Alarm aus der Branche

Streit um Trinkgeld-Abgabe: „Bringt nur Minisumme“

Wirtschaft
29.04.2025 09:00

Neun Millionen Euro retten weder das Budget, noch eine ganze Branche vor dem Fachkräftemangel. Und dennoch entbrennt seit Wochen ein Streit um eine Abgabe auf Trinkgeld – nun dreht gegenüber der „Krone“ Wirtesprecher Mario Pulker ein Stückchen weiter an der Eskalationsschraube und schießt nicht nur gegen den Finanzminister ...

Was sind neun Millionen Euro Steuern bei einem Budget-Loch von zwölf Milliarden Euro? Nicht einmal der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Und dennoch entbrennt seit Wochen ein heißer Streit um die Abgabe auf Trinkgeld, die genau diese Summe in die Kassen des Finanzministers spülen würde. „Ich verstehe nicht, warum man sich bei diesen Minisummen diese Schlacht antut, bei der wir kompromisslos bleiben müssen, das sind wir unseren Leuten schuldig“, steigt nun auch Mario Pulker, Sprecher der österreichischen Gastronomie, in den Ring. Und verweist auf die Sektsteuer, die 19 Millionen Euro in die Kassen spülte und 2020 abgeschafft wurde.

Als Erster rückte Burgenlands Wirtschaftskammer-Chef Andreas Wirth für das Trinkgeld aus, mehrere Branchenvertreter, bis hin zu WKO-Chef und Ex-Wirtschaftsminister Harald Mahrer folgten. „Ich kann gut nachvollziehen, dass der Gast möchte, dass die Trinkgeldzuwendung als Wertschätzung der Leistung zu 100 Prozent beim Arbeitnehmer bleibt“, winkte zuletzt auch ÖGK-Obmann Peter McDonald gegenüber der „Krone“ von der Forderung ab. Nun bleiben der Branche noch die Gewerkschaft und vor allem Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) als Sparringpartner.

Weniger Bürokratie – oder nicht?
„Jede Erhöhung der Trinkgeldpauschalen stellt für uns direkte Lohnkostenerhöhungen im mehrstelligen Prozentbereich dar – das muss auch unseren Gewerkschaftern klar sein“, richtet Pulker den Arbeitnehmervertretern aus. Man werde „mit allen Mitteln das Trinkgeld für unsere Mitarbeiter verteidigen“. Und in weiterer Folge auch andere Dienstleistungsbranchen ins Boot holen. „Die Politik hat schon den Industrie-Standort ruiniert, jetzt folgt wohl auch der Dienstleistungsstandort.“

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Unsere jungen Mitarbeiter interessiert es nicht, ob sie in fünfzig Jahren zehn Euro mehr Pension bekommen – diese Menschen brauchen Ihr Trinkgeld jetzt, auch um sich ein Leben aufzubauen

(Bild: krone.tv)

Mario Pulker, Obmann der Fachgruppe Gastronomie

Doch um wen geht es bei der Maßnahme überhaupt vorrangig? 250.000 Menschen arbeiten in der Hochsaison im Tourismus. In sieben von neun Bundesländern gilt bereits seit Längerem eine pauschale Trinkgeldabgabe. In Kärnten etwa sind das 43,60 Euro für einen Kellner mit Inkasso pro Monat. Die Steiermark und Salzburg haben keine Pauschalen, hier kann Trinkgeld auch höher besteuert werden. Und genau da liegt der Stein des Anstoßes: Die neue Bundesregierung sucht a) nach Geld und will b) landesspezifische Regelungen bundesweit vereinheitlichen. Tut sie das auch beim Trinkgeld, könnten künftig in allen Bundesländern statt der Pauschalen Abgaben, abhängig von der monatlichen Höhe des Trinkgeldes, fällig werden.

„Ein Bürokratiemonster für die Betriebe, ein behördlich orchestriertes Demotivationswerkzeug für die Mitarbeiter“, wettert Pulker weiter und will auch die bisherigen Pauschalen abschaffen – um die Branche wieder attraktiver zu machen. Rund 20.000 Fachkräfte fehlen. „Unsere Fachkräfte sind auf der ganzen Welt gefragt, aber jede Erschwernis ist ein zusätzlicher Tiefschlag bei der Mitarbeitersuche.“

Entscheidung muss bis Juni fallen
Dass jede Branche ihren Teil zur Schließung des Budgetlochs beitragen müsse, sei auch ihm klar, so Pulker: „Uns trifft auch die Abschaffung des Zuverdienstes für Arbeitslose. Aber wenn das dem Land hilft, dann ist das okay – solange man dafür sorgt, dass Menschen nicht in die Schwarzarbeit getrieben werden. Aber Trinkgeld ist einfach mehr als nur ein finanzieller Vorteil, es gehört zu unserer Gastronomiekultur untrennbar dazu und daher Finger weg!“

Das erste Doppelbudget der Dreierkoalition soll übrigens am 18. Juni beschlossen werden. Bis dahin bleibt noch Zeit, um Maßnahmen in das Papier aufzunehmen – oder eben zu streichen.

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