Am Samstag haben sich alle Puzzleteile zugunsten von Sturm Graz zusammengefügt - nicht das erste Mal in dieser Bundesliga-Saison. Während sich die Favoriten Patzer leisteten, holte Sturm mit einem 1:0-Heimerfolg gegen die SV Ried den bereits neunten Sieg in elf Spielen. Der grassierenden Euphorie zum Trotz fordert Trainer Franco Foda aber weiterhin "Bodenständigkeit" ein.
Sowohl Salzburg (2:2 in Wolfsberg) als auch Rapid (1:1 gegen Altach) ließen in der 11. Runde Punkte liegen. Damit liegt der Titelverteidiger schon neun Punkte hinter den Grazern, Rapid hat sogar elf Zähler weniger. Die Wiener Austria war vor dem Spiel gegen Schlusslicht Mattersburg am Sonntag mit zwölf Punkten im Minus. Am dichtesten liegt aktuell Altach den "Blackys" auf den Fersen - wobei man bei acht Zählern auch schon von einem Respektabstand sprechen kann.
Bei noch sieben ausständigen Spielen wird den Grazern die Herbstmeisterschaft kaum noch zu nehmen sein. Auch wenn Foda daran nach wie vor nicht denken will. "Wir müssen ruhig, bodenständig und hoch konzentriert bleiben", predigte der Deutsche sein Mantra. "Die Fans sollen sich freuen, aber was im Umfeld passiert, darf mich nicht beeinflussen. Es sind noch 25 Spiele zu absolvieren", ließ Foda wissen.
War die Darbietung gegen die Oberösterreicher spielerisch nicht das Gelbe vom Ei, hob Foda Organisation und Disziplin hervor. "Wir haben taktisch sehr klug gespielt. Wir haben gewusst, dass Ried eine sehr starke Kontermannschaft ist", lobte der 50-Jährige. "Ried ist in der zweiten Halbzeit aufgekommen, hat aber keine Torchancen kreiert." Für Sturm traf Bright Edomwonyi in der 18. Minute - nach einem von der Rieder Mauer abgelenkten Freistoß, der ihm genau vor die Füße fiel.
Bei Unwägbarkeiten wie in diesem Fall scheint das Pendel derzeit generell für Sturm auszuschlagen. Auch zu Beginn der zweiten Hälfte hatten die Steirer Glück, dass Referee Robert Schörgenhofer ein Vergehen von Kapitän Christian Schulz, der Dieter Elsneg im Strafraum zum Stolpern brachte, nicht mit einem Penalty ahndete.
"Ried ist nicht das größte Licht"
"Aus meiner Sicht muss man ihn eigentlich schon geben", gab Schulz, der Elsneg am Fuß touchierte, klipp und klar zu Protokoll. "Warum sollte ich mich auch sechs Meter alleine vorm Tor fallen lassen?", echauffierte sich der Gefoulte, der statt Elfmeter die Gelbe Karte wegen einer vermeintlichen Schwalbe bekam. "SV Ried ist jetzt nicht das größte Licht. Vielleicht gibt es bei Salzburg oder Rapid eine Sondersendung, warum es den Elfmeter nicht gab", bemerkte Ried-Coach Christian Benbennek spitzzüngig.
Nicht so klar war für die Beteiligten eine Szene Ende der ersten Hälfte, als Sturm-Verteidiger Lukas Spendlhofer von Peter Zulj im Rieder Strafraum hart angegangen wurde. "Das muss ich mir noch genauer anschauen", sagte Spendlhofer. "Ich habe beide Situationen eher als Elfmeter gesehen", meinte Goalie Christian Gratzei, der die meiste Zeit über beschäftigungslos blieb.
Nachdem man in zuvor fünf Spielen ohne Niederlage immer mindestens ein Tor erzielt hatte, schafften es die "Wikinger" diesmal nicht, die gegnerische Defensive konkret unter Druck zu setzen. "Richtig zwingend sind wir nicht geworden. Wir konnten heute nicht das abrufen, was uns die letzten Runden ausgezeichnet hat", sagte Benbennek, dessen Team Sturm im Juli die bisher einzige Saisonniederlage zugefügt hatte.
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