jahre verzeichnet (Gesamt: 5889). Dabei ist die Zahl unter den 14- bis 18-Jährigen mit minus 2,2 Prozent rückläufig, die Statistik nach oben treiben die ganz Jungen: „Im Alter unter 14 Jahren ist mittlerweile einfach eine ganz andere Anzeigenbereitschaft da“, erklärt Lohnegger. Während Raufereien am Schulhof in der Vergangenheit oft nicht zu einer Anzeige geführt haben, hat sich das Bild nun geändert.
Sozialbetrug explodiert
Weitaus am stärksten gewachsen ist der Bereich Sozialleistungsbetrug, hier wurden mit 515 Anzeigen fast 40 Prozent mehr verzeichnet als zuletzt. Mehr als die Hälfte davon entfielen wiederum auf die Landeshauptstadt, bestätigt Christine Krenn vom Grazer Stadtpolizeikommando. Auch Drogendelikte haben einen klaren Schwerpunkt in Graz, wo im Vorjahr 17 Prozent mehr Fälle verzeichnet wurden.
Falscher Arzt löst falschen Polizisten ab
Die Internetkriminalität war nach einem enormen Anstieg über die letzten zehn Jahre hinweg im Vorjahr erstmals leicht rückläufig (minus 3,6 Prozent auf 7278 Fälle). Hier will die steirische Polizei in Zukunft mit dem Cybercrime-Trainingszentrum einen Schwerpunkt setzen. Aktuell warnt Lohnegger vor dem sogenannten Medizin-Trick, der dem „falschen Polizisten“ den Rang abgelaufen habe. „Wir hatten in letzter Zeit mehrere Fälle, wo sich ein Krimineller am Telefon als Arzt ausgegeben und Geld verlangt hat. Echte Mediziner würden das natürlich keinesfalls machen.“
In der Debatte um die Messenger-Überwachung würde es Ortner „begrüßen, wenn wir hier am Level der Zeit wären“. Generell „machen wir alles, was uns rechtlich möglich ist“.
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