"Geistesgestört"

Selbst ernannter Scheich als Sydney-Geiselnehmer

Ausland
15.12.2014 20:57
Ein 49-jähriger iranischer Flüchtling soll der Geiselnehmer von Sydney gewesen sein. Jener Mann, der Dutzende Geiseln stundenlang in einem Café gefangen gehalten hatte, bevor er von der Polizei erschossen wurde, soll demnach ein "selbst ernannter Scheich" sein, der vermehrt mit dem Gesetz in Konflikt geraten sei. Zuletzt sei er laut Medienberichten auf Kaution in Freiheit gewesen.

Man Haron Monis soll der bürgerliche Name des "Scheichs" gewesen sein. Ihm sei unter anderem vorgeworfen worden, den Mord an seiner Ex-Frau in Auftrag gegeben zu haben. Er sei zudem bereits für andere Taten verurteilt worden. Ebenfalls vorgeworfen wurde ihm, mehrere Frauen sexuell missbraucht zu haben, als er als "spiritueller Heiler" gearbeitet habe.

Hassbriefe an Familien australischer Soldaten
Polizeibekannt soll er zudem gewesen sein, weil er Hassbriefe an Familien australischer Soldaten geschrieben habe, die im Auslandseinsatz getötet worden waren. Nach Australien war er als iranischer Flüchtling gekommen.

Nachdem das Blatt "Daily Telegraph" am Montag in seiner Morgenausgabe erste Details veröffentlicht hatte, entschieden auch andere Medien, ihre Angaben öffentlich zu machen und auch den Namen des Mannes zu nennen. Die Polizei erlaubte ebenfalls die Veröffentlichung der Identität des mutmaßlichen Täters.

"Einsamer Wolf"
Bei ihm habe es sich demnach um einen "einsamen Wolf" aus der besonders radikalen Islamistenszene unter den Migranten in Australien gehandelt. Er habe sich durch die Geiselnahme mit der Terrormiliz Islamischer Staat solidarisieren wollen und forderte auch "im Austausch gegen eine Geisel" eine IS-Flagge an. Eine Geisel, der in Todesangst die Flucht gelang: "Ich habe seine Augen gesehen: Er ist verrückt. Er schrie unentwegt: 'Soll ich dich erschießen?!'"

Die Geiseln und ihre Angehörigen standen seit dem Überfall in Handy-Kontakt. Sie tauschten erschütternde Nachrichten aus, einigen gelangen auch Telefongespräche. So rief eine Geisel mit zitternder Stimme ihren Verlobten an: "Ich liebe dich und hoffe, dich bald wieder zu sehen." Dann musste sie auflegen. Einer anderen Geisel gelang es, ihre Mutter anzurufen. Die Mutter bat daraufhin Freunde und Verwandte: "Bitte betet für meine Tochter."

Iranisches Außenamt: Täter war geistesgestört
Unmittelbar nach der blutigen Erstürmung des Cafés durch die Polizei, bei der der Geiselnehmer und zwei weitere Menschen ums Leben kamen, meldete sich auch der Iran zu Wort. Das Außenamt verurteilte die Geiselnahme in Sydney scharf und bezeichnete den ausgewanderten Iraner als geistesgestört. Der Iran habe die australischen Behörden mehrmals über den geistigen Zustand des Predigers informiert, sagte eine Sprecherin über den Täter, der vor fast 20 Jahren nach Australien ausgewandert sei.

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