Die Stimmenverluste der SPÖ in Wien seien zwar "zum Sieg" geworden, weil "das Schlimmste", nämlich ein blaues Wien, verhindert worden sei - auch Bürgermeister Michael Häupl zollt Androsch in der "Kleinen Zeitung" vom Dienstag Respekt, weil Häupl "Mut anstelle von populistischer Kleinmütigkeit" aufgebracht habe.
"Kein Wiener Problem"
Die Ursachen für den Aufwind ebendieser Kleinmütigkeit sieht der ehemalige Kreisky-Vizekanzler allerdings nicht in Wien - obwohl er auch bezüglich seines Heimatbezirks Wien-Floridsdorf von "fossilen Vorstellungen" spricht, mit denen die Zukunft nicht zu bewältigen sei. Im Ganzen handle es sich aber um "kein spezifisches Wiener Problem, ohne jetzt die Zuwanderung und die Integration verniedlichen zu wollen".
"Bundesregierung lahmgelegt"
Die eigentlichen Probleme lägen bei der Bundesregierung. Die Sozialpartner, diverse "Interessengruppen", aber eben auch die Landeshauptleute selbst legten die Regierungspolitik lahm, kritisiert Androsch. Die wahren Machtzentren hätten "die Stärke, alles zu verhindern, aber nichts zu bewegen". Man glaube, man könne verteilen, was man nicht verdient habe - flüchte sich in "Zuckerln", ohne den "Gesamtkuchen" zu beachten.
"Ganz massives Problem im Sozialsystem"
"Wir haben ein massives wirtschaftliches Problem, wir haben ein Standortproblem, ein Verteilungsproblem und ein ganz massives innerhalb des Sozialsystems, das unterfinanziert ist und die Ursache für die Schieflage der Staatsfinanzen", so Androsch gegenüber der "Kleinen". "Die ständig beschwichtigend beschwörenden Beteuerungen, dass eh alles in Ordnung ist, bringen die Leute zum Sieden." Mit diesen "Schmähs" könne die Regierung abfahren.
Der Kanzler müsse sich stattdessen mit "Zukunftsfragen" beschäftigen - Androsch plädiert einmal mehr für ein Umdenken vor allem in der Bildungspolitik.
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