Ex-Lehrerin wettert:

“Das System produziert Menschen für das AMS”

Österreich
01.02.2017 06:11

"In der Bildungspolitik läuft derzeit so ziemlich alles schief, was schief laufen kann", geht die ehemalige Lehrerin und jetzige Tiroler Landtagsabgeordnete Maria Zwölfer im "Krone"-Gespräch hart ins Gericht. Die ehemalige Bürgermeisterin von Lermoos weiß, wovon sie spricht. Immerhin hat sie selbst fast 40 Jahre lang unterrichtet.

"Es wird zwar immer mehr Geld in die Bildung gepumpt, doch die Schüler werden immer schlechter - siehe Pisa-Studie", sagt Zwölfer. Und dass deswegen die "Lehrer als Sündenböcke der Gesellschaft herhalten müssen", ärgert die impuls-Mandatarin ebenfalls massiv.

Maria Zwölfer ist im April des Vorjahres nach fast 40 Dienstjahren als Lehrerin in Pension gegangen. Sie hat an der Hauptschule Ehrwald Englisch, Geografie und Sport unterrichtet. Von 2004 bis 2016 war sie Bürgermeisterin von Lermoos und seit 2013 sitzt sie für impuls tirol im Tiroler Landtag. Unter anderem ist sie die Bildungssprecherin ihrer Partei. Und als solche macht sie sich derzeit ganz große Sorgen.

Maria Zwölfer (Bild: Christian Forcher)
Maria Zwölfer

10.000 können nicht schreiben und lesen
"Das Hauptproblem ist, dass in die Bildung immer mehr Geld fließt, die Schüler aber nicht besser werden", sagt die Außerfernerin. Es brauche dringend eine Reform: "Denn derzeit 'produzieren' wir alleine in Tirol Jahr für Jahr 10.000 Schüler, die nicht richtig lesen, schreiben und rechnen können. Die können nach der Pflichtschule direkt zum AMS gehen. Und das kann es nun wirklich nicht sein!"

Chancen-Gerechtigkeit statt Chancen-Gleichheit
Was kann man aus ihrer Sicht dagegen tun? "Reformen sind dringend notwendig! Anstatt einer Chancen-Gleichheit braucht es eine Chancen-Gerechtigkeit. Es wird derzeit alles unternommen, dass alle Schüler gleich gemacht werden - aber leider gleich schlecht. Alle werden irgendwie durchgedrückt", ist Zwölfer überzeugt. Ihr Vorschlag: Wer nicht richtig schreiben, lesen und rechnen kann, darf nicht weiter - weder in die Haupt- oder Mittelschule und schon gar nicht ins Gymnasium.

(Bild: dpa-Zentralbild/Marc Tirl)

"Lehrer werden oft unter Druck gesetzt"
"Leider werden Lehrer bei der Notengebung in der vierten Klasse immer wieder von Eltern unter Druck gesetzt und müssen als Sündenböcke für die Gesellschaft herhalten", spricht Zwölfer aus Erfahrung. Daher ihr Appell: "Leistung muss wieder einen Stellenwert haben, die Gleichmacherei bringt gar nichts. Und es braucht auch klare, strikte Regeln in der Schule. Und ich meine hier nicht die Watsch'n, aber heute haben Lehrer fast keine Handhabe mehr gegenüber den Schülern. Diesbezüglich wurde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet."

Markus Gassler, Kronen Zeitung

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