Tödliche Melioidose

Tropenkrankheit breitet sich immer weiter aus

Wissenschaft
13.01.2016 16:24

In weiten Teilen der Tropen breitet sich eine weitgehend noch relativ unbekannte Krankheit aus. Die durch ein Bodenbakterium ausgelöste Melioidose - auch als Pseudo-Rotz bezeichnet - endet häufig tödlich, ist weiter verbreitet als bis dato gedacht und wird durch Reisende vereinzelt in Europa eingeschleppt. Weil der Erreger gegen die meisten Antibiotika resistent ist, kann die Todesrate bei über 70 Prozent liegen.

Den Namen Pseudo-Rotz verdankt die Krankheit ihrer Ähnlichkeit mit einer Pferdeseuche namens Rotz, die bei den betroffenen Tieren die oberen Atemwege vereitert. Hervorgerufen wird Melioidose durch das Bakterium Burkholderia pseudomallei, das im Boden und im Wasser vorkommt und ursprünglich in Südostasien sowie im Norden Australiens gefunden wurde. Mittlerweile ist der Erreger vermutlich schon in knapp 80 Ländern heimisch - in vielen Fällen, ohne dort bisher nachgewiesen worden zu sein.

Ein Team um Direk Limmathurotsakul von der Universität Oxford, das mehr als 22.000 erfasste Melioidose-Fälle bei Mensch und Tier ausgewertet hat und die erste Verbreitungskarte der Seuche und ihres Erregers erstellt. Die Forscher gehen von zurzeit jährlich etwa 165.000 Melioidose-Infektionen aus, von denen deutlich mehr als die Hälfte (rund 89.000) tödlich enden. Zum Vergleich: Das wesentlich bekanntere Dengue-Fieber kostet pro Jahr bis zu 12.500 Menschen das Leben, an Masern sterben knapp 96.000 Menschen jährlich.

Erreger gegen viele Antibiotika resistent
Die Symptome bei einer Infektion mit dem Erreger Burkholderia pseudomallei sind vielfältig, häufig löst das Bakterium Fieber und Symptome ähnlich einer Bronchitis oder einer Lungenentzündung aus. Das Problem: Die Diagnose ist schwierig, die Inkubationszeit ist extrem lang (sie kann zwischen Monaten und Jahren liegen), es gibt keine Schutzimpfung und der Krankheitserreger ist gegen eine Vielzahl von Antibiotika resitent. Selbst bei Behandlung liegt die Todesrate daher bei bis zu 70 Prozent, warnen die Forscher.

Die Wissenschaftler sind der Ansicht, dass zum Thema Melioidose mehr geforscht werden muss. "Die große Zahl der Erkrankungen und Todesfälle unterstreicht, dass Gesundheitsbehörden und Entscheidungsträger dieser Krankheit verstärkt Aufmerksamkeit schenken müssen", sagt Limmathurotsakul. Immerhin fordere Pseudo-Rotz schon fast die siebenfache Zahl an Todesopfern wie das Dengue-Fieber.

Der Erreger kommt laut den Experten in vielen subtropischen und tropischen Gegenden der Welt vor, besonders häufig in Reisfeldern Asiens. Dort infiziert sich die Landbevölkerung hauptsächlich durch winzige Wunden in der Haut. Im Nordosten von Thailand ist Melioidose demnach nach HIV und Tuberkulose bereits die dritthäufigste infektiöse Todesursache. Pro Jahr werden alleine dort 2000 bestätigte Fälle gemeldet. Die Forscher befürchten, dass sich die Krankheit in Zukunft weiter ausbreiten wird.

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