Das "rote Wien" ist bei der Bundespräsidentenwahl neu eingefärbt worden: SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer schaffte nur 12,3 Prozent und wurde sogar von Irmgard Griss (18,7 Prozent) überholt. Außerdem beweist Wien, dass es anders ist: FPÖ-Kandidat Norbert Hofer lag in allen Bundesländern weit vorne - nur in Wien überholte Alexander Van der Bellen (32 Prozent) seinen blauen Kontrahenten (29,3 Prozent) klar. Andreas Kohl erreichte magere 6 Prozent, Baulöwe Richard Lugner blieb auch in der Bundeshauptstadt kein zufriedenstellendes Ergebnis: nur 2 Prozent.
"Das Ergebnis ist eine Katastrophe und war in dieser Dramatik nicht zu erwarten", zeigte sich Bürgermeister Michael Häupl in einer ersten Reaktion gegenüber der "Krone" schockiert. "Das geht weit über die allgemeine Politikverdrossenheit hinaus, das spricht für eine massive Systemverdrossenheit, dem muss man sich intensiv widmen."
"Das geht viel tiefer"
Von Schuldzuweisungen will sich der Stadt-Chef dennoch distanzieren: "Das geht viel tiefer." Nun müsse man sich in der Vorbereitung auf die Nationalratswahl ernsthaft damit auseinandersetzen, wie man verhindert, "dass (FPÖ-Chef Heinz-Christian) Strache in das Bundeskanzleramt einzieht. Das ist zweifellos eine große Herausforderung." Eine Wahlempfehlung wollte Häupl dennoch nicht abgeben - mit dem Nachsatz: "Ich werde alles dazu tun, dass Hofer nicht Bundespräsident wird."
Im vergangenen Herbst erreichte die SPÖ bei den Wahlen in Wien noch 39,59 Prozent. Ein Blick auf die Ergebnisse in den einzelnen Stadtbezirken zeigt das nunmehrige Debakel für die rote Stadtregierung noch deutlicher:
Hofer in kleinster Gemeinde Österreichs vorne
In den übrigen Bundesländern machte FPÖ-Kandidat Hofer meist eindeutig das Rennen, so auch in der kleinsten Gemeinde Österreichs: Als diese darf sich Gramais im Tiroler Außerfern bezeichnen. Hier gewann Hofer klar - mit sechs der insgesamt 21 abgegebenen Stimmen.
Gramais liegt 1382 Meter hoch, das Gemeindegebiet erstreckt sich auf mehr als 32 Quadratkilometern. Seit 2008 gibt es wegen zu wenig Nachwuchs keinen Kindergarten und keine Volksschule mehr. Schulpflichtige Kinder müssen in Nachbarorte im Tal auspendeln.
ÖVP verliert Rennen in Tirols Mini-Gemeinde
Bislang wurde die Tiroler Gemeinde traditionell von der ÖVP dominiert. Bei dieser Wahl erhielt jedoch Hofer die meisten Stimmen (31,6 Prozent). Eine Stimme weniger und damit 26,3 Prozent erreichte der Tiroler ÖVP-Kandidat Andreas Khol.
Auf dem dritten Platz landete Irmgard Griss. Vierter wurde der zweite Tiroler im Hofburg-Rennen, Grünen-Kandidat Alexander Van der Bellen mit drei Stimmen bzw. 15,8 Prozent. Für Baumeister Richard Lugner votierte ein Wahlberechtigter, SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer ging leer aus. Die Wahlbeteiligung lag bei 60 Prozent.
Hofer auch im kleinsten Ort Niederösterreichs vorne
Aber auch in weiteren kleinen Gemeinden des Landes schnitt Hofer gut ab: So setzte sich der FPÖ-Kandidat im kleinsten Ort Niederösterreichs, in Großhofen im Bezirk Gänserndorf, mit 21 Stimmen (45,7 Prozent) knapp vor Khol mit 20 Stimmen (43,5 Prozent) durch.
Hundstorfer siegt im burgenländischen Tschanigraben
Dass die Wahl aber auch völlig anders ausgehen kann, zeigt das Ergebnis der kleinsten Gemeinde des Burgenlands, Tschanigraben im Bezirk Güssing: Hier ging Hundstorfer als klarer Sieger hervor. Bei einer Wahlbeteiligung von 46 Prozent erreichte der SPÖ-Kandidat als Einziger mit elf Stimmen (55 Prozent) ein zweistelliges Votum. Hofer kam auf sechs Stimmen (30 Prozent).
Und auch in der Kärntner Kleingemeinde Zell-Pfarre trug der SPÖ-Kandidat einen Sieg davon: Er lag mit 31,4 Prozent vor Van der Bellen, der es auf 25,6 Prozent brachte. Hofer erreichte hier nur 13,3 Prozent und blieb damit auch hinter Griss (14,2). Khol erreichte 12, Lugner 3,6 Prozent.
Vorarlberg: Knappes Rennen hinter FPÖ-Kandidat
Auch in Vorarlberg entschied Hofer den ersten Wahlgang für sich. Er lag mit 39.864 Stimmen (31,3 Prozent) klar vor Van der Bellen, der mit 35.277 Stimmen (27,7 Prozent) Griss (30.257 Stimmen, 23,8 Prozent) auf den dritten Platz verdrängte. Khol und Hundstorfer erlebten ein Debakel.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.