Im Zuge einer Großrazzia mit rund 900 Beamten waren am Freitag in Wien, der Steiermark und Oberösterreich zahlreiche Wohnungen und Fahrzeuge durchsucht worden. Insgesamt wurden 14 Verdächtige festgenommen, 13 im Zuge der Razzia, einer etwas später. Vorerst acht der 14 Festgenommenen bleiben in Untersuchungshaft. Bei sechs Beschuldigten wies das Grazer Gericht am Montag die Anträge auf Verhängung der Untersuchungshaft ab. Die Männer wurden aus der Haft entlassen.
In dem Ermittlungsverfahren geht es um den Verdacht der Mitgliedschaft in terroristischen Vereinigungen "im Zusammenhang mit der Rekrutierung junger Menschen für den syrischen Bürgerkrieg".
Hauptverdächtiger Mirsad O. in U-Haft?
Unklar ist bislang, ob auch gegen den Hauptverdächtigen, den in Wien festgenommenen Prediger Mirsad O. ("Ebu Tejma"), Untersuchungshaft verhängt worden ist. Sein Anwalt Lennart Binder sagte, er "fürchte fast 100-prozentig", dass Mirsad O. in U-Haft genommen wurde. "Wenn er freigelassen worden wäre, hätte er sich schon telefonisch gemeldet." Von der Staatsanwaltschaft Graz waren am Montag keine näheren Informationen zu den Beweggründen für die U-Haft-Verhängung und die konkreten Delikte zu erhalten.
Mirsad O. sei "ruhig und glaubt, das aufklären zu können", berichtete Binder, der seinen Mandanten am Freitag und Samstag im Gefängnis besucht habe. Er meine, dass seine Festnahme "nur ein Irrtum gewesen" sein könne, schließlich lehne er die Errichtung eines Gottesstaates "dezidiert ab". Auf die Frage, ob es sich bei Mirsad O. um ein Bauernopfer handeln könnte, meinte Binder: "Das kann man so sehen."
Laut dem Anwalt werden Mirsad O. zahlreiche Tatbestände im Bereich Terrorismus zur Last gelegt, darunter die Paragrafen 278b (Terroristische Vereinigung), 278d (Terrorismusfinanzierung), 282 (Aufforderung zu mit Strafe bedrohten Handlungen und Gutheißung zu mit Strafe bedrohter Handlungen) und 320 (Verbotene Unterstützung von Parteien bewaffneter Konflikte) des Strafgesetzbuches.
Mirsad O. Mitglied führender Dschihadisten
Mirsad O. gehört laut dem bosnischen Geheimdienst zu einer Gruppe von 200 führenden Dschihadisten aus Bosnien, dem serbischen Sandschak und dem Kosovo, berichtete die Belgrader Zeitung "Vecernje novosti" am Montag. Demnach befänden sich die Chefs der sogenannten bosnischen Zelle, die als stärkste Dschihadisten-Gruppe Europas bezeichnet wird, in Wien.
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