Nach dem dritten Rang in Oberstdorf zum Auftakt der 62. Vierschanzentournee darf man Diethart durchaus noch mehr zutrauen. Der rasante Aufstieg des aus Michelhausen bei Tulln stammenden Youngsters hat ihn selbst ebenso überrascht wie seine Eltern Christa und Gernot. Sein aus Oberzeiring in der Steiermark stammender Vater wollte Diethart eigentlich zum alpinen Skilauf bringen, doch der Sohnemann begann schon sehr früh, über jeden sich bietenden Hügel zu hüpfen, erinnert sich Papa Diethart.
"Eigentlich unvorstellbar"
Über den bald darauf aufgelösten SC Ober St. Veit in Wien fand man in der Folge erst in Hinzenbach sportliche "Unterkunft". Gernot Diethart denkt in der Stunde des Erfolges seines Sohnes zurück an die Entbehrungen: "Es ist eigentlich unvorstellbar für eine Familie, die im Flachland wohnt, wo weit und breit nicht einmal eine gescheite Erhebung ist, dass man einem Buben das Skispringen ermöglicht."
Sohn Thomas, der vor dem Wechsel in die Skischule Stams in die Sporthauptschule in Tulln gegangen war, habe "seine Kindheit für diesen Sport geopfert". "Das hat er mit aller Härte gemacht. Es hat Tiefschläge gegeben, er ist aus allen Kadern geflogen. Er hat sich wieder aufgerappelt, uns ist das Geld hinten und vorne ausgegangen. Dann gehst du jammern zu Firmen, damit die vielleicht einen Sprunganzug zahlen", kommen bei Gernot Diethart auch bittere Erinnerungen auf. "Das ist dermaßen ungut. Du bist Bittsteller und weißt, das könnte und wird die Zukunft sein." Das Fördermodell in Österreich sei schon gut, aber "im Endeffekt ist für die Jungs, die es brauchen, viel zu wenig vorhanden."
Gernot Diethart sieht den Grundstein des Erfolges in Hinzenbach, wo Sohn Thomas mit Ralf Watzinger gearbeitet hat. "Der ist eigentlich der große Bruder von Thomas. Sie haben sich auf Anhieb verstanden, er hat ihm die Lehren des Skispringens beigebracht und den rohen Diamanten schon ganz fein hingeschliffen", blickt Diethart senior zurück.
Stöckl: "Ein Wahnsinn, die Sprungkraft"
Und in Hinzenbach übernachteten Vater und Sohn des Öfteren sogar in der Schanzenhütte der 40-Meter-Schanze, erinnerte sich Thomas Diethart. "Da haben wir auch eine Matratze mitgenommen." Danach kam der junge Athlet nach Stams, wo die Ausbildung um ein Level nach oben ging. Dort arbeitete der nunmehrige norwegische Cheftrainer, Alexander Stöckl, einige Jahre mit Diethart. "Ein Wahnsinn, welche Sprungkraft er damals schon hatte", erinnert sich Stöckl.
Daran hat sich nichts geändert. Im Gegenteil. "Er hat sicher am meisten Sprungkraft vom gesamten Kader. Sein Rekord sind 75 Zentimeter, die er von der Druckplatte springt mit gestreckten Füßen, das ist schon etwas Außergewöhnliches, und er ist auch ein absolutes Bewegungstalent", schildert Gernot Diethart, dessen Sohn nun in der ÖSV-Trainingsgruppe II mit Florian Liegl und Andreas Mitter arbeitet.
Kein braver Schüler
Dabei war Thomas Diethart alles andere als der brave Schüler. Mit so manchem Streich hat der Junior in Stams nicht nur sportlich auf sich aufmerksam gemacht. "Ich bin glücklich, dass ich nicht alles weiß. Die Jugendsünden sollen bleiben, wo sie sind", meint Diethart senior lachend und wird dann ernst: "Er hat eigentlich recht gehabt: Offenbar ist es genau der richtige Weg, dass du versuchst, dich ein bisserl von der Masse abzuheben. Im Einzelsport ist es pickelhart, es schenkt dir niemand was. Jeder Fehler, den du machst, wird dir niemals verziehen."
Für Thomas Diethart selbst könnte das eben erst begonnene Märchen sogar in einer Olympiateilnahme in Sotschi gipfeln. "Darüber denke ich noch nicht nach. Das bleibt derweil noch ein großer Traum. Ich mag das Ganze jetzt durchziehen, was dann rauskommt, sehen wir eh", versicherte der Sportler.
"Will locker bleiben"
Zunächst gilt der Fokus seiner ersten vollen Vierschanzentournee. "Ich nehme mir vor, dass ich locker bleibe. So einfach wird es jetzt sicher nicht werden, weil die Erfolge jetzt schon da waren", ahnt Diethart junior. "Wenn ich es schaffe, dass ich locker bleibe, wird das mit dem Ergebnis schon super passen."
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