Mit den knapp 1000 Flüchtlingen vom Samstag haben am Wochenende insgesamt etwa 2600 Menschen die steirische Grenze passiert und sind von der Polizei registriert worden. Am Samstag hatte man noch mit 3000 bis 4000 Neuankömmlingen gerechnet. An Kärntens Grenzen gab es laut Polizeisprecher Rainer Dionisio keine Übertritte.
Gegen 16 Uhr befanden sich am Sonntag in Spielfeld noch rund 200, in Bad Radkersburg etwa 100 Menschen in den jeweiligen Sammelstellen, die vom Roten Kreuz geführt werden, sagte der steirische Polizeisprecher Joachim Huber. "Sie warten auf den Abtransport mit Bussen in Transitquartiere, auch in der Steiermark. Es handelt sich großteils um Familien, Menschen aller Altersstufen." Zu eventuell schon gestellten Asylanträgen lagen vorerst keine Zahlen vor, hier wurde auf das Innenministerium verwiesen. Die meisten Personen stammten aus Syrien, dem Irak und Afghanistan.
Keine neuen Flüchtlinge in Nickelsdorf
Die Polizei rechnet damit, dass der Zustrom an Flüchtlingen in Spielfeld weiterhin andauern bzw. sogar anwachsen wird. Das Innenministerium erwartet, dass sich der Flüchtlingsstrom vom burgenländischen Nickelsdorf in den Süden verlagern wird. Tatsächlich sind am Sonntag erstmals keine neuen Flüchtlinge in Nickelsdorf eingetroffen. Das Areal ist komplett leer, der Großteil der Helfer ist abgezogen. Am Samstag hatten nach Polizeiangaben noch einmal 4155 Menschen aus Ungarn kommend die Grenze überquert.
"Es ist ruhig, um nicht zu sagen, es ist nichts los"
Seit Samstag 0 Uhr ist die ungarische Schengen-Grenze zu Kroatien abgeriegelt, an der ungarisch-slowenischen Grenze wurden Kontrollen eingeführt, ab Samstag kamen de facto keine Flüchtlinge mehr ins Land. Das wirkte sich mit einem Tag Verzögerung am Sonntag auf die Ankünfte in Nickelsdorf aus. "Es ist sehr ruhig, um nicht zu sagen, es ist nichts los", sagte ein Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland am Vormittag. Auch freiwillige Helfer berichteten auf Facebook, es kämen keine weiteren Züge mit Flüchtlingen mehr durch Ungarn, die Helfer seien bis auf Weiteres aus Nickelsdorf abgezogen.
Die Zelte in Nickelsdorf bleiben allerdings vorerst stehen, hieß es vonseiten der Polizei: "Ein Abbau der Zelte ist noch kein Thema", sagte der Sprecher. Schon einmal hatte sich die Situation entspannt, weil die Flüchtlinge neue Routen gesucht hatten. Die Verschnaufpause für Einsatzkräfte und Freiwillige hielt damals allerdings nicht lange an.
Zustrom nach Salzburg ungebrochen
Keine Verschnaufpause können sich hingegen die Einsatzkräfte in Salzburg gönnen: Der Zustrom der Flüchtlinge, die aus Richtung Osten über Salzburg nach Bayern wollen, ist weiterhin ungebrochen. Die Unterbringungskapazitäten seien aktuell weitgehend ausgeschöpft, teilte das Land am Sonntagnachmittag mit, die Grenzabfertigung durch die deutschen Behörden funktioniere aber fließend.
Auch wenn in Nickelsdorf vorerst kaum mehr Flüchtlinge ankommen, dürfte es noch einige Tage dauern, bis all jene, die zuletzt dort nach Österreich eingereist sind, in Salzburg eintreffen. Ob Salzburg nach Nickelsdorf dann zeitverzögert eine Verschnaufpause vergönnt ist, bleibt fraglich, denn künftig dürften die Flüchtlinge vom Süden her über Spielfeld nach Österreich kommen. Beim Land Salzburg erwartet man, auch für diese Menschen eine Drehscheibe zu bleiben.
Rückstau in Kroatien: Dutzende Busse müssen warten
Aufgrund der Grenzsperren durch die Ungarn und der kontrollierten Übernahme der Flüchtlinge durch die Slowenen bildet sich derzeit ein Rückstau in Kroatien. Alleine am Samstag überquerten 6400 Menschen die serbisch-kroatische Grenze. Bereits Sonntagfrüh war das kroatische Transitlager in Opatovac mit 4000 Menschen mehr als voll. Auch an der serbisch-kroatischen Grenze bildete sich laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters eine Schlange von 40 Bussen mit Flüchtlingen, die auf die Einreise warteten.
Deutsche Polizei fordert Zaun an Grenze zu Österreich
Angesichts des anhaltenden Flüchtlingsandrangs fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft nun den Bau eines Zauns an der Grenze zu Österreich. "Wenn wir ernst gemeinte Grenzkontrollen durchführen wollen, müssen wir einen Zaun entlang der deutschen Grenze bauen", sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt der "Welt am Sonntag". Er sei "dafür, dass wir das machen".
Ein solcher Zaun könne eine Kettenreaktion auslösen, so Wendt: "Wenn wir auf diese Weise unsere Grenzen schließen, wird auch Österreich die Grenze zu Slowenien schließen, genau diesen Effekt brauchen wir." Die geplanten Transitzonen könne es ohne Zaun nicht geben.
"Wir stehen vor sozialen Unruhen"
Deutschland dürfte nicht mehr länger das Signal "Kommt alle her!" aussenden, sagte der Polizeigewerkschaftler weiter. "Unsere innere Ordnung ist in Gefahr, wir stehen vor sozialen Unruhen, jemand muss jetzt die Notbremse ziehen." Das wiederum könne nur Bundeskanzlerin Angela Merkel sein.
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