Nach einigen aufregenden Tagen in der Millionenmetropole Melbourne starten wir mit unserem Mietauto in Richtung Great Ocean Road – einer der schönsten Küstenstraßen der Welt, vergleichbar mit dem Highway Nr. 1 in Kalifornien. Diese rund 800 km lange Panoramastraße von Torquay nach Portland wurde von australischen Soldaten nach Ende des Ersten Weltkriegs mühsam angelegt und im Jahr 1932 eröffnet. Nach jeder Biegung bietet sich uns ein anderer aufsehenerregender Ausblick auf Steilküsten und pittoreske Fischerdörfchen.
Bekannt sind das Surferparadies in Bells Beach sowie die Walbeobachtungsstation in Warrnambool. Bei einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Roten Kontinents, den Twelve Apostels, ist pünktlich zum Sonnenuntergang der Andrang von Besuchern aus aller Welt gewaltig. Um die Atmosphäre rund um die berühmten Felsformationen noch besser genießen zu können, kehren wir am nächsten Morgen ganz früh zurück und werden mit ungestörtem Blick belohnt – besonders spektakulär und unvergesslich ist dieser vom Hubschrauber aus.
Auf unserem Weg Richtung Adelaide besuchen wir auch die Halbinsel am Cape Nelson, wo wir das Glück haben, die ehemalige Unterkunft des Leuchtturmwärters mieten zu können, die zu einem luxuriösen Bed and Breakfast im englischen Cottage-Stil umgebaut wurde.
Kangaroo Island: Der "Zoo ohne Zäune"
Unser nächstes Ziel ist Port Jervis, von wo wir frühmorgens mit der Fähre übersetzen nach Kangaroo Island, auch bekannt als "Zoo ohne Zäune". Doch weniger der Anblick frei laufender Kängurus fasziniert uns hier, sondern der Admirals Arch im Flinders Chase Nationalpark, ein Felsbogen mit schwarzen Stalaktiten und einer großen Seelöwenkolonie, sowie die weltweit einzigartigen Remarkable Stones hoch über den Kelly Hill Caves. Dabei handelt es sich um äußerst ungewöhnliche Granitfelsen in vielen Formen und Farben, meist Ockerfarben bis Orange.
Am Strand von Vivonne Bay bestaunen wir die riesigen Sanddünen namens Little Sahara und bewundern tollkühne Sportler, die sich auf Surfbrettern die Sandhügel hinunterstürzen. Tierische Begegnungen der besonderen Art haben wir mit entzückenden, frei lebenden Koalas in den Eukalyptuswäldern der Hanson Bay und im Seal Bay Conservation Park, wo sich eine große Kolonie australischer Seelöwen niedergelassen hat. In Begleitung einer charmanten Rangerin können wir uns bis auf wenige Schritte den majestätischen Tieren nähern und sie ungestört beobachten.
Tränen der Rührung am Uluru
Schwer fällt uns der Abschied von dieser einzigartigen Insel, doch der nächste Höhepunkt unserer Reise naht: Nach kurzem Flug von Adelaide erreichen wir den kleinen Flughafen von Ayers Rock. Schon von Weitem können wir den berühmten Inselberg, in der Sprache der Aborigines Uluru genannt, bewundern und zum Sonnenuntergang fast hautnah erleben bei wunderbarem Licht und kühlem australischen Wein. Diesen heiligsten Berg der Aborigines zu beschreiben fällt schwer. Kurz bevor die Sonne untergeht glüht er in leuchtenden Rottönen – und uns kommen bei diesem ehrwürdigen Anblick vor Glück und Rührung die Tränen. So viele Jahre hatten wir von diesem Augenblick geträumt!
