Betrieb in Hainsdorf

Die “Krone” zu Besuch in der “Ferkel-Fabrik”

Tierecke
14.03.2016 08:43

Billig, billiger, Schnitzel: Weil sich ein paar Schweine nicht mehr rentieren, müssen immer mehr Bauern aufhören. Oder sich zusammentun. Die "Krone" war im größten Schweinestall Österreichs.

"Bitte ausziehen. Hier finden Sie die Dusche, steriles Gewand wurde im nächsten Raum für Sie hinterlegt. Und bitte auch Haare waschen." Schon der Auftakt zu unserem Lokalaugenschein in Hainsdorf im Bezirk Leibnitz verläuft ungewöhnlich.

45.000 Ferkel im Jahr
Bekleidet mit einer weißen Montur und noch mit Seifenduft in der Nase dürfen wir nun endlich eintreten: in den größten Schweinestall Österreichs. 1500 Muttersauen bringen hier auf 15.000 Quadratmetern etwa 45.000 Ferkel pro Jahr zur Welt. Dimensionen, die sich nur schwer beschreiben lassen. Dimensionen, wie man sie in der kleinstrukturierten Steiermark sonst nicht kennt.

(Bild: Jürgen Radspieler)

"Riesige Ställe sind längst die Realität"
An die man sich aber wohl wird gewöhnen müssen: "Ich bekomme oft zu hören, das, was ich mache, sei abartig. In Deutschland stehen Ställe mit 60.000 Schweinen und mehr. Das ist längst die Realität. Wir leben in Österreich ja nicht separiert, wir leben alle in der EU, das ist nun einmal so", stellt Geschäftsführer Franz Reinisch trocken fest.

Geschäftsführer Franz Reinisch (Bild: Jürgen Radspieler)
Geschäftsführer Franz Reinisch

"Hier muss alles genau getaktet sein"
Reinischs wichtigster Mann im Stall ist Elmar Ochmann. Auch er entspricht nicht dem Bild des typischen Bauern: Statt mit Mistgabel und Gummistiefeln kommt der Betriebsleiter mit einem Fahrrad daher: "Zu Fuß würde es zu lange dauern, von A nach B zu gelangen", sagt der gebürtige Deutsche. Die Genauigkeit, die man seiner Nationalität zuschreibt, kommt ihm hier zugute: "Bei einem Betrieb dieser Größenordnung muss alles genau getaktet sein. Montags wird besamt, immer donnerstags erfolgen in der Regel die Geburten. Die Luft wird über einen Computer kontrolliert, ebenso Fußbodenheizung und Futtermittel", erzählt er.

(Bild: Jürgen Radspieler)

"Es ärgert mich, als Tierquäler darzustehen"
Während er uns die einzelnen Kojen zeigt, die übrigens allesamt überraschend sauber sind, redet sich der gestandene Mann den Frust von der Seele: "Es ärgert mich maßlos, permanent als Tierquäler dazustehen. Ich kenne meine Sauen ganz genau, arbeite 15 Stunden am Tag. Und das sicherlich nicht, um die Tiere zu quälen. Auf unsere Schweine wird weit besser geschaut als auf vielen anderen Höfen. Müssen wir ja auch, weil nur der kleinste Fehler riesige finanzielle Verluste bedeuten würde."

Exaktes Regelwerk für jedes Szenario
Plötzlich geht das Licht aus. In den Ställen und auf den Gängen ist es für ein paar Sekunden stockdunkel. "Da muss jemand die Zauntüre geöffnet haben", erklärt Franz Reinisch. "Damit wird unseren Leuten herinnen, in der so genannten 'Zone weiß', signalisiert, dass es Besuch aus der 'schwarzen Zone' gibt". Um dem Gast Zutritt zu gewähren, gibt es ein exakt einzuhaltendes Regelwerk. So wie auch für jedes andere Szenario.

Konsumenten bestimmen Bedingungen
Dass die Art der Tierhaltung nur noch wenig mit Landwirtschaft im herkömmlichen Sinn zu tun hat und schon mehr einer industriellen Massenfertigung gleicht, wissen die Verantwortlichen: "Natürlich könnte ich mir eine schönere Art der Tierhaltung vorstellen. Die Parameter bestimmen aber das Umfeld und der Konsument. Und solange der nicht bereit ist, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben, müssen die Bauern wohl oder übel vergrößern", sagt Reinisch. "Ansonsten bleibt ihnen bereits in naher Zukunft nur noch das Zusperren."

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