Macht Donald Trump bald einen Rückzieher? Die USA könnten Außenminister Marco Rubio zufolge schon bald ihre Bemühungen um Frieden zwischen Russland und der Ukraine einstellen. Ein Blick auf die vergangenen Tage macht wenig Hoffnung auf einen Durchbruch.
Ein US-Rückzug könne innerhalb weniger Tage vollzogen werden, sagte US-Chefdiplomat Rubio am Freitag in Paris nach einem Treffen mit Vertretern der Ukraine und weiterer europäischer Staaten. Zuvor wurde noch von einem „exzellenten Austausch“ im Élysée-Palast gesprochen. Wenige Stunden danach war plötzlich alles anders.
US-Präsident Donald Trump sei zwar weiterhin an einem Abkommen interessiert, habe aber viele andere Prioritäten weltweit. Sei eine Einigung nicht möglich, werde Trump womöglich sagen: „Wir sind fertig.“
Zeichen stehen auf Eskalation
Es müsse rasch festgestellt werden, ob eine Vereinbarung zur Beendigung des Krieges in der Ukraine möglich sei, sagte Rubio. Wenn es beiden Seiten ernst sei mit einem Frieden, dann seien die USA bereit zu helfen.
Danach sieht es aber nicht aus. Russland hat seine Luftangriffe gegen die Ukraine in den vergangenen Tagen verstärkt. Die 30-tägige Feuerpause auf Energie-Infrastruktur haben beide Seiten missachtet. Während dieser Periode ließ der Kreml vermehrt auch zivile Wohngebäude ins Visier nehmen.
Am Palmsonntag sorgte ein russischer Angriff für internationales Entsetzen. Als Gläubige gerade zur Kirche pilgerten, trafen zwei feindliche Raketen die Stadt Sumy – und rissen mehr als 30 Menschen in den Tod.
Menschen während einer Messe, als die erste Rakete einschlug:
Russland stellte den Raketenschlag als Angriff gegen ein militärisches Ziel dar. Ein Treffen gegnerischer Kommandeure sei ins Visier genommen worden. Getroffen wurden jedoch mehrheitlich Zivilisten. Kirchenvertreter in der Ukraine sprachen von einer „satanischen Tat“ aus dem „russischen Reich des Bösen“. US-Präsident Donald Trump erklärte, dass es sich offenbar um einen „schrecklichen Fehler“ gehandelt habe, ohne Putin direkt zu kritisieren.
Trump kein „Fan“ von Selenskyj
Seither ist der „Commander-in-Chief“ vor allem damit beschäftigt, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj direkt für den Krieg verantwortlich zu machen. Am Donnerstag betonte er im Beisein der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni, dass der Ukrainer „keine gute Arbeit“ leiste: „Ich bin kein großer Fan.“
Sein Sondergesandter für den Kreml, Steve Witkoff, verbreitet derweil russische Propaganda, wonach Menschen in der Ostukraine freiwillig unter der Herrschaft Russlands leben wollten. Trumps Golf-Kumpel hat laut eigener Aussage eine „Freundschaft“ mit dem Kreml-Chef entwickelt. Dafür erhält er regelmäßig Lob aus Moskau. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow erklärte, dass das Pariser Treffen am Donnerstag eine ideale Möglichkeit für Witkoff gewesen sei, „die russische Sichtweise“ des Krieges zu vertreten.
Die USA schlugen sich auf internationaler Bühne mehrfach auf die Seite Russlands. Dabei stimmten sie jüngst mehrfach mit Ländern wie Nordkorea und Belarus gegen UN-Resolutionen, die den Kreml als Aggressor des Angriffskrieges auswiesen (siehe Tweet oben).
Polen: Kreml verspottet die USA
Putin verspottet nach Ansicht Polens den „guten Willen“ der USA. Außenminister Radosław Sikorski hoffe, dass Trump und seine Regierung dies erkennen würden: „Die Ukraine hat vor über einem Monat einer Waffenruhe zugestimmt, ohne Bedingungen zu stellen. Die abscheulichen Angriffe auf Krywyj Rih und Sumy sind Russlands spöttische Antwort.“
Ein Waffenstillstand im Ukraine-Krieg ist nach Worten des russischen Botschafters bei den Vereinten Nationen zurzeit unrealistisch. „Wir haben es mit einer begrenzten Waffenruhe zur Energie-Infrastruktur versucht, die von der ukrainischen Seite nicht eingehalten wurde. Unter diesen Umständen ist es schlicht unrealistisch, jetzt über einen Waffenstillstand zu sprechen“, erklärte Wassilij Nebensja in New York. Auch die Frage, wer die Einhaltung eines solchen Waffenstillstands überwachen sollte, sei ungeklärt.
Putin hat so viel „Kanonfutter“ wie nie zuvor
Dem ukrainischen Geheimdienst zufolge hat Putin mittlerweile mehr als 600.000 Soldaten in der Ukraine. Experten erkennen in den anziehenden Kampfhandlungen an der Front eine beginnende Frühlingsoffensive der Russen. Kiew skizzierte zuletzt eine besonders brutale Vorgehensweise der russischen Offiziere.
Dabei würden größere Angriffe mit mehreren hundert Soldaten unternommen, um wenige Meter Land unter hohen Verlusten zu erobern. Das Südkommando veröffentlichte Videoaufnahmen, die einen Vorstoß vom Mittwochabend mit 320 Soldaten und 40 gepanzerten Fahrzeugen in der Region Saporischschja zeigen sollen. Absolut nichts auf dem Schlachtfeld deutet darauf hin, dass Putin für einen Frieden bereit ist. Er hat noch genug „Kanonenfutter“ ...
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.