Schon bei der Anfahrt macht unser Guide Jamie darauf aufmerksam, wie wir als Touristen mit den Aboriginal People Kontakt aufnehmen sollen: "Bitte vermeidet direkten Augenkontakt, und macht keine Fotos!" Gerne halten wir uns aus Respekt an diese Vorgaben. Der Uluru und die nahe gelegenen Felsen der Kata Tjutas (vormals: Olgas) bilden einen einzigartigen Nationalpark. Erst im Jahr 1985 erhielten die Anangu Aborigines ihren heiligen Berg von der Regierung zurück, müssen ihn aber für 99 Jahre an das Nationalpark Service verpachten.
Uluru-Klettern sollte man vermeiden
Besonders schlimm ist dabei, dass sie auch der Besteigung ihres Heiligtums durch Besucher zustimmen mussten – aber bitte: Vermeiden Sie dies aus Rücksicht vor diesem wunderbaren Volk! Dieser heilige Berg erzählt die Schöpfungsgeschichte, jeder Felsen oder kleinste Riss, jede Höhle hat eine mystische Bedeutung. Zu meinem größten Bedauern gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen von Aboriginesgeschichten, sie werden mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Bemerkenswert sind auch die abstrakten Kunstwerke der Aborigines. Früher fand man sie nur auf Felsen und Baumrinden oder im Sand, seit den 1970er-Jahren gibt es sie in der Technik des Dot.Painting auf Leinwand.
Ja, es stimmt: Es gibt in dieser Wüstengegend, dem Outback, Millionen Fliegen, wie wir am nächsten Morgen kurz nach Sonnenaufgang lebhaft zu spüren bekommen. Doch mit dem praktischen Fliegennetz, um den obligaten Sonnenhut gespannt, wird der Spaziergang rund um The Rock, auch Big Red genannt, ein unvergessliches Erlebnis – natürlich ohne auch nur den kleinsten Gesteinskrümel als Reiseandenken mitzunehmen, denn das bringt Unglück! Viele Touristen haben angeblich ihre "Souvenirs" nach unerklärlichen Pannen und Schicksalsschlägen an die Nationalparkverwaltung zurückgeschickt – ähnlich wie es auch in Hawaii der Fall ist.
Zwei Jahreszeiten im Kakadu-Nationalpark
Einige Flugstunden entfernt bietet sich eine gänzlich andere Naturkulisse: Die aufstrebende Hafenstadt Darwin ist Ausgangspunkt zur abenteuerlichen Tour mit Zelt und Geländewagen durch den Kakadu Nationalpark, der wie der Uluru zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt. Hier kennt man nur zwei Jahreszeiten: die nasse und die trockene.
Jedes Gewässer birgt hier besonders zur regenreichen Zeit, der Wet Season, eine fast unsichtbare, aber tödliche Gefahr: Krokodile! Fast hautnah dürfen wir diese faszinierenden Urzeitgiganten während einer Bootsfahrt auf dem Adelaide River erleben: die legendären Jumping Crocs, Salzwasserkrokodile ("Salties"), die durch Fleischstücke angelockt werden und scheinbar mühelos meterhoch aus dem Wasser emporschnellen.
Toll erhaltene Aborigines-Felsmalereien
Besonders berühmt ist die Gegend rund um Ubirr mitten im Arnhemland für die bestens erhaltenen Felsmalereien der Aborigines mit Darstellungen von Fischen, Schildkröten, Beuteltieren, aber auch von weißen Büffeljägern. Viele dieser Abbildungen sind mehrere tausend Jahre alt. Zahlreiche Spielfilme wie beispielsweise "Crocodile Dundee" mit Golden-Globe-Gewinner Paul Hogan wurden hier gedreht.
Nach der schweißtreibenden Tour bei Tropenhitze und extrem hoher Luftfeuchtigkeit erholen wir uns im Naturbecken der Florence Falls – aber erst nach der Zusicherung unseres Begleiters Guy: "Seid unbesorgt, hier gibt es keine Salties!"
Viel zu schnell neigt sich unsere Reise dem Ende zu, doch die Erinnerungen an die Naturschönheiten, die hautnahen Begegnungen mit seltenen Tieren und an die Gastfreundschaft der Aussies werden uns auch im Alltag stets begleiten.
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