Ab 13. April geht Conchita Wurst auf Solo-Tour. Danach zieht sie sich eine Weile aus dem Rampenlicht zurück, um am neuen Album zu arbeiten - und Tom Neuwirth wieder mehr Raum zu geben.
Sonntagabend sind die Scheinwerfer wieder auf sie gerichtet - bei der "Amadeus Austrian Music Awards"-Verleihung steht Conchita Wurst nicht nur auf der Bühne, sondern darf auch wieder auf zwei der begehrten Preise hoffen. Allen Unkenrufern zum Trotz, die ihren Glanz nach dem Song Contest schnell verblassen sahen, strahlt ihr Stern immer noch ungetrübt.
Wider den Kritikern
"Bei allem Respekt, aber ich tue das nicht, um es jedem recht zu machen. Aber es ist schon spannend, wenn man hört, das wird nichts werden, und dann funktioniert es doch", lächelt sie im "Krone"-Interview böse Kritikerstimmen weg. "Natürlich macht man sich viele Gedanken, wenn man einmal die Chance bekommen hat, dieses Leben zu führen und mit dem, was man liebt, auch die Rechnungen bezahlen zu können. Denn schließlich würde ich das gerne mein Leben lang machen dürfen."
Zurzeit sieht es alles andere als schlecht aus. Vor kurzem erst begeisterte sie das andere Ende der Welt - in Australien trat sie in der ausverkauften Sydney Opera auf. "Das fühlt sich für mich immer noch unwirklich an. In der Oper und dann auch noch mit dem Sydney Symphony Orchestra, das ist schon eine unglaubliche Ehre", schwärmt Conchita. "Dort habe ich auch gemerkt, dass mir organische Musik viel besser steht als elektronische. In diese Richtung möchte ich in Zukunft gehen."
Maskeradenstopp
Genau dafür nimmt sie sich im Sommer ca. drei Monate Auszeit, zieht sich ganz aus der Öffentlichkeit zurück, um an ihrem neuen Album zu arbeiten - und auch einmal Pause von der ständigen Maskerade zu nehmen, wieder einmal nur Tom Neuwirth zu sein. "Ich freue mich auf ein ungeschminktes Gesicht und unrasierte Beine", lacht Conchita. "Ich habe in den letzten Monaten so viel Gas gegeben, da fühlt sich eine Pause jetzt einfach stimmig an. Kreativität lässt sich nicht auf Befehl abrufen, man muss auch Tage zulassen, an denen einem gar nichts einfällt", erklärt sie.
In der rasanten Halbwertszeit des Showbiz für einige Zeit abzutauchen ist ein Wagnis, das sich Conchita Wurst leisten kann. Sie hat sich ihren Platz im Rampenlicht gesichert, auf den auch eine kurze Pause keinen Schatten werfen wird. Das neue Selbstbewusstsein sieht man Conchita Wurst auch an - ihren Bart trägt sie mittlerweile wilder, männlicher, hin und wieder gönnt sie sich in der Perfektion der Kunstfigur auch eine gewisse Lässigkeit. "Conchita hat sich sehr entwickelt. Ganz am Anfang war sie sehr trashig und laut. Rund um den Song Contest wurde sie zum It-Girl mit wallenden Hollywood-Waves - und dann ist sie eleganter geworden, fast wie eine First Lady", betrachtet Tom die verschiedenen Schritte seines Alter Egos.
Ecken und Kanten
"Irgendwann habe ich die falschen Brüste abgelegt. Als Tom trage ich zum Beispiel immer einen Nasenring, das hat nie zu Conchita gepasst. Aber jetzt geht sich das auf einmal aus. Ich habe Spaß daran, mehr Ecken und Kanten zu zeigen. Nicht mehr so seriös und glatt zu sein, wie es Conchita früher war. Je selbstbewusster ich werde, umso mehr kann ich von dieser starken visuellen Erscheinung loslassen und auch legerer sein. Bei den Golden Globes zum Beispiel konnte ich nur zwei Stunden bleiben, weil das enge Korsett so unbequem war und ich Schmerzen hatte. Das würde ich heute nicht mehr tragen."
Und das neue Selbstbewusstsein macht sich nicht nur im Aussehen bemerkbar. "Ich traue mich auch mehr, meine Meinung zu vertreten. Ich bin zwar immer noch sehr diplomatisch, aber ich habe keine Angst mehr davor, mich auch einmal rechtfertigen zu müssen. Vielleicht werde ich ja einfach erwachsen."
Solo-Tour vor Pause
Jetzt geht Conchita aber erst einmal auf ihre erste große Solo-Tournee - am 13. April startet sie im Porgy & Bess in Wien, und dann geht es durch ganz Österreich, in die Schweiz und nach Deutschland. Die Konzerte sind komplett ausverkauft. Sie hätte locker große Hallen füllen können, hat sich aber bewusst für kleine Clubs und Theater entschieden. "Ich wollte einen intimen Rahmen für die erste Tour. Ich mag die Nähe zum Publikum. Es sollen gemütliche Abende werden, ganz reduziert und entspannt. Es wird keine Kostümwechsel geben, dafür haben die Fans die Möglichkeit, mir auch Fragen zu stellen. So persönlich und nahe hat man mich wohl noch nie erlebt."
Infos und Tickets gibt es unter www.conchitawurst.com.
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