Heer marschbereit

Flüchtlingsstrom: Lage an Grenze im Osten ruhiger

Österreich
15.09.2015 14:44
Die Flüchtlingssituation an den Grenzübergängen bei Nickelsdorf und Heiligenkreuz im Burgenland hat sich am Dienstag im Vergleich zum Montag ruhiger dargestellt. In Nickelsdorf kamen von Mitternacht bis Dienstagabend insgesamt rund 7200 Flüchtlinge an. In Heiligenkreuz im Lafnitztal war der Ansturm weit geringer als noch am Vortag. Zur Mittagszeit befanden sich rund 50 Menschen vor Ort.

In Nickelsdorf trafen die Menschen "nach und nach" ein und wurden in den Sammelstellen rund um den Grenzübergang untergebracht. Sie seien zu Fuß in Großgruppen unterwegs gewesen, hieß es. Von den insgesamt etwa 7200 eingetroffenen Flüchtlingen wurden rund 2600 bereits in Quartieren untergebracht. Weiterhin ist jedoch unklar, mit wie vielen Neuankünften man in den kommenden Stunden noch rechnen muss.

Bundesheer bringt Zelte und Decken
Die Einsatzkräfte bemühten sich weiterhin darum, Flüchtlinge vom Grenzübergang in Notquartiere zu bringen. "Das ist nach wie vor unser Hauptauftrag", sagte Polizeisprecher Helmut Marban. Zudem brachte das Bundesheer knapp 180 Zelte zur Nova-Rock-Halle bei Nickelsdorf, dem Roten Kreuz wurden 1000 Decken übergeben, auch eine Feldküche wurde nahe der Grenze aufgestellt.

(Bild: APA/HERBERT P. OCZERET)
(Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
Das Jägerbataillon 17 aus der Steiermark ist mit 60 Mann, Lkws und Containern marschbereit. (Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
Das Jägerbataillon 17 aus der Steiermark ist mit 60 Mann, Lkws und Containern marschbereit.
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Auch in Nickelsdorf ist das Bundesheer im Flüchtlings-Assistenzeinsatz. (Bild: APA/HERBERT P. OCZERET)
Auch in Nickelsdorf ist das Bundesheer im Flüchtlings-Assistenzeinsatz.
(Bild: APA/HERBERT P. OCZERET)
(Bild: APA/HERBERT P. OCZERET)

In den Morgenstunden wurde dann der Grenzübergang in Fahrtrichtung Österreich vorübergehend gesperrt, teilte ein Sprecher der Asfinag mit, die Sperre konnte jedoch bald wieder aufgehoben werden. Die B10 ist weiterhin in beide Fahrtrichtungen gesperrt. In den vergangenen Tagen hatte die Polizei die Autobahn schon mehrmals aus Sicherheitsgründen sperren müssen, weil immer wieder Gruppen von Flüchtlingen die Fahrbahnen überquert hatten oder am Pannenstreifen unterwegs waren.

"Sehr ruhige" Lage in Heiligenkreuz
In Heiligenkreuz sei die Situation bislang "sehr ruhig" gewesen, hieß es. Das Bundesheer stellte 28 Zelte mit Feldbetten auf, wo die Menschen versorgt wurden. Gegen Mittag befanden sich etwa 50 Personen vor Ort, mit weiteren eintreffenden Bussen mit Flüchtlingen an Bord dürfte allerdings auch am Nachmittag noch zu rechnen sein. Insgesamt habe sich die Lage in Heiligenkreuz seit Montagnachmittag beruhigt, zog Polizeisprecher Gerald Koller ein Zwischenresümee. Die Zahl der in Pfarren eingerichteten Notquartiere stieg auf rund 700, "140 Notschlafstellen kamen hinzu", teilte die Diözese Eisenstadt mit.

Weil aufgrund der spärlichen Informationen aus Ungarn keine Prognosen abgegeben werden könnten, werde die gesamte Einsatzkapazität vorerst aufrechterhalten. Die Polizei war am Dienstag mit 100 Beamten, davon 30 der Einsatzeinheit aus der Steiermark, in Heiligenkreuz vor Ort. Auch das Rote Kreuz war erneut im Einsatz. Medizinisch seien vor allem Verkühlungen und Bauchschmerzen zu behandeln gewesen, hieß es. Ein Flüchtling in schlechtem Allgemeinzustand wurde laut Polizei ins Krankenhaus transportiert, die Ärzte stellten ein Zuckerproblem fest.

Jägerbataillon marschbereit
Mittlerweile ist auch das Jägerbataillon 17 aus Straß-Spielfeld in der Steiermark mit 60 Mann, Lkws und Containern marschbereit für den Assistenzeinsatz. Weisungen seitens des Innenministeriums, wann und wo die Soldaten eingesetzt werden sollen, würden erwartet, hieß es. Unterstützung bekommen sie von 30 weiteren Männern des Jägerbataillons 19 aus Güssing. Es handelt sich dabei durchwegs um Berufs- und Zeitsoldaten, die zum Teil auch Auslandserfahrung hätten. Grundwehrdiener seien nicht dabei, wurde betont.

Die Bewaffnung sollte noch festgelegt werden, ausgerüstet waren die Soldaten jedenfalls - wie die Polizei - mit Glock-Pistolen. Das Bundesheer wird laut Kommandant Christian Tinnacher im Assistenzeinsatz zudem für die logistische Koordination von Flüchtlingstransporten sorgen und gehe von einem jedenfalls 20-tägigen Einsatz aus.

Erstes Grazer Notquartier voll
Im Notquartier in Graz warteten am Dienstag rund 1000 Menschen auf ihre Weiterreise nach Deutschland. 300 weitere Flüchtlinge, die in der Nacht mit sechs Bussen angekommen waren, konnten um 5.45 Uhr direkt am Ostbahnhof in einen Zug Richtung Grenze steigen. Die Kapazitäten in Graz seien allerdings erschöpft, so die Polizei am Dienstag. Daher wird derzeit - auch mit Unterstützung von Freiwilligen - ein zweites Notquartier in Unterpremstätten am Schwarzlsee vorbereitet. Die Halle eines Freizeitzentrums könnte rund 900 Menschen Platz bieten.

